Süddeutsche Zeitung

Bürgermeisterwahl in Utting:Beharrlich

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Renate Standfest (GAL) will Josef Lutzenberger in der Grünen-Hochburg Utting beerben

Von Armin Greune, Utting

Sie wäre die erste Rathauschefin in Utting, wenn sie denn gewählt wird: Renate Standfest will das Erbe ihres Fraktionskollegen Josef Lutzenberger antreten, der für die Grün-Alternative Liste (GAL) zwölf Jahre lang Bürgermeister war und aus Altersgründen nicht mehr kandidiert. Wie wichtig die Grünen auch auf Landes- und Bundesebene das Amt nehmen - von 2008 bis 2014 war Utting die einzige oberbayerische Kommune, in der die Partei den 1. Bürgermeister stellte -, zeigte sich am prominenten Beistand für Standfest im Wahlkampf: Mit Robert Habeck und Katharina Schulze konnte sie gleich zwei Spitzenpolitiker am Ammersee begrüßen.

Aber auch Standfest selbst kann auf reichlich politische Erfahrung verweisen. Seit zwölf Jahren gehört sie dem Landsberger Kreistag an, sie führt dort die Fraktion der Grünen an. 2014 kandidierte sie für das Amt des Landrats und verfehlte mit 20 Prozent der Stimmen den Einzug in die Stichwahl nur knapp. Bis sie Anfang 2018 das Mandat wegen ihrer starken beruflichen Belastung als freiberufliche Unternehmensberaterin abgab, saß Standfest zehn Jahre lang im Uttinger Gemeinderat. Dort fiel sie durch Eloquenz, Beharrlichkeit und klare Positionen auf.

Falls sie Bürgermeisterin wird, will sich Standfest vor allem für die Seniorenbetreuung und den kommunalen Wohnungsbau einsetzen. Da sieht sie weiterhin Bedarf, auch wenn im Rahmen des Schmucker-Projekts gerade 85 Wohnungen für Normalverdiener entstehen: Sie plädiert dafür, dass die Gemeinde weitere Grundstücke als Baulandreserve ankauft. Sie vermisst in Utting Einrichtungen für die Kurzzeit- und Tagespflege. Statt mit dem Rathaus umzuziehen, will Standfest das alte Gebäude sanieren und erweitern lassen. Als weitere vorrangige Ziele nennt sie Jugendarbeit und Unterstützung des örtlichen Gewerbes sowie die Gestaltung der Ortsmitte am Dorfbrunnen. Auch die Förderung von öffentlichem- und Fahrradverkehr sowie der Erhalt von schützenswerten Bäumen sind ihr ein Anliegen. Als konkrete Projektideen zählt Standfest einen ganzjährigen Wochenmarkt im Bahnhof, einen Dorfladen für Holzhausen, eine Wintersauna im Freizeitgelände und den Aufbau eines Gemeindearchivs auf.

Obwohl die 52-jährige Mutter von vier erwachsenen Kinder in der Grünen-Hochburg Utting - bei der Gemeinderatswahl 2014 erhielt die GAL 38 Prozent - als Favoritin für die Bürgermeisterwahl gilt, hat es Standfest in den zurückliegenden Monaten nicht an persönlichem Engagement fehlen lassen. Sie habe "alle 2000 Uttinger Haushalte aufgesucht und etwa die Hälfte der Bürger erreicht." Dabei habe sie viel Bestätigung erfahren - auch weil die GAL-Wahlkampfveranstaltungen "die richtigen Themen angesprochen haben". Neben einer Kandidatenvorstellung vor etwa 100 Besuchern fand ein Gespräch zum Thema "Wohnen, Bauen und Ortsentwicklung", statt, für die der Uttinger Architekt Benedikt Sunder-Plassmann, Vorsitzender des Wessobrunner Kreises, als Referent gewonnen werden konnte. Zum Schmucker-Projekt bot die GAL eine Informationsveranstaltung an: Mit der Grünen-Landtagsabgeordneten Gabriele Triebel stellte Standfest ein seniorenpolitisches Konzept vor. Und mit Katharina Schulze wurde erörtert, wie das politische Interesse der Jugend geweckt werden kann.

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SZ vom 13.03.2020
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