Bürgermeister-Stichwahl in Weßling:Schattierungen von Grün

Grüne empfehlen Michael Sturm (FW), doch Andreas Lechermann (CSU) hält sich für den Grünsten

Von Patrizia Steipe, Weßling

Gute Chancen auf das Bürgermeisteramt rechnen sich beide Stichwahlkandidaten in Weßling aus. Michael Sturm (Freie Wähler) hatte 33,9 Prozent der Stimmen bekommen, Andreas Lechermann (CSU) 27,2. "Zum Glück hatte ich meine Hausbesucher bereits vor der Corona-Krise abgeschlossen", sagte Lechermann. 70 Prozent der Bürger habe er dabei direkt angetroffen. In den vergangenen Tagen gab es lediglich Plakate, einen Flyer, Telefonate und ein wenig Facebook. Dass es keine Infostände gibt, bedauern beide Bewerber, aber durch die generelle Briefwahl wären diese auch gar nicht mehr nötig gewesen. "Viele haben ihre Unterlagen bereits eingeworfen", meint Lechermann.

Bürgermeisterwahl in Weßling

Michael Sturm.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eine Wahlempfehlung bekommt Sturm von den Grünen. Das hatten die aktuellen und künftigen Gemeinderäte zusammen mit dem Ortsverband beschlossen. "Grund sind inhaltliche Schnittmengen und die bisherige gute Zusammenarbeit", heißt es in einer Mitteilung. Im Vorfeld hatte es dazu ein Gespräch mit Sturm gegeben. Dieses hat Gegenkandidat Lechermann vermisst. Die inhaltlichen Themen würden sich bei der CSU nämlich ebenfalls mit denen der Grünen überschneiden. "Ich hätte mich gerne über die künftige Zusammenarbeit ausgetauscht", bedauert Lechermann, der von sich selbst behauptet: "Ich bin grüner als grün." Allerdings glaubt er, dass sich die Wähler nicht unbedingt von einer Wahlempfehlung würden leiten lassen. Keine Empfehlung hat der parteifreie Roland von Rebay abgegeben. "Das sollen die Wähler selbst entscheiden", ist die Einstellung von Rebay. Von den Sozialdemokraten gebe es ebenfalls keine Empfehlung, sagte SPD-Gemeinderätin Susanne Mörtl. Die Partei wolle sich nach dem enttäuschenden Ergebnis nach der Wahl auf sich selbst besinnen.

Bürgermeisterwahl in Weßling

Andreas Lechermann.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Was die berufliche Zukunft betrifft, so sind beide Kandidaten von den derzeitigen Geschäftsschließungen nicht betroffen. Als Gas- und Wasserinstallateur arbeitet Lechermann in einem systemrelevanten Unternehmen. IT-Geschäftsführer Sturm kann sein Team vom Home-Office aus arbeiten lassen. Er selbst ist damit beschäftigt, das Unternehmen umzustrukturieren, damit es ohne ihn weiterlaufen kann, falls er ins Rathaus gewählt wird.

Was die inhaltlichen Schwerpunkte betrifft, so werde man wohl angesichts der bevorstehenden Wirtschaftskrise neuer Priorisierungen vornehmen müssen, ist sich Lechermann sicher. "Betriebe stützen - Arbeitsplätze sichern" hatte er bereits vor den Krisenzeiten gefordert. Dies hat nun eine neue Bedeutung. "Die Gewerbesteuern werden einbrechen, alles wird viel langsamer gehen".

Kinderbetreuung und bezahlbarer Wohnraum bleiben drängende Probleme in Weßling. Das Projekt neue Grundschule ist der wichtigste Punkt auf der Gemeindeagenda, beide Kandidaten wollen das Vorhaben weiterführen. Sturm sieht große und neue Herausforderungen auf die Gemeinde zukommen. Da sei es von Vorteil, dass er als langjähriger zweiter Bürgermeister guten Einblick in die kommunale Verwaltung habe.

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