Bürgermeister-Stichwahl in Seefeld:Männer des Ausgleichs

Thomas Zimmermann und Klaus Kögel sehen sich als Vermittler

Von Christine Setzwein, Seefeld

Wahlkampf auf der Straße und an den Haustüren ist in Zeiten des Coronavirus nicht möglich, also nutzt Thomas Zimmermann das Internet. Es geht um jede Stimme bei der Stichwahl am Sonntag. Darum hat der Bürgermeisterkandidat der Seefelder Grünen, der Bürgerinitiative Eichenallee (BI) und der SPD auf seiner Homepage (thomas-zimmermann-seefeld.de) einen Live-Chat ins Leben gerufen. Täglich um zehn und um 19 Uhr können die Seefelder eine halbe Stunde lang mit ihm ins Gespräch kommen. Nach dem Ergebnis der Wahl am 15. März rechnet sich Zimmermann durchaus Chancen aus, neuer und damit der erste grüne Bürgermeister von Seefeld zu werden: Mit 31,2 Prozent der Stimmen landete der Grünen-Kandidat auf Platz eins.

Momentan unterstützt der 52-Jährige seine 17- und 14-jährigen Töchter beim Lernen zuhause. Mit seiner Mutter - "sie gehört zur Risikogruppe" - steht der gebürtige Bruchsaler täglich im telefonischen Kontakt. Für Nachbarn geht er zum Einkaufen. Seinen Job als Manager bei Siemens hat der Wirtschaftsingenieur bereits Ende 2019 gekündigt. Es ist ihm Ernst mit der Bürgermeisterkandidatur. Und sollte es doch nichts werden am Sonntag? "Dann arbeite ich wieder in der Wirtschaft", sagt er. Mit seinem Wissen und seiner Erfahrung in den Bereichen Unternehmensberatung, Telekommunikation und intelligente Stromnetze dürfte das kein Problem sein.

Bürgermeister-Stichwahl in Seefeld: Klaus Kögel hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung.

Klaus Kögel hofft auf eine hohe Wahlbeteiligung.

(Foto: Arlet Ulfers)

Mit dem Slogan "Kompetenz mit grünem Herz" wirbt Zimmermann um die Wähler. Er möchte Brückenbauer sein zwischen Ökologie und Ökonomie, zwischen Jung und Alt, zwischen den Ortsteilen und den Fraktionen im Gemeinderat. Die Natur und Umwelt in Seefeld bewahren und die Gemeinde gleichzeitig weiterentwickeln, diesen Spagat möchte er schaffen. In einem Video auf seiner Homepage stellt er seine Ziele vor. Zimmermann weiß aber auch, dass die Corona-Krise Auswirkungen auf die Kommunalpolitik und die örtliche Wirtschaft haben wird. "Das wird uns in den nächsten Wochen und Monaten schwer beschäftigen", sagt er. "Aber miteinander schaffen wir das."

Seit mehr als zehn Jahren lebt die Familie in Hechendorf. Zimmermanns Ehefrau Sonja Hoppe vertritt die Grünen seit drei Jahren im Gemeinderat. Sie wurde wiedergewählt - wie auch ihr Mann dem neuen Gremium angehören wird. Auch wenn es nicht klappen sollte mit dem Bürgermeisterposten, "werde ich mich einbringen".

Ein neuer Flyer zur Stichwahl konnte gerade noch vor der verordneten Ausgangsbeschränkung an die Seefelder Haushalte verteilt werden. Aber jetzt ist auch Klaus Kögel auf das Internet und die "Sozialen Medien" angewiesen, will er weiter um Stimmen werben. So lässt sich der CSU-Kandidat, der zur Stichwahl um den Seefelder Bürgermeisterposten antritt, auf Facebook von Landtagspräsidentin Ilse Aigner empfehlen, zeigt sich beim Joggen, beim Kochen, beim Malern und bei der Hausaufgabenbetreuung. "Inhaltlich gibt es doch nichts Neues seit 15. März", sagt der 61-Jährige. Im ersten Wahlgang kam er auf 25,2 Prozent der Stimmen.

Seefeld Hechendorf, BGM KandidatThomas Zimmermann

Thomas Zimmermann hat den ersten Wahlgang gewonnen.

(Foto: Georgine Treybal)

Wie sein Konkurrent von den Grünen hat auch Kögel in den vergangenen Tagen informelle Gespräche mit den anderen Seefelder Fraktionen geführt, wie den Freien Wählern und dem Bürgerverein, deren Bürgermeisterkandidatinnen es nicht in die Stichwahl geschafft hatten. Offiziell unterstützt wird der CSU-Mann nur von der FDP. Die anderen Gruppierungen wollen keine Wahlempfehlung geben. Um sich ganz auf die Kandidatur konzentrieren zu können, hat der Manager den Vertrag mit seinem Arbeitgeber, einem Kälte- und Klimatechnikunternehmen, schon Ende 2019 aufgelöst. Es reizt ihn mehr, auf kommunalpolitischer Ebene zu gestalten, das "liebenswerte Seefeld zukunftsfähig zu machen".

Als Fachmann für Kommunikation und Mediation sieht er sich der Aufgabe als Bürgermeister gewachsen, auch wenn er bisher nicht im Gemeinderat war. Er sieht sich selber als Mann des Ausgleichs, möchte verbinden und Fronten überwinden.

Seit mehr als 30 Jahren lebt die Familie Kögel im westlichen Landkreis Starnberg, zunächst in Wörthsee, jetzt in Hechendorf. So lange ist Kögel auch verheiratet. Seine Ehefrau Gundi ist im Vorstand der Nachbarschaftshilfe Wörthsee - und Mitglied der Grünen. Was daheim am Esstisch durchaus zu kontroversen Diskussionen führen kann, meint Kögel, der seit Anfang 2019 Mitglied der CSU ist. Das Paar hat drei erwachsene Kinder und eine Enkelin.

Klaus Kögel hofft auf eine große Briefwahlbeteiligung bei der Stichwahl. Dem künftigen Bürgermeister von Seefeld - ob von der CSU oder den Grünen - würde das allemal helfen. "Der Bürgerwille wäre erkennbar und würde den nötigen Rückhalt schaffen."

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