Neubau des Landsberger Landratsamtes gestoppt:Bürger verwerfen „Lechkiesel“

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Lediglich 23,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten am Sonntag im Bürgerentscheid für einen Neubau des Landratsamtes in Landsberg am Lech. (Foto: Landratsamt Landsberg)

Mehr als drei Viertel der Stimmberechtigten votieren im Bürgerentscheid gegen das 120 Millionen Euro teure Projekt.

Von Armin Greune, Landsberg am Lech

Die Stimmberechtigten im Landkreis Landsberg haben den Plänen für einen 120 Millionen Euro teuren Neubau des Landratsamtes eine klare Abfuhr erteilt. Im parallel zur Bundestagswahl abgehaltenen Bürgerentscheid votierten dem vorläufigen Ergebnis zufolge zur Stichfrage lediglich 23,9 Prozent für die Realisierung des sogenannten Lechkiesels. 76,1 Prozent der Bürger stimmten gegen das Projekt, das zuvor eine nur knappe Mehrheit aus CSU, Freien Wählern, UBV und FDP im Kreistag abgesegnet hatte.

Das als „Außenstelle“ des Amtes in der Landsberger Innenstadt bezeichnete Vorhaben hätte mit einer Nutzfläche von mehr als 22 000 Quadratmetern nahezu 500 Mitarbeiter aufnehmen können. In einem Realisierungswettbewerb fiel die Wahl auf einen Entwurf des Berliner Architekturbüros Hascher Jehle, der ein ovales, einseitig zugespitztes Hauptgebäude mit begrüntem Innenhof vorsieht. Die abgerundete Form brachte dem Projekt den Spitznamen „Lechkiesel“ ein. Das für 3,5 Millionen Euro erworbene Grundstück ist allerdings weit vom Fluss entfernt und liegt nahe der Autobahnzufahrt Landsberg Ost. Der viergeschossige Hybridbau aus Holz und Beton sollte neben Büros und Besprechungszimmern einen Sitzungssaal für rund 200 Personen, eine Cafeteria und ein repräsentatives Foyer umfassen. Als im April 2024 die Detailplanung und eine Kostenberechnung über 120 Millionen Euro im Kreistag vorgestellt wurden, lehnten die Vertreter von Grüne, SPD, ÖDP, Bayernpartei und „Die Partei“ das Vorhaben allerdings ab.

Der Initiative „Landratsamt Neubau stoppen“ gelang es, innerhalb nur weniger Wochen mehr als 10 000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln. Im November setzten die Befürworter des Projekts im Kreistag dem aber ein Ratsbegehren entgegen: „Sind Sie dafür, dass der Landkreis Landsberg am Lech ein zentrales Dienstleistungsgebäude am Penzinger Feld in Landsberg realisiert, um 13 angemietete Außenstellen mit jährlichen Mietkosten von circa 1,2 Millionen Euro zusammenzufassen und die Zulassungsstelle dort unterzubringen?“

Dem stand nun die BI-Frage entgegen: „Sind Sie dafür, den Neu- beziehungsweise Erweiterungsbau, der als Lechkiesel bezeichnet wird, mit Baukosten von circa 120 Millionen Euro, am Penzinger Feld zu stoppen?“ Sie fand in allen Gemeinden des Landkreises eindeutig mehr Zustimmung: in Dießen und Schondorf zu 70, in Utting zu 73 Prozent – also in geringerem Grad als im Kreisdurchschnitt. Etwa 70 000 Stimmen wurden zum Bürgerentscheid abgegeben, das amtliche Ergebnis wird am Dienstag erwartet.

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