Bürgerentscheid:Zurück in die Zukunft

Die Gilchinger entscheiden am Sonntag darüber, ob die Gemeinde ihre alten Pläne benutzten soll, um das ewige Projekt Westumfahrung zu verwirklichen - oder auf das neue Konzept setzt

Von Christian Deussing, Gilching

Die geplante Westumfahrung von Gilching ist eine unendliche Geschichte. Was viele Einwohner nervt und mittlerweile offenkundig auch verunsichert hat. Denn nun kommt es am Sonntag, 5. Juli, nach nur 17 Monaten abermals zu einem Bürgerentscheid, den die neue Initiative "Westumfahrung Gilching Jetzt" mit mehr als 2000 Unterschriften auf den Weg gebracht hat. Sie fordert, die ursprünglichen Planungen der Gemeinde wieder aufzunehmen, damit die Entlastungsstraße "ohne weiteren Verzug" realisiert werden könne. Initiator Heinz Angermaier glaubt, dass somit die Tangente noch heuer genehmigt wird - also der Planfeststellungsbeschluss vorliegt - und ein "ungewisser Verfahrensausgang" abgewendet sein könnte.

Sollte seine Gruppierung bei der Abstimmung am Sonntag gewinnen, würde der bisherige Entscheid vom 9. Februar 2014 gekippt. Damals war die Initiative "Westumfahrung - mit sicheren Rad- und Fußwegen" erfolgreich gewesen. Demzufolge musste die Gemeinde am Talbauernweg eine Unterführung für Radler und Fußgänger neu einplanen, um eine Anbindung zum Baggersee und dem westlichen Naherholungsgebiet zu ermöglichen. Außerdem sollte der Radweg am Röchnerknoten in Richtung Ammersee erhalten bleiben und weitergeführt werden. Unstrittig ist dagegen die Unterführung an der Römerstraße im Zuge der Radfernroute "Via Julia".

Der Sprecher der Initiative "Sichere Radwege", Kilian Häuser, warnt davor, die "alte und technisch überholte Planung" der Gemeinde aus der Zeit vor dem Entscheid von 2014 aus der Schublade zu holen. Dies würde besonders für die Radfahrer und Fußgänger nachteilig sein, sagt Häuser. Es sei den Gilchingern nicht zumutbar, die mit den Umplanungen "gewonnenen Verbesserungen" jetzt zurückzunehmen. Seine Initiative betont auch stets, dass die Baugenehmigung für die Tangente trotz der neuen Varianten nur sechs Monate länger dauern und sich nicht für ungewisse Zeit verzögern werde, wie es die Gegner behaupteten.

Eben dies befürchtet nämlich die Initiative "Westumfahrung Jetzt". Manche glauben sogar, dass das Straßenprojekt mit dem bisherigen Entscheid indirekt ganz verhindert werden soll. Das Reizwort in der Debatte lautet: "Trojanisches Pferd". Allerdings weist Häuser diese Strategie oder den Verdacht als völlig unbegründet zurück.

Nun wird sich zeigen, ob die Bürger meinen, dass die Trasse nur mit Hilfe der Angermaier-Initiative zu verwirklichen ist. Die Initiative lehnt den Erhalt des "viel zu gefährlichen" Radweges am Röchnerknoten ab. Zudem soll keine Unterführung am Talbauernweg gebaut werden - stattdessen über den "Weßlinger Kreisel" und die Rottenrieder Straße die Verbindung zum Badesee nach Wismath hergestellt werden. So jedenfalls die Vorschläge der Initiative, die sich auf die alten kommunalen Planungen beruft, die wohl bereits im Vorjahr genehmigungsreif gewesen wären.

Auch wenn Angermaiers Initiative - die mit vielen Plakaten im Ort auffällt - am kommenden Sonntag erfolgreich sein sollte, ist ein Spatenstich für die Umfahrung noch keineswegs sicher - zumindest nicht der Zeitpunkt. Bürgermeister Manfred Walter (SPD) geht lediglich davon aus, dass dann der "Planfeststellungsbeschluss schneller erreichbar" sei. Doch wie immer auch der Bürgerentscheid in zwei Tagen in Gilching ausgeht: Es sind sicher noch Verhandlungen um den Grunderwerb zu führen. Außerdem könnten betroffene Anlieger der Trasse Klage einreichen.

Der Rathauschef hat eigenen Angaben nach versucht, in der Diskussion um die sicheren Anbindungen der Westtangente zu moderieren. Das sei ihm bei diesem "nicht leichten Geschäft nicht immer gelungen", sagt er. Er hoffe jedoch, dass es nach der erneuten Abstimmung nicht zu einem weiteren Entscheid um die Umfahrung und deren Varianten kommt. Zur Erinnerung: Bereits vor 18 Jahren hatten sich die Gilchinger für die Umgehungsstraße entschieden, um ihren Ort von dem Verkehr zu entlasten.

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