Bürgerbeteiligung:Wunschkonzert für neues Rathaus

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Das Rathaus in Berg ist in die Jahre gekommen. Am "Huberfeld" soll ein Neubau entstehen. (Foto: Nila Thiel)

Foyer und Terrasse, Klimaanlage und tolle Architektur: Die Berger wissen ganz genau, was der geplante Neubau für 14,5 Millionen Euro leisten soll. Bürgermeister Monn drosselt die Erwartungen

Von Katja Sebald, Berg

Was wünschen sich die Bürger in Berg von ihrem neuen Rathaus? Das wollte Bürgermeister Rupert Monn (parteifrei) wissen und hatte in das in die Jahre gekommene alte Rathaus gebeten. Knapp dreißig Besucher waren der Einladung gefolgt und taten ihre Wünsche kund: Der eine forderte eine Klimaanlage, eine andere fand, es brauche in erster Linie ein Foyer für Vernissagen und eine Terrasse für Sektempfänge. Und die in Berg ansässige ehemalige Grünen-Kreisrätin Gisela Forster sprach sich in erster Linie für "tolle Architektur" aus.

Der Gemeinderat hat für den Rathausbau einen Arbeitskreis berufen, der mit Unterstützung eines Architekturbüros und einer Wirtschaftskanzlei in bisher vier Sitzungen die Ausschreibungsunterlagen zum Neubau des Verwaltungsgebäudes erarbeitet hat. Hermann Wille vom Büro Wille Kastner Architekten erläuterte die für die Ausschreibung formulierten Anforderungen und das weitere Vorgehen im sogenannten Verhandlungsverfahren nach Vergabeordnung, bei dem im Gegensatz zum Planungswettbewerb nach einer europaweiten Ausschreibung unter den Bewerbern eine Vorauswahl nach vorher festgelegten Kriterien wie Wettbewerbsauszeichnungen, Qualifikation und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit getroffen wird. Nur diese drei bis acht ausgewählten Architekturbüros werden dann im Auftrag der Gemeinde Entwürfe erstellen, aus denen dann eine noch zu bestimmende Jury die besten Vorschläge auswählt. Nach einer finalen Angebotsrunde wird die Zuschlagsentscheidung getroffen - voraussichtlich im Mai 2020.

Das neue Berger Rathaus wird auf einem 3260 Quadratmeter großen Grundstück am "Huberfeld" entstehen, nahe dem Kreisverkehr am Ortseingang. Es wird eine Nutzfläche von knapp 1800 Quadratmetern haben und eine über 1000 Quadratmeter große Tiefgarage. Die Gemeinde macht keine Vorgaben zur Bauweise, wünscht sich aber eine Architektur, die sich "gestalterisch ins Ortsbild einfügt". Nachhaltigkeit und Ökologie, aber auch Wirtschaftlichkeit, insbesondere hinsichtlich der Betriebs- und Unterhaltskosten, gehören zu den wichtigsten Kriterien. Das Raumkonzept umfasst neben den Räumen für Verwaltung und Archiv auch einen rund hundert Quadratmeter großen Sitzungssaal und einen Trausaal. Beide Räume sollen flexibel und bei Bedarf auch gemeinsam genutzt werden können. Besonderen Wert soll laut auch auf die Gestaltung der immerhin 2200 Quadratmeter Freiflächen gelegt werden. Zur Qualitätssicherung soll eine Zertifizierung nach "Standard Silber" der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen angestrebt werden, für die Bauausführung soll überdies der "Ökologische Kriterienkatalog der Landeshauptstadt München" zu Grunde gelegt werden. Die Gesamtkosten für den Neubau werden derzeit von der Gemeinde auf 14,5 Millionen Euro geschätzt, die Kommune kann dafür auf Rücklagen von rund 13 Millionen Euro zurückgreifen.

Einigen wenigen anwesenden Bürgern war das alles nicht genug: Die Gemeinde Berg schwimme im Geld, sie könne sich "mindestens Gold" anstatt Silber bei der Qualitätssicherung leisten, hieß es. Man wünsche sich "ein Leuchtturmprojekt" wie die Windräder, außerdem eine direkte Bürgerbeteiligung an der Planung und den Bau eines "Bürgerzentrums", das allen Wünschen der Berger gerecht werde. "In erster Linie wollen wir ein Rathaus bauen", konterte Bürgermeister Rupert Monn.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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