Bürger für und gegen Nachverdichtung:Gauting ist beim Wohnungsbau gespalten

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Auch die Initiative für das fünfstöckige Projekt mit 60 Wohnungen im Zentrum bekommt viel Zuspruch. Bald steht die erste Konfrontation mit den Gegnern an.

Von Michael Berzl, Gauting

Dieser große Zuspruch überrascht selbst den Initiator Fred Rauscher. "Der Wahnsinn. Gigantisch", sagt der 49-jährige Grafiker aus Stockdorf fünf Tage nach der öffentlichen Ankündigung einer Initiative "Zukunft Gauting. Bürgeroffensive für einen starken Ort", die sich für den geplanten Neubau an der Bahnhofstraße einsetzt. Mehr als 50 wohlwollende Zuschriften per Mail und Facebook hat er erhalten. Ob der Platz im reservierten Lokal beim ersten Treffen an diesem Dienstag überhaupt ausreicht, ist angesichts der Resonanz fraglich.

Damit erreicht die Debatte über ein Bauvorhaben Ausmaße, die selbst für eine Gemeinde wie Gauting mit einer besonders engagierten Bürgerschaft außergewöhnlich sind. Nun stehen sich Befürworter und Gegner des Projekts der Erlanger Baufirma Sontowski gegenüber, die einen fünfstöckigen Gebäudekomplex mit Läden und Wohnungen errichten will. Mitte November hatte sich unter Federführung von Angelika Siegmund und Eckhard Müller-Guntrum eine Initiative mit dem Namen "Gauting aktiv" gebildet, die das Vorhaben für überdimensioniert hält und per Bürgerentscheid verhindern will. Beide Initiativen nehmen für sich in Anspruch, sachlich zu informieren und werfen der jeweiligen Gegenseite vor, emotional oder polemisch zu argumentieren.

Ein Modell zeigt, wie der Neubau an der Bahnhofstraße in Gauting aussehen soll. (Foto: Stefan A. Schuhbauer v. Jena)

Entsprechend aufgeheizt ist die Stimmung. Zu einer direkten Begegnung wird es in der Gemeinderatssitzung am nächsten Dienstag kommen. Zum einen ist dann ein Beschluss über die Zulässigkeit des Bürgerentscheids zu fassen; die nötigen Unterschriften wurden schon eingereicht. Außerdem steht auf der Tagesordnung ein Antrag auf ein Ratsbegehren, das zum Ziel hat, dass "ein dringend benötigtes Wohn- und Geschäftshaus" mit Edeka-Markt, Drogerie, Arztpraxen und 60 Wohnungen entstehen kann, so wie es im Dezember 2016 fast einstimmig beschlossen wurde. Formuliert haben den Antrag die parteifreien Gemeinderätinnen Ariane Eigelsperger und Kirsten Platzer sowie Richard Eck (UBG); er wird unterstützt von einer Reihe von CSU-Gemeinderäten. Daher ist mit einer breiten Zustimmung zu rechnen. Auch Eigelsperger beklagt, die öffentliche Diskussion sei "von Fehlinformationen und unsachlichen Beiträgen geprägt".

Die Rathausverwaltung rechnet mit großem Andrang bei der Sondersitzung, die nach der Bürgerfragestunde um 19.30 Uhr beginnt und will die Trennwand zum kleinen Sitzungssaal öffnen, damit möglichst viele Zuhörer die Debatte verfolgen können. Müller-Guntrum oder ein anderer Vertreter von "Gauting aktiv" will die Gelegenheit nutzen, um die Standpunkte der Gegner der aktuellen Planung zu erläutern. Als Initiatoren haben sie Rederecht in der Sitzung, erklärte eine Rathaussprecherin.

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(Foto: Arlet Ulfers)

Eckhard Müller-Guntrum will den Bau verhindern,...

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(Foto: Fred Rauscher; privat/oh)

...Fred Rauscher setzt sich dafür ein, dass er verwirklicht wird.

Die Gemeinderäte entscheiden dann auch, wann die Gautinger über das Thema abstimmen dürfen. In Frage käme der Sonntag, 15. April, der gerade noch in der vorgeschriebenen Drei-Monats-Frist liegt. Frühere Termine wären ungünstiger, weil sie in den Osterferien liegen oder der Rathausverwaltung nur wenig Vorbereitungszeit ließen.

Ein erstes öffentliches Treffen der Initiative "Zukunft Gauting" findet an diesem Mittwoch, 10. Januar, von 19 Uhr an im Lokal Santorini beim GSC an der Leutstettener Straße statt

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Gauting
:Bürgerbegehren gegen "Baukolosse"

Die Initiative braucht 2000 Unterschriften für Entscheid über Neubau im Zentrum.

Michael Berzl

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