Mehrmals täglich hat der Hausmeister im Gautinger Rathaus in den vergangenen Tagen die Briefkästen vor dem Rathaus geleert. Zusätzlich zum fest installierten Einwurf hat die Gemeindeverwaltung zwei große Kästen aufgestellt für die Landtagswahl an diesem Sonntag. Zum einen, weil die DIN-A4-Wahlumschläge recht groß sind. Zum anderen, weil es immer mehr werden. Knapp die Hälfte der 14 513 Stimmberechtigten in der Gemeinde hatte bis Mitte vergangener Woche bereits die Briefwahl beantragt. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren waren es noch knapp 4500 der Gautinger Wahlberechtigten. Die Zahl der Briefwähler wächst, nicht nur in der Würmtal-Gemeinde.
In vielen Gemeinden im Landkreis Starnberg ist der Anteil der Briefwähler gestiegen. Zwar ist der Zuwachs in der Regel nicht mehr so groß wie bei der Kommunalwahl zu Pandemiebeginn im März 2020, doch wird der Anteil vermutlich bei deutlich mehr als 40 Prozent und damit über dem bayernweiten Durchschnitt liegen. Anträge waren noch bis Freitagnachmittag möglich, weshalb bis Redaktionsschluss keine endgültigen Zahlen vorlagen.
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Bayernweit wurden nach Angaben des statistischen Landesamtes bis Mitte vergangener Woche für etwa 3,56 Millionen Stimmberechtigte Wahlscheine mit Briefwahlunterlagen ausgestellt. Das entspricht einem Anteil von 37,9 Prozent aller etwa 9,4 Millionen Stimmberechtigten im Freistaat. Bei den Land- und Bezirkstagswahlen 2018 waren es noch 29,5 Prozent.
Im Stimmkreis Starnberg, zu dem auch die Gemeinden Bernried, Seeshaupt und Iffeldorf zählen, lag der Anteil der Briefwähler bei der Landtagswahl 2018 bei ungefähr einem Drittel. Heuer haben sich noch mehr Wahlberechtigte entschieden, daheim ihre Kreuze zu machen. "Wir nähern uns der 50-Prozent-Marke", berichtet Wahlleiter Holger Albertzarth. Von den rund 105 000 Wahlberechtigten aus dem Stimmkreis hatten bis Mitte voriger Woche etwa 45 000 Personen von dieser Möglichkeit der Stimmabgabe Gebrauch gemacht. "Der Trend geht klar weiter dorthin", sagt der Landkreis-Wahlleiter.
Krailling hat die Zahl der Briefwahllokale erhöht
In der Stadt Starnberg wollen sich am Sonntag etwa 6800 der 16 476 Wahlberechtigten den Gang ins Wahllokal durch die Briefwahl ersparen, in Gilching sind es knapp 5400 der rund 13 000 Stimmberechtigten und in Inning etwa 1500 von 3400. Für die Rathausverwaltung sei das ein "enormer Aufwand", wie dort die Sachbearbeiterin Debra Jernigan sagt. Zehn verschiedene Zettel und Umschläge gelte es für den Briefwähler zusammenzustellen und zur Post zu bringen. Und wenn die Unterlagen zurückkommen, müssten sie sortiert und in die Briefwahllokale gebracht werden.
Krailling hat darum heuer die Zahl der Briefwahllokale auf acht erhöht und die Urnenwahlbezirke auf vier gesenkt - eine Ausnahme. Die meisten Kommunen besetzen weiterhin alle Urnenwahllokale von 2018. In Starnberg sind das stolze 19 an der Zahl, zusätzlich gibt es acht Briefwahllokale. Man müsse in allen Stadtteilen den Wählern eine Möglichkeit zur Stimmabgabe anbieten, sagt Kathrin Spielbauer vom Ordnungsamt.