Breitbrunn:Staatsanwaltschaft schließt die Akte Perger

Breitbrunn: Adventsmarkt  Johannes von Perger

Neben Saft produziert Johannes von Perger auch wieder Glühwein.

(Foto: Nila Thiel)

Der insolvente Safthersteller wirbt indes für seinen Weihnachtsmarkt und neue Sorten. Das bringt einstige Geldgeber in Rage

Von Astrid Becker, Breitbrunn

Mit dem Safthersteller Johannes von Perger geht es offenbar langsam aufwärts. In dieser Woche hat die Staatsanwaltschaft die strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn eingestellt, seine Produktpalette wächst - ebenso wie sein Weihnachtsmarkt, den der Breitbrunner mit mittlerweile 35 Ständen auf seinem Firmengelände am Freitag eröffnet hat. Was für den insolventen Unternehmer gute Nachrichten sind, dürfte seine ehemaligen Genossen und Geldgeber aber nach wie vor in Rage bringen.

Da sind zum Beispiel die relativ großen Plakate, mit denen die Pergers ihren Weihnachtsmarkt im westlichen Landkreis beworben haben. Sie brachten prompt einen ehemaligen Anlieger auf die Idee, einen offenen Brief zu schreiben. Der Weßlinger gibt dort an, 2009 seine Ersparnisse in Genussrechte bei Perger investiert zu haben. Geld, das er offenbar nie mehr gesehen hat. In der jetzigen Werbung für den Weihnachtsmarkt sieht der Mann, dessen Name der SZ bekannt ist, nun einen klaren Hinweis darauf, dass Perger "finanziell wieder auf den Beinen" ist und fragt: "Denken Sie eigentlich daran, all die Menschen, die durch Ihre damalige Misswirtschaft zu Schaden gekommen sind, an Ihrem neuen Erfolg zu beteiligen?"

Tatsächlich hatte der Breitbrunner bereits in der Vergangenheit betont, weiter arbeiten zu wollen, um irgendwann seinen einstigen Geldgebern wieder etwas zurückgeben zu können. Am Freitag damit erneut konfrontiert, sagt er: "Natürlich denke ich an einen Fonds oder dergleichen - aber dafür muss auch die finanzielle Basis geschaffen werden." Perger versucht sein Glück nun schon seit geraumer Zeit wieder als Safthersteller. Bereits im Oktober 2015 hatte er mit nur zwei Sorten den Neuanfang gewagt, damals mit der "Freiherr von Perger UG", als deren Geschäftsführer er auftrat. Nur wenige Monate später erlitt dieses Vorhaben allerdings ein paar herbe Dämpfer: Ehemalige Mitglieder der ebenfalls insolventen Genossenschaft Perger eG stellten Strafanzeige gegen Johannes von Perger, weil sie sich von ihm um ihre Ersparnisse gebracht sahen. Die Staatsanwaltschaft München II leitete Ermittlungen ein. Der Anfangsverdacht auf eine betrügerische Absicht Pergers hat sich aber nicht erhärtet: Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich sind die Ermittlungen eingestellt worden.

Zumindest diese Probleme ist Perger nun los. Überhaupt wirkt er bei der Vorstellung seines Weihnachtsmarktes (an diesem Wochenende 12 bis 20 Uhr) relativ gelassen. Oberflächlich betrachtet, mag das daran liegen, dass es diesen Markt schon seit 14 Jahren gibt und die Zahl der Stände heuer mit 35 so hoch ist wie noch nie - und Perger froh ist, ihn auch heuer wieder veranstalten zu können. Schließlich steht der etwa zwei Hektar große Perger'sche Familiensitz im Auftrag des Insolvenzverwalters seit einem Jahr zum Verkauf. Dort produziert Perger jedoch auch seinen Saft - mittlerweile in neun Sorten. Aus der dafür zunächst als "Unternehmergesellschaft" gegründeten Firma ist vor gut drei Monaten eine GmbH mit einem Stammkapital von 25 000 Euro geworden. Gesellschafter sind laut Handelsregister Pergers Sohn Jacob und Michael Smolka vom Maisinger Seehof. Auch eine kleine eigene Obstplantage in der Nähe des Firmengeländes mit etwa 150 Bäumen, die von der Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet gepflanzt worden sind, hat die Familie wieder gepachtet. Sie firmiert allerdings unter dem Namen "Mein Apfelbaum am Ammersee UG" - dort kann eine Baumpatenschaft für 50 Euro für fünf Jahre erworben werden. "Ich habe dazugelernt", sagt Perger. Dazu gehört wohl auch, für jeden einzelnen Unternehmenszweig eine eigene Firma zu gründen.

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