Süddeutsche Zeitung

Brauchtum:Wer Bock hat, kommt!

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Alle vier Jahre findet in Bachhausen das "Goaßbockfest" statt - ein Spaß, bei dem es ums Tier und ums Bier geht. Mehrere hundert Besucher werden am Samstag auf dem Festplatz am Mühlenweg erwartet.

Von Sabine Bader, Bachhausen

Was waren sie nicht für prächtige Mannsbilder. Mit ihrem dichten Haarwuchs, dem dunklen Funkeln in den Augen und dem sagenhaften Gehörn: Die Siegerböcke der Goaßbockfeste in Bachhausen. Das wäre zum Beispiel Pocci. Er gewann im Jahre 1989 - natürlich völlig zu Recht. Denn seine Hörner waren so prächtig, so ausladend und hatten am Ende einen kessen Schwung nach oben. Das alleine macht diesen Bock unvergesslich. Oder 1986 "Maradona". Sein Bart war so lang und weich, dass man dicke Zöpfe damit hätte flechten können. Sie alle sind Geschichte. Goaßbock-Geschichte.

Am kommenden Samstag bewerben sich andere Artgenossen um den Sieg. Denn dann steigt es wieder, das traditionelles Goaßbockfest in Bachhausen, zu dem einige hundert Besucher erwartet werden. Ein wenig aufgeregt sei sie schon vor dem großen Tag, gibt Bernadette Demmler unumwunden zu. Sie ist seit Dezember 2014 Vorsitzende des 100 Mitglieder starken Goaßbockvereins. 2014 hat sich die Vorstandschaft verjüngt. Diese richtet das Fest erstmalig aus. Demmler ist 25 Jahre alt. Sie ist Gymnasiallehrerin für Englisch und Geschichte und absolviert gerade ihr Referendariat in Icking.

"Das Wetter ist eine echte Zitterpartie", sagt sie. Ständig wandert der prüfende Blick der Veranstalter auf die Wettervorhersage am Handy. Durchwachsen wird es wohl werden am Samstag. Trotzdem will es der Verein wagen. Auch wenn es kein Festzelt am Mühlenweg gibt. "Das Feiern unter freiem Himmel ist doch am Schönsten", finden Demmler und ihre Mitstreiter. Und für paar Regentropfen gibt es schließlich Schirme.

Der Festplatz am Mühlenweg liegt idyllisch am mäandernden Lüßbach. Hier sind auch die Gehege für die teilnehmenden Böcke aufgebaut. Denn schließlich wollen sie sich den Besuchern, die später den Sieger küren werden, von allen Seiten präsentieren. Wählen darf übrigens jeder Besucher, der sich einen Stimmzettel kauft. Zuvor werden die Goaßböcke dem Publikum natürlich auch von ihren Besitzern vorgestellt.

Auch die Familie Demmler schickt einen Bock ins Rennen, den Bernadette Demmlers Schwester Theresa beim Fest präsentieren wird. Er heißt Hector, benannt nach dem Nationalspieler Jonas Hector. Bei den Demmlers ist es Sitte, ihre Böcke nach Spitzenfußballern zu benennen. Beim letztmaligen Goaßbockfest 2014 siegte die Familie Demmler mit Torres, benannt nach dem spanischen Spitzenfußballer Fernando Torres, der für Atlético Madrid spielt.

Bisher sind 16 Böcke gemeldet. Doch bei dieser Zahl muss es nicht bleiben. Auch wem am Samstag einfällt, dass er mit seinem Bock gerne dabei wäre, kann ihn einfach anmelden. Es genügt, rechtzeitig am Maibaum in Bachhausen zu sein. Gerne gesehen wird es auch, wenn die Besitzer ihre Böcke schmücken. Der Verein verspricht auf seiner Homepage ( http://www.goassbockverein.de), dass jeder Teilnehmer pro mitgeführtem Tier eine Maß Freibier erhält. Ausgeschenkt wird übrigens Helles aus dem Starnberger Brauhaus. Es hat seinen Firmensitz im benachbarten Höhenrain. Die kleinen Festbesucher dürfen sich im Streichelgehege mit dem Ziegennachwuchs anfreunden.

Jeder Teilnehmer, der einen Bock zur Wahl stellt, erhält vom Verein einen Erinnerungspreis. Alle Besucher, die abgestimmt haben, nehmen nach der Wahl des "Bocks 2018" an einer Verlosung teil. Der Hauptpreis ist "Rudy", ein im März geborener kleiner Bock, benannt nach dem Bayernspieler Sebastian Rudy. Rudy stammt ebenfalls aus dem Hause Demmler. Ob auch ihm der Sieg im Blut liegt, werden die Fans vielleicht in ein paar Jahren wissen.

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Quelle:
SZ vom 08.06.2018
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