Bildung:Kein Grundstück für Fachoberschule

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Einer von drei Standorten: Im Telekom-Gebäude an der Gautinger Straße ist ein Teil der Fachoberschule untergebracht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Starnberger Bürgermeisterin Eva John will offenbar das Gelände, auf dem die Bildungseinrichtung errichtet werden soll, dem Landkreis nicht mehr zur Verfügung stellen.

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die Zeit drängt: Während sich immer mehr Schüler für die Fachoberschule Starnberg (FOS) einschreiben und die Zahl der Klassen weiter wächst, ist noch kein Ende bei den Verhandlungen zwischen Landratsamt und Stadt um den Kauf eines Grundstücks für einen Schulneubau abzusehen. Auf dem ehemaligen Betriebshofgelände am Seilerweg gleich neben dem Bahnhof Nord soll die FOS errichtet werden. Fragt sich nur, wann dies geschehen soll.

Seit 2015 wird verhandelt. Seitdem sind auch einige Punkte bekannt geworden, bei denen es noch hakt. Wie zu hören ist, fordert die Stadt für das Grundstück einen Preis von mehr als zwei Millionen Euro. Zudem soll der Landkreis auch für dieBeseitigung von Altlasten aufkommen, die möglicherweise auf dem Gelände im Boden liegen. Das kann teuer werden. Im Gespräch soll auch ein Erbbaurechtsvertrag als Alternative zum Kauf sein.

Nun deutet sich aber, zur Überraschung vieler Beteiligter, eine Wende an. Die Starnberger Bürgermeisterin Eva John will dem Landkreis nicht mehr das Areal am Seilerweg für den Bau einer FOS zur Verfügung stellen, sondern ein Grundstück, das schon 2014 im Gespräch war, aber wegen des Naturschutzes als problematisch gilt: die Fläche neben dem Creativ-Center in der Gautinger Straße. Zwar hätte man dort mehr Platz für ein Schulzentrum, allerdings könnte sich eine Genehmigung lange hinziehen, da mit Klagen auf Grund der sensiblen Lage zu rechnen ist. Deshalb hatte sich damals der Kreistag für den Seilerweg entschieden. John hatte dieses Grundstück mit Hinweis auf ein Gutachten ("uneingeschränkt empfehlenswert") und mit großer Stadtratsmehrheit angeboten.

Das scheint nun Makulatur zu sein. Die Motive der plötzlichen Kehrtwende sind unbekannt. Im Starnberger Landratsamt geht man aber weiter vom Seilerweg aus: "Die Beschlusslage lautet, dass der Landrat über das Gelände am Seilerweg mit der Stadt verhandeln soll", sagte Stefan Diebl, Pressesprecher des Landratsamts. So lange sich nichts an dieser Beschlusslage ändere, werde man weiter mit diesem Standort rechnen. Klar ist: Sollte das Grundstück am Seilerweg nicht mehr zur Verfügung stehen, könnte der Bau einer Fachoberschule in weite Ferne rücken - und das Kultusministerium auf den Plan rufen, das auf Dauer ein FOS-Provisorium nicht akzeptieren wird. Derzeit sind die Schüler auf drei Standorte in der Stadt verteilt, und zwar in der Gautinger Straße im Telekom-Gebäude, beim Abfallwirtschaftsverband in der Moosstraße und im städtischen Feuerwehrhaus. Für das kommende Schuljahr 2017/2018 wird das Landratsamt noch weitere Räume anmieten, da auch die Zahl der Klassen steigen wird. Die Raumsituation gilt als gelöst. So ist es auch aus dem Kultusministerium zu hören.

Der Erfolg der FOS könnte sich aber für die Kreisstadt als Bumerang erweisen. Dann nämlich, wenn der Standort Seilerweg endgültig gestrichen ist und sich das Landratsamt zusammen mit dem Kultusministerium nach einer weiteren Alternative umschaut - allerdings dann nicht mehr in Starnberg und auch nicht auf dem Grundstück neben dem Creativ-Center. Wie aus dem Ministerium zu hören ist, müsste eine Fachoberschule im Landkreis Starnberg an der S-Bahnlinie S 6 liegen, um optimal erreichbar zu sein. Statt Starnberg erhielt dann wohl das Würmtal den Vorzug. So könnte der Fall eintreten, dass eine neue FOS in Gauting gebaut werden könnte. Für Gauting spricht, dass es schon jetzt ein Schulzentrum aus Grund- und Mittelschule, Realschule und Gymnasium vorweisen kann. Eine Fachoberschule wäre eine ideale Ergänzung.

Bislang sind dies nur Überlegungen, die aber schnell Realität werden könnten, wenn der Starnberger Stadtrat tatsächlich das Grundstück am Seilerweg zurückziehen sollte. Dazu braucht Bürgermeisterin John aber eine Mehrheit.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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