Bildung:Fachoberschule kommt an den Seilerweg

Nach kontroverser Debatte im Starnberger Stadtrat bleibt es bei der Beschlusslage von 2014. Bürgermeisterin John bringt erneut den Standort hinter dem "Creativ Center" ins Spiel - und scheitert.

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Starnberger Stadtrat hat in der Nacht von Montag auf Dienstag einhellig sein Bekenntnis zur Fachoberschule (FOS) in Starnberg bekräftigt. Standort bleibt - wie schon 2014 beschlossen - das ehemalige städtische Betriebshofgelände am Seilerweg am Bahnhof Nord. Landrat Karl Roth hatte in Begleitung von Kreiskämmerer Stefan Pilgram der Sitzung des Stadtrats mehr als vier Stunden lang beigewohnt, ehe sich das Gremium von 0.30 Uhr an mit einem der wichtigsten Themen für Landkreis und Kreisstadt befasste. Auf Antrag von Angelika Wahmke von der Bürgerliste Starnberg (BLS) war der Tagesordnungspunkt aufgrund seiner enormen Wichtigkeit in den öffentlichen Teil der Sitzung vorgezogen worden. Dennoch mussten Interessierte lange warten, ehe eine Entscheidung gefallen war: Erst nach einstündiger kontroverser Debatte stand das Ergebnis zugunsten des Seilerwegs fest.

Völlig überraschend hatte Bürgermeisterin Eva John (BMS) zuvor erneut den Standort an der Gautinger Straße hinter dem "Creativ Center" ins Spiel gebracht - ein Vorschlag, der noch 2014 durchgefallen war, weil die erforderlichen Grundstücke allesamt im Landschaftsschutz- und FFH-Gebiet liegen. Eine Herausnahme der Grundstücke aus dem Naturschutzgebiet hätte ein aufwendiges Prüfverfahren erfordert, was unter den bestehenden zeitlichen Voraussetzungen und dem Risiko einer Klage gegen das Vorhaben im geschützten Gebiet zur Gefährdung der FOS-Realisierung geführt hätte. "Das Risiko ist mir zu hoch" verdeutlichte Landrat Roth, "die FOS wäre weg." Er gab mit seiner eindeutigen Forderung - gemäß dem Beschluss des Kreistags - nach einem Schulgebäude am Seilerweg den Ausschlag. Denn Roth befürchtet, dass der Landkreis den Zuschlag des Kultusministeriums für die Schule bei weiteren Verzögerungen verlieren könnte. Er betonte: "Für das Grundstück am Seilerweg sind wir in die Ausschreibung gegangen." Die FOS hat einen Bedarf von 4000 Quadratmeter Nutzfläche für maximal 20 Klassen, das Baurecht am Seilerweg umfasst 6100 Quadratmeter. Den Grundstücken hinter dem Creativ-Center erteilte er daher eindeutig eine Absage. Das Grundstück am Seilerweg biete die einzige Möglichkeit auf eine Realisierung der FOS; die Entwicklung eines Alternativvorschlags sei zeitlich extrem langwierig.

Starnberg FOS

Noch unterrichtet Lehrerin Miriam Ort die Klasse FW 12a der Fachoberschule in einer Behelfsunterkunft. Nun steht fest, wohin die Reise für die Fachoberschule gehen soll: in den Seilerweg.

(Foto: Georgine Treybal)

John hatte zum Auftakt der Debatte um das Thema ausführlich die Ereignisse seit September 2014 dargelegt, kam jedoch zu einem anderen Ergebnis: Bei einem beschleunigten Änderungsverfahren sei ein Baubeginn der FOS am Rande des Naturschutzgebietes 2019 möglich. Der Standort sei im Hinblick auf den vermutlich steigenden Bedarf erheblich besser geeignet als am beengten Seilerweg. Zudem seien die jeweiligen Grundstückseigentümer verhandlungsbereit. Stadtbaumeister Stefan Weinl präsentierte dazu ein überaus optimistisch gefärbtes "best-case"-Szenario, das jedoch eine Reihe schwerwiegender Faktoren außer Acht ließ - vor allem die Belange des Naturschutzes.

Stefan Frey (CSU) zeigte sich in höchstem Maß erstaunt: Noch im November 2014 hatten sich WPS, BMS und FDP vehement gegen den CSU-Vorschlag eines FOS-Standorts an der Gautinger Straße gewehrt, um die Voraussetzung für eine ortsnahe Umfahrung zu erhalten. Nun aber habe sich die Meinung plötzlich geändert. "Warum rühren wir die Beschlusslage überhaupt an", fragte Frey, "die Voraussetzungen haben sich nicht geändert." Starnberg dürfe die FOS nicht aufs Spiel setzen, eine Änderung der Beschlusslage sende ein fatales Signal ans Kultusministerium.

Starnberg FOS

Die Starnberger Stadträte wollen die Fachoberschule in der Kreisstadt behalten.

(Foto: Georgine Treybal)

Dem Antrag der BLS folgend soll die Stadtverwaltung nun schnellstmöglich die seit Monaten stockenden Vertragsmodalitäten mit dem Landkreis zu Ende bringen - entweder per Erbpacht, Tausch oder Grundstückserwerb.

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