Schulen in Starnberg:Digitale Klassenzimmer als Standard

Bildungsverbände fordern mehr Tempo bei Digitalisierung

Tablet statt Tafel: Die Digitalisierung an Starnbergs Schulen wird durch Bund und Land gefördert, doch auch die Kreisstadt beteiligt sich an den Kosten.

(Foto: dpa)

Die Stadt fördert die Einrichtungen mit viel Geld. Besonders stolz ist man auf die "hervorragende Ausstattung" des Gymnasiums.

Von Peter Haacke

Bildung gilt nach wie vor als eine der wichtigsten Ressourcen Deutschlands. Insbesondere in den vergangenen Monaten zeigte sich angesichts der Corona-Pandemie aber mehr denn je, wie wichtig die Digitalisierung ist. Mit dem Digitalpakt haben die deutsche Bundesregierung und der Bundestag im Jahr 2018 die Absicht bekundet, die Digitalisierung in allgemeinbildenden Schulen mit fünf Milliarden Euro zu fördern. Auch der Freistaat beteiligt sich an der Ausstattung der Schulen. Die Kreisstadt Starnberg erhält aus den Förderpaketen von Bund und Land insgesamt knapp 908 000 Euro, um die Schulen fit zu machen. Auch der Landkreis wird sich an der Finanzierung beteiligen. Diese Summe reicht zwar nicht aus, um alle Grundschulen, die Mittelschule und das Gymnasium angemessen auszustatten. Doch der Haupt- und Finanzausschuss bekundete am Montag seine feste Absicht, das "digitale Klassenzimmer" als Standard zu etablieren. Am weitesten ist man mit den Planungen bislang am Gymnasium und an der Grundschule Percha.

Die Digitalisierung am Gymnasium Starnberg ist mittlerweile fast vollständig abgeschlossen und entsprechend dem vorgestellten Medienkonzept umgesetzt. Die Errungenschaften sollen in der zweiten Oktoberwoche präsentiert werden, teilte die Schulleitung mit, derzeit wird noch an der Installation gearbeitet. "Das Gymnasium verfügt damit über eine technisch hervorragende Ausstattung", so das Amt für Jugend, Schulen und Soziales, "Infrastruktur und Geräte befinden sich auf dem aktuellsten Stand". Künftig stehen den 80 Lehrern und rund 1000 Schülern fast 200 Tablets zur Verfügung, alle 55 Klassenräume sind verkabelt, vernetzt und multimedial nutzbar durch 55 Beamer, 46 Pylonentafeln sowie 55 Projektionsflächen.

Eine moderne IT-Ausstattung gewährleistet jedoch noch keinen pädagogischen Erfolg. "Technik allein bringt gar nichts, wenn man sie nicht bedienen kann", weiß Ralf Kimmelmann. Der EDV-Fachmann präsentierte im Ausschuss den aktuellen Stand des ambitionierten Projekts und lobte dabei explizit die Kompetenz des vergleichsweise jungen Kollegiums am Gymnasium mit einem Durchschnittsalter von unter 40 Jahren. Die Cloudserver in den drei hochmodernen Computerräumen sollen ausfallsicher sein. Überdies sei man bei Beschaffung der 602 000 Euro teuren Komponenten etwa 150 000 Euro unter der Markterkundung geblieben. Insgesamt habe das Vorhaben 1300 Stunden - davon 700 allein für die Planung - erfordert. Kimmelmann rechnet in den nächsten drei Jahren mit Folgekosten für Wartung und Support in Höhe von 5000 Euro pro Monat. Auch über die Anschaffung weiterer Tablets, die nach drei Jahren verschlissen sind, muss nachgedacht werden. Einhellig beschloss der Ausschuss, ein Leistungsverzeichnis für Wartungsarbeiten von 2021 an zu erstellen und auszuschreiben.

An den Starnberger Grundschulen ist man noch nicht ganz so weit. Simon Küffer, informationstechnischer Berater der Schulämter Landsberg und Starnberg für Grund- und Mittelschulen, erläuterte am Montag die grundlegenden Unterschiede einer "pädagogischen Netzwerklösung", die anstelle eines Servers auf das kostengünstigere "Lean Lan" setzt. Vorreiter ist die Grundschule Percha, die als erstes mit 32 Tablets ausgestattet wird. Das bereits erstellte Medienkonzept soll auch bei der Schlossbergschule (Kosten: 175 000 Euro) und Ferdinand-Maria-Schule (241 000 Euro) Anwendung finden. Mit Blick auf die bislang unberücksichtigte Mittelschule und die Grundschule Söcking verschob der Ausschuss eine Entscheidung auf den Oktober. Wie teuer die Digitalisierung der Schulen am Ende tatsächlich wird, ist derzeit noch nicht absehbar.

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