Süddeutsche Zeitung

Bildband über den Starnberger See:Wo das Wasser flimmert

Villen, Yachten, Segelclubs - das verbinden viele mit dem Starnberger See. Dabei hat der viel mehr zu bieten. Fotograf Edwin Kunz hat das Gewässer ein Jahr und einen Tag lang beobachtet - und erstaunliche Bilder vom Seeflimmern gemacht.

Friedlich liegt er da. "Der See. Unser See", wie ihn die Einheimischen schlicht nennen. Villen, Yachten, Segelclubs - das verbinden viele Touristen mit dem Starnberger See. Für "Zeit"-Auslandskorrespondenten Reiner Luyken, der sich an seine Kindheit am Starnberger See der Nachkriegszeit erinnert, ist er auch ein Ort voller Schrecken. "Der See wirkt wie ein Magnet auf Lebensmüde", schreibt er. Foto: Blick von Leoni auf den Starnberger See in der Abenddämmerung

Reiner Luyken hat das Vorwort zu Edwin Kunz' Bildband "Starnberger Seeflimmern" geschrieben. Das Buch begleitet den See durch die Jahreszeiten. Still ruhen die Boote hier im Frühlingsnebel bei der Werft Simmerding in Leoni auf dem Wasser. Das Ufer ist kaum zu sehen.

Ganz anders im Sommer: Derselbe Ort sieht aus, als hätte man ein Stück Südsee nach Bayern verpflanzt. Die Boote liegen wie bunte Bojen auf dem Wasser.

Wassersport gehört zum Starnberger See wie Schickeria und Alpenblick. Hier sind einige Achter-Ruderboote der Roseninsel-Regatta beim Wenden zu sehen.

"Von allen Farben ist Grün die letzte", heißt es in einem Gedicht von John Berger in dem Bildband. Seine Verse begleiten das Foto eines grasenden Ponys am Seeufer in Ambach.

Ein Nachtgewitter über Leoni. Der Ort gehört zur Gemeinde Berg, aus der auch der Schriftsteller Oskar Maria Graf stammt. Er erlernte zunächst am Ostufer des Sees das Bäckerhandwerk und ging dann nach München, um Schriftsteller zu werden. Für Edwin Kunz' Fotoband lieferten unter anderem Krimi-Autor Friedrich Ani, Schauspieler und Schriftsteller Josef Bierbichler und der Journalist Jan Weiler Beiträge.

Steinerne Löwen blicken von Schloss Seeburg in Unter-Allmannshausen auf das Wasser hinaus. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt geht es 100 Meter steil nach unten, bis der See in 128 Metern seine tiefste Stelle erreicht. Die Steilwand bei Allmannshausen ist bei Tauchern sehr beliebt. Doch es gibt gefährliche Strömungen und wegen der vielen Schwebstoffe im Wasser haben Taucher schlechte bis gar keine Sicht. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Deshalb herrscht Nachttauchverbot, Tauchlehrer dürfen nicht mehr als einen Schüler die Allmannshauser Steilwand mit hinunternehmen. Einige Tote können wegen der enormen Tiefe trotz technischer Möglichkeiten wohl nie geborgen werden. Die Gefahr wäre zu groß.

"Der See liegt wie ein silbernes Tablett. Kein Boot scheint darauf zu verrutschen", heißt es im Text von Josef Bierbichler auf dem Einband des Buches. Auf dem Foto ist ein Fischer zu sehen, der auf der spiegelglatten Oberfläche des Sees Renken aus dem Wasser zieht.

Doch der See kann auch anders, hat auch seine schroffen Seiten. Ein Floß im Sturm bei Leoni ist hier zu sehen. Unweit dieser Stelle fand König Ludwig II. in den stürmischen Fluten des Starnberger Sees den Tod. Ob es ein Unfall war, Selbstmord oder doch Mord, ist bis heute nicht mit Sicherheit geklärt.

"Das Eis knackt, die berstenden Fugen fahren singend ans andere Ufer und jagen mir kalte Schauer über den Rücken", schreibt Reiner Luyken. Er beschreibt die Mischung aus Angst und Abenteuerlust beim Schlittschuhfahren auf dem Starnberger See. Die Wintersonne geht bei Ambach unter. Um den Steg treiben Eisschollen, in der Ferne sind die Berge zu sehen. Edwin Kunz: Starnberger Seeflimmern. Verlag Atelier im Bauernhaus. 174 Seiten. 39,90 Euro.

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