Bienen in Gilching:Die Königinnen vom Gewerbepark

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Die Asto Group hat eine Patenschaft mit Imker Michael Ruhdorfer geschlossen. Er siedelt jetzt drei Bienenvölker an.

Von Kim Fischer, Gilching

In den Gebäuden des Gewerbeparks Gilching schwirren die Mitarbeiter der Firmen umher, auf den Grünflächen daneben die Angestellten der Königinnen. Zwischen Bäumen, Autobahn und Parkhaus wohnen nämlich in Zukunft drei Honigbienenvölker. Sie haben keine Namen, sondern würden durchnummeriert, sagt Imker Michael Ruhdorfer. Zumindest heißen sie nicht Volk Anna oder Tom, sondern Beeyard 1, 2 und 3. Er finde das passend, meint der 55-Jährige aus Weßling, das Hotel nebenan heiße ja auch "Courtyard". Und die Grünfläche dahinter ist nun eben der "Beeyard", der Bienengarten. Für den Honig habe er auch schon ein eigenes Etikett designt.

Die Idee sei mehr zufällig aus einem Gespräch mit dem Imker entstanden, erzählt Sandra Weiß. Sie arbeitet bei der Firma Asto Group, die das Gewerbegebiet Asto Park in Gilching verwaltet, und ist laut ihrem Kollegen Thorben Fabian ab sofort die Bienenbeauftragte. Das Bienensterben sei ja seit Jahren ein großes Problem, da wollen sie auch etwas dagegen tun.

In einem Volk seien etwa 40 000 Bienen, verrät Imker Ruhdorfer. Das genaue Zählen ist natürlich schwer. Die Zahl der Bienen variiere aber auch nach Jahreszeit. Im Sommer haben die Völker meistens 50 000 Bienen, im Winter etwa 15 000. Ruhdorfer, der eigentlich als Maschinenbauingenieur arbeitet, betreibt die Imkerei als ein "Traditions-Hobby". Bereits sein Vater habe in den 1960er Jahren damit angefangen, er habe die Leidenschaft von ihm übernommen. Jetzt sind auch seine eigenen Kinder mit dabei, sein Sohn Simon hilft mit, seitdem er zehn Jahre alt ist, und zieht auch die Beeyard-Völker mit um.

Sandra Weiß, Thorben Fabian, Simon Ruhdorfer und Michael Ruhdorfer (v.l.) begutachten die Beeyard-Völker. (Foto: Georgine Treybal)

Michael Ruhdorfer hat sich auf Bienen-Patenschaften in Gewerbegebieten spezialisiert. Wenn eine Firma Bienenpate wird, kümmert sich der Imker ganzjährig um die Völker und schickt regelmäßig ein Bienen-Journal wie es den Patenkindern so geht. Außerdem erhalten die Unternehmen ein Zertifikat für den geleisteten Umweltbeitrag. Von den "blühenden Gewerbeparks", wie er sie nennt, erzählt er mit Begeisterung: "Ich habe mir vorgestellt, wie die Mitarbeiter in der Mittagspause auf der Parkbank sitzen, rundherum summen die Bienen, einfach wunderbar."

Neben zwei Völkern im Garten für den Eigengebrauch - mehr traue er sich wegen der Nachbarn nicht - betreue er aktuell 27 Völker. Ein paar stünden beispielsweise beim Gut Delling oder bei der Landgärtnerei Holländer in Weßling. "Ich habe mich immer gefragt, ob ich von der Imkerei leben könnte, aber da kommt zu wenig bei rum", sagt der Maschinenbauingenieur. Mittlerweile arbeitet er unter anderem mit der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung in Starnberg (GWT) zusammen, die auch seinen Honig vertreibt. Derzeit ist er im Prozess zur Bio-Zertifizierung, dabei seien auch die Nummerierungen der Völker wichtig. Er hoffe auf das Zertifikat im Mai 2022.

Der Honig hat sogar ein eigenes Etikett. (Foto: Georgine Treybal)

Dieses Jahr war ein hartes Jahr für die Bienen. Die Völker haben mehr Zuckersirup bekommen, als dass der Imker Honig ernten konnte. "Sonst wären sie verhungert." Im Umgang mit seinen Völkern ist Ruhdorfer sicher. Ohne Schutzanzug steht er vor dem Bienenstock auf dem Beeyard und hält den Smoker, ein Gefäß, aus dem Rauch aufsteigt, an den Ausgang. "Jetzt denken die Bienen, hoppla, der Wald brennt." Sie würden sich nun mit Honig vollfressen. Der Vorteil: Wenn die Honigblase gefüllt ist, stechen sie nicht mehr. "Wenn ich mit dem Smoker arbeite, brauche ich auch keinen Schutzanzug." Am meisten Spaß mache ihm das Imkern bei der sogenannten Durchlenzung, dem Ende der Winterruhe und dem Beginn der Brutzeit. Einen Lenz machen sich die Bienen nicht, sondern befliegen durchschnittlich einen Radius von bis zu drei Kilometern. Sie denken wirtschaftlich, das ist der Radius, der sich vom Arbeitsaufwand am meisten lohne.

Sandra Weiß und Thorben Fabian von der Asto Group sind mit dem Projekt sehr zufrieden. "Wir hoffen, noch weitere Mitstreiter im Gewerbegebiet zu finden", sagen sie. Sie haben eine Rundmail an alle Mieter verschickt und bereits ein paar positive Rückmeldungen erhalten. "Die Biene ist ein so wichtiges Nutztier, da hoffen wir, dass sich noch mehr Firmen engagieren." Dass die Bienenstöcke direkt neben der Autobahn stehen, störe die Insekten nicht, sagt Ruhdorfer. Wenn dann nur den Imker. Er habe einmal ein Zitat gelesen: "Wenn die Bienen sterben, dann hat der Mensch noch vier Jahre zu leben." Das würde ihn motivieren, sich weiterhin für sie zu engagieren. "Auf eine summende Zukunft", stimmt Thorben Fabian zu. Die Bienen vom Beeyard summen schon fleißig vor sich hin und sammeln Blütennektar ein. Der "blühende Gewerbepark" Gilching ist also vielleicht im nächsten Frühjahr schon wesentlich bunter.

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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