Bezahlbare Wohnungen:Tropfen auf den heißen Stein

Bezahlbare Wohnungen: Bauunternehmer Oliver Fendt (li.) und CSU-Kreisrat Martin Frey diskutieren über die hohen Mieten.

Bauunternehmer Oliver Fendt (li.) und CSU-Kreisrat Martin Frey diskutieren über die hohen Mieten.

(Foto: Arlet Ulfers)

Bis 2020 will der Verband Wohnen 250 neue Einheiten bauen. Das reicht bei weitem nicht, um die Nachfrage zu decken

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Immobilienpreise in der Region überschlagen sich - und das Wohnen im Landkreis wird insbesondere für junge Familien unerschwinglich. Immer häufiger überlegen sich junge Einheimische, ob sie wegziehen sollen. Zum Thema "Wohnungssituation im Landkreis Starnberg: Aktuelle Herausforderungen und Problemlösungen" diskutierten am Freitag Vertreter der Jungen Union (JU) und der Senioren Union (SEN). Das Fazit: Mögliche Lösungswege gibt es durchaus, die Umsetzung indes ist schwierig.

Nach Angaben von Martin Frey, Kreisrat und Verbandsrat, ist die Zahl von 800 bis 1000 Sozialwohnungsberechtigten auf der Warteliste des Landratsamtes seit Jahren konstant. Allerdings steht diese Gruppe in starker Konkurrenz zu den anerkannten Flüchtlingsfamilien, die ebenfalls Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Frey befürchtete, es könnten radikale Tendenzen beflügelt werden, wenn Berechtigte jahrelang auf eine Sozialwohnung warten müssen, während Flüchtlinge oft schon nach kurzer Zeit den Zuschlag erhalten.

Laut Frey plant der Verband Wohnen im Landkreis Starnberg bis zum Jahr 2020 den Bau von 250 neuen Wohneinheiten bei einem Mietpreis von durchschnittlich sechs Euro pro Quadratmeter. Wie einige Besucher feststellten, ist das jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn der Siedlungsdruck aus München wächst, und dem relativ geringen Angebot an Sozialwohnungen steht eine stetig steigende Nachfrage gegenüber.

Frey indes hielt es für nicht möglich, noch mehr Sozialwohnungen zu bauen, weil die Zahl der geeigneten Grundstücke begrenzt sei. Als mögliche Lösung fordert der Zweckverband laut Frey seit Jahren ein höheres Baurecht sowie die Möglichkeit der Nachverdichtung. Derzeit werde darüber hinaus die Frage diskutiert, weniger Autostellplätze zu bauen, um stattdessen mehr Wohnraum zu schaffen. Damit könne auch der öffentliche Nahverkehr gefördert werden. Nach Ansicht der Besucher ist dies keine Lösung, denn in Starnberg gebe es keine Alternative zum Individualverkehr. Notwendig sei indes eine vernetzte Planung der Infrastruktur.

"Allein durch das Bauen von neuen Wohnungen werden wir das Problem nicht lösen", war der Münchner Bauunternehmer und Betreiber von Studentenwohnheimen, Oliver Fendt, überzeugt. Denn zusätzlich müsse auch die notwendige Infrastruktur geschaffen werden. Wie er vorrechnete, muss eine Gemeinde für jeden neuen Bürger rund 150 000 Euro an Infrastrukturmaßnahmen investieren. Heftig kritisierte Fendt die global tätigen Unternehmen, die in München ansässig sind, aber dort keine Steuern zahlen, weil sie ihre Zentralen in Steueroasen wie Irland oder Luxemburg verlagern. Die Zeche müssten die Bürger bezahlen. Mit deren Steuergeldern müsse die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden.

Dies kommt seiner Meinung nach einer Subventionierung dieser Firmen durch die Kommunen gleich. Die Forderung des Unternehmers: Der Staat sollte nicht mit Fördermitteln um sich werfen, um München billig zu halten, sondern stattdessen die Mietpreisbremse abschaffen. Denn durch einen freien Mietmarkt sinkt seiner Meinung nach die Nachfrage automatisch. "Wenn die Firmen ihre Mitarbeiter marktgerecht entlohnen würden, könnten sich die Leute auch die höheren Mieten leisten." Darüber hinaus könnten die Firmen in Zeiten der günstigen Zinsen Werkswohnungen bauen. Auch dafür könnte der Staat die notwendigen steuerlichen Voraussetzungen schaffen.

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