Betrugsform "Romance Scamming":Liebesfallen im Netz

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Abzocke statt Romanze: Das Geschäft im Internet um die Gunst einsamer Herzen blüht - doch statt potentiellen Liebhabern lauern hier oft auch gewiefte Betrüger, die auf eine herzerweichende Masche setzen. Zwei Beispiele von "Romance Scamming".

Erich C. Setzwein

Erst geht es immer um Liebe, und irgendwann geht es auch immer um Geld. Ist dann die erste Überweisung passiert, sollen weitere folgen - Romance Scamming ist die neueste Spielart von Betrug im Internet. Das haben jetzt auch zwei Frauen aus Germering und Gilching schmerzhaft erfahren müssen. Sie wurden von unbekannten Tätern mit falschen Namen übers Internet bezirzt. Eine 60-jährige Germeringerin verlor dabei 500 Euro. Die beiden Frauen meldeten sich unabhängig voneinander innerhalb von einer Woche bei der Polizeiinspektion Germering.

In einem Fall handelt es sich um Betrug, in dem anderen um eine straflose Vorbereitungshandlung, aber wir haben beide Fälle der Staatsanwaltschaft München II zur Prüfung übergeben", sagt Bernd Matuschek von der Germeringer Polizeiinspektion. Was den beiden Frauen passiert ist, ist auch für die Germeringer Polizisten neu. So erzählte die 44 Jahre alte Frau aus Gilching alles über die Masche, mit der sie ein Unbekannter, vermutlich aus dem afrikanischen Ghana, um 500 Euro gebracht hat.

Die Geschichte, die ihr der Mann erzählt hat, schien ihr glaubhaft zu sein. Man lernte sich über ein Online-Portal kennen, von denen es mittlerweile viele für allein stehende Menschen gibt. Der Gilchingerin gegenüber gab sich der Mann als "Ronald Williams" aus, er sei Soldat der US-Armee in Bagdad. Seine Legende sollte offenbar so echt wie möglich sein, bei einem Chat über die Webcam hörte die 44-Jährige im Hintergrund sogar Schüsse.

Zu Gesicht bekam sie den Mann aber nicht. Er dürfe das wegen Sicherheitsanweisungen der US-Armee nicht, flunkerte er ihr vor. Das Opfer glaubte ihm die Ausrede ebenso wie seine spätere Reise nach Ghana, wo er angeblich einen Freund besuchte. Dort angekommen, sei er aber im Taxi ausgeraubt worden, nun sei er im Krankenhaus und brauche Geld für Medikamente.

Der Täter baute auf das Mitleid seines Opfers, seine Mitteilungen waren dann so überzeugend, dass die Frau aus Gilching das Geld auf ein Konto in Ghana überwies. Erst danach kamen ihr Zweifel, sie fing an, im Internet zu recherchieren und entdeckte ihren Ronald Williams mit unterschiedlichen Fotos. Darauf ging sie zur Polizei.

Ähnlich erging es der 60-jährigen Frau aus Germering, wobei sie aufmerksamer war. Sie hatte ihrem neuen Internetpartner ein Foto von sich geschickt. Als sie von ihm eins zurück bekam, war er in einem Zimmer zu sehen, in dem auch ein groß vergrößertes Bild von ihr zu sehen war. "Das wäre wegen der geringen Auflösung des Bildes, das die Frau per E-Mail geschickt hatte, gar nicht möglich gewesen", erklärte Bernd Matuschek. Auch ein angebliches Bild von ihrem Kontakt in Ghana, das die Frau bekam, sah gefälscht aus.

So führen jetzt die Ermittlungen der Germeringer Beamten nach Ghana. Die Stadt, in der die Bank des Betrügers ist, ist bekannt, die Behörden dort könnten per Rechtshilfeersuchen eingeschaltet werden, doch Matuschek glaubt nicht an einen Fahndungserfolg: "Es wird im Sande verlaufen." Er hofft nur, dass sich nach dem Bekanntwerden der beiden Fälle noch mehr Opfer dieser Betrugsmasche melden.

Da hat eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt so ihre Zweifel. "Die Dunkelziffer ist hoch, weil viele Opfer sich schämen." Wie viele Fälle von Romance Scamming im Bereich des Präsidiums schon gibt, ist in der Statistik nicht aufgeschlüsselt. "Es ist eine der Maschen im Netz, an Geld zu kommen, letztlich fällt alles unter den Straftatbestand Betrug", sagte die Polizeisprecherin. Das, was in Germering und Gilching passierte, sei "ein Fall von vielen".

© SZ vom 13.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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