Süddeutsche Zeitung

Betreuung:In Weßling fehlen 27 Kindergarten-Plätze

Gemeinderat legt Auswahlkriterien für die Vergabe fest. Eltern üben Kritik

Von Patrizia Steipe, Weßling

Eltern müssen derzeit bangen, ob ihr Kind einen Kindergartenplatz bekommt: Denn in Weßling fehlen 27 Plätze. Wer bei der Vergabe der freien 51 Plätze bevorzugt werden soll, das legten die Gemeinderäte in der jüngsten Sitzung fest. "Wir brauchen klare Vorgaben für unsere Entscheidungen", sagte Kindertagesstätten-Bereichsleiterin Stephanie Trinkl. Die Gemeinde hat die Trägerschaft von allen Kindergärten außer einem und teilt in Absprache mit den Einrichtungen die Plätze auf. Fest steht lediglich, dass Vorschulkinder einen gesetzlichen Anspruch haben. Eine Rangfolge aufzustellen, fiel dem Gremium schwer. Lange wurde darüber diskutiert, ob das Kriterium Alter wichtiger sei, oder die Berufstätigkeit der Eltern, wie Notlagen zu berücksichtigen seien oder Geschwisterkinder. Am Schluss entschied sich der Gemeinderat dafür, dass Vorschul- oder zurückgestellte Kinder an erste Stelle kommen. Es folgen das Alter der Kinder, berufstätige Alleinerziehende, ein Geschwisterkind in einer Einrichtung, Kinder, deren Eltern beide berufstätig sind und zuletzt ein hohes Buchungsvolumen.

Viel Kritik in Richtung Gemeinderat hatte es in den sozialen Netzwerken im Vorfeld gegeben. "Da sitzen die Deppen und machen nichts für unsere Kinder", sei einer der Beiträge gewesen, ärgerte sich Susanne Mörtl (SPD). So eine lange Warteliste dürfe in Zukunft nicht mehr vorkommen. "Wir müssen die Eltern im Vorfeld intensiver befragen", forderte sie. Bürgermeister Michael Muther rechtfertigte den Platzmangel mit dem unvorhergesehenen Zuzug von Familien mit mehreren Kindern.

Der Gemeinderat hofft, bis zum Herbst Übergangslösungen zu finden, um jedes Kind unterzubringen. So sollen beispielsweise Krippenkinder länger in der Einrichtung bleiben, dafür aber günstigere Beiträge zahlen dürfen. Ein paar Kinder könnten im neuen BRK-Kindergarten der Gemeinde Andechs aufgenommen werden, so Trinkl. Außerdem soll geprüft werden, ob Räume im Maria-Magdalena-Haus, im Hort und im Dachgeschoss des Alten Feuerwehrhauses hergerichtet werden könnten. Eine Containerlösung lehnte der Gemeinderat ab. Zu teuer und zu zeitaufwendig, urteilte das Gremium. Vertagt wurde die Entscheidung die Kindergartengebühren anzuheben, um für die Kommune das Defizit von 7 000 Euro pro Kind im Jahr zu mindern.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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