Betreutes Wohnen:Der eine zahlt, der andere baut

Die Gemeinde Bernried stellt dem Ambulanten Krankenpflegeverein Tutzing ein Grundstück für das Vorhaben zur Verfügung. Das Geld stammt aus einer Millionen-Stiftung

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Tutzing - Die Ambulante Krankenpflege Tutzing will aus Mitteln einer Millionen-Stiftung eine Einrichtung für Betreutes Wohnen in Bernried realisieren. Das gab Vorstandsmitglied Thomas von Mitschke-Collande auf der Mitgliederversammlung des Vereins bekannt. Die Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde hat sich ergeben, weil die Grundstückssuche in Tutzing bislang ohne Erfolg geblieben sei, wie bedauernd festgestellt wurde.

Das Projekt Betreutes Wohnen soll über ein Vermächtnis finanziert werden, das der Verein nach dem Tod der Tutzingerin Theresia Petsch vor etwa zwei Jahren erhalten hat. Im vergangenen Jahr war die Gründung der Theresia-Petsch-Stiftung in die Wege geleitet worden. Nach Angaben des Vorstandsmitglieds sind die Formalien jedoch noch nicht abgeschlossen. Wie Mitschke-Collande betonte, soll das Betreute Wohnen möglichst ortsnah sein. Verhandlungen für zwei Grundstücke in Tutzing seien wegen der hohen Grundstückspreise gescheitert. Dort wäre die Umsetzung der sozial verträglichen Komponente nicht möglich gewesen.

Die Nachfrage für Plätze im Betreuten Wohnen ist nach Angaben vom Geschäftsführer der Ambulanten Krankenpflege, Armin Heil, sehr groß. Für die 33 vorhandenen Wohneinheiten in der Tutzinger Bräuhausstraße gibt es 270 Interessenten. Der Verein ist daher im Zugzwang. Nach Bernried soll laut Mitschke-Collande auf jeden Fall ein weiteres Projekt in Tutzing folgen - sobald ein Standort zum erschwinglichen Preis gefunden wird. Dank der Erbschaft seien noch genug finanzielle Mittel vorhanden. Pfarrer Peter Brummer, Vorsitzender der Ambulanten Krankenpflege, gab gleich den Zeitplan vor: Fertigstellung der Bernrieder Anlage Ende 2019. Und zum 100-jährigen Bestehen des Vereins im Jahr 2021 soll das Projekt in Tutzing umgesetzt werden. "Wir gehen ganz zielstrebig weiter", so Brummer.

Als der Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger von den Tutzinger Problemen hörte, konnte er sofort ein gemeindeeigenes Grundstück anbieten. Die Bernrieder wünschen sich schon seit Jahren Betreutes Wohnen. Das etwa 3500 Quadratmeter große Areal erfülle alle Anforderungen für eine sozial verträgliche Anlage. Es liegt zentral zwischen dem Ober- und Unterdorf, direkt am Bernrieder Park. Laut Steigenberger stellt die Gemeinde den Grund im Bereich der ehemaligen Wohnanlage der Deutschen Rentenversicherung zur Verfügung, kann sich aber durchaus auch vorstellen, sich an der Investition zu beteiligen. Die Einrichtung in Bernried stehe selbstverständlich auch den Tutzingern offen, betonte Steigenberger. "Wir werden gemeinsam etwas machen, weil wir ohnehin schon viele Gemeinsamkeiten haben."

Die Ambulante Krankenpflege betreibt in Tutzing und Starnberg Betreute Wohnanlagen, Einrichtungen zur Tagespflege und eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke. Im Bereich ambulante Pflege leisten die 94 Mitarbeiter sowie 136 Ehrenamtliche 78 300 Pflegebesuche pro Jahr. Der Verein mit 1125 Mitgliedern nennt Umsatzerlöse von rund 3,7 Millionen Euro pro Jahr, aber einen Aufwand von knapp 4,2 Millionen. Mitschke-Collande und Heil fordern daher von den Krankenkassen eine bessere Vergütung für die Arbeitsstunden.

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