Die Gemeinde Bernried und der Münchner Verein „Forum Humor und komische Kunst“ gehen getrennte Wege. Wie Bürgermeister Georg Malterer im Gemeinderat mitteilte, hatte der Verein „die Zusammenarbeit mit der Gemeinde (…) einseitig für beendet erklärt“.
Die Kommune wollte zusammen mit dem Verein ein Humorzentrum bauen, das sich Forum Humor ursprünglich im Münchner Schlachthof gewünscht hatte. Nun will Bernried das Projekt im Alleingang weiterverfolgen und das geplante Humorzentrum am Rathaus soll Kulturzentrum werden. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat gegen die Stimme von Achim Regenauer (fraktionslos) getroffen.
Beide Parteien hatten das Bundesbauministerium über den Rückzug des Vereins informiert. Wie Malterer betonte, hält der Bund weiterhin seine Förderzusage in Höhe von 5,68 Millionen Euro aufrecht. Jetzt will die Gemeinde einen neuen Kooperationspartner suchen und ein Alternativkonzept erstellen lassen. Die Kosten werden aus dem Zuschusstopf bezahlt.
Auch wenn die Gemeinde eine künftige Zusammenarbeit mit dem Verein nicht generell ausschließt, scheinen die Fronten offenbar verhärtet zu sein. Denn schon einen Tag nach dem Ratsbeschluss gab Vereinsvorstand Reinhard Wittmann eine entsprechende Presseerklärung ab, woraufhin der Bürgermeister mit einer Stellungnahme reagierte. Demnach sind sich beide Parteien darin einig, dass sie die Arbeit an ihren Kulturprojekten künftig getrennt voneinander fortführen werden, begründen es aber unterschiedlich.

Schon nach der Förderzusage des Bundes im Jahr 2022 habe das Forum Humor versucht, die Zusammenarbeit auf eine breitere Basis zu stellen, schreibt Wittmann. Für ein „so außerordentliches Projekt“ sei eine Kooperationsvereinbarung erforderlich, in der Aufgaben und Rechte beider Seiten festgelegt seien. „Bis heute ist keine Vereinbarung zustande gekommen, es gibt nichts“, monierte der Vereinsvorstand.
„Die Gemeinde hat Verträge mit dem Architekturbüro und mit dem Büro für Museumsplanung abgeschlossen, ohne uns einzubeziehen und uns Rechte zu geben.“ Diese Vertragsgestaltung seitens der Gemeinde habe eine konstruktive Planung und Projektentwicklung „verunmöglicht“, so Wittmann, der darauf hinweist, dass das Konzept vom Verein erarbeitet worden sei. Zudem habe er sich persönlich beim Bundesbauministerium sowie bei den zuständigen Bundestagsabgeordneten für die Förderung eingesetzt.

Für den Bernrieder Rathauschef ist der Vorwurf, der Verein sei zu wenig eingebunden worden, „nicht nachvollziehbar“. Die Gemeinde sei dem Wunsch Wittmanns nachgekommen und habe das von ihm vorgeschlagene Planungsbüro mit einem Finanzierungs- und Nutzungskonzept beauftragt. Auch das von Wittmann vorgeschlagene Architekturbüro TBA habe den Auftrag für die Vorplanungen erhalten.
Laut Malterer ist der Entwurf für die vom Verein geforderte Kooperationsvereinbarung bereits im Februar übermittelt worden. Wie er einräumte, sind die Vereinbarungen allerdings noch nicht in Kraft getreten. Beide Seiten seien der Auffassung, dass erst das noch nicht fertiggestellte Betriebskonzept in das Papier einfließen muss.
Wie Malterer bemängelt, sind dem Bund und der Gemeinde bereits im März 2023 „fortgesetzte Absetzbewegungen“ des Vereins aufgefallen, wie etwa die Suche nach alternativen Kooperationspartnern oder anderen Standorten. Es sei bereits damals die Frage aufgeworfen worden, „inwieweit eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bernried noch ernsthaft gewünscht ist“.
Auf der Gemeinderatssitzung stellte Malterer das Gremium vor die Wahl: Entweder Bernried macht seine Entscheidung zum Bau eines Kulturzentrums rückgängig und verliert millionenschwere Zuschüsse – oder die Gemeinde macht mit einem neuen Kooperationspartner weiter.
Die Planungen zum Rathausneubau im Jahr 2002 sahen drei Bauabschnitte vor: Neben dem Rathaus sollte ein Gemeindezentrum sowie ein Bürgersaal entstehen. Letzterer wurde nie umgesetzt, da sich die Gemeinde entschlossen hatte, den historischen Bierkeller unter dem Rathaus als Veranstaltungszentrum für bis zu 450 Personen auszubauen. In der Baulücke am Rathausvorplatz sollte das Humorzentrum umgesetzt werden. Zusammen mit dem Buchheim Museum, dem Kloster und dem Sommerkeller könnte Bernried wieder ein Künstlerdorf werden.
„Ich weiß nicht, ob wir uns da nicht verheben“, sagt Gemeinderat Achim Regenauer
Geplant war, dass die Gemeinde ihren finanziellen Beitrag mit dem Grundstück leistet und die Förderanträge stellt. Im Gremium überwogen zunächst die Bedenken. Denn Bernried steht mit seinen 2300 Einwohnern vor gewaltigen Herausforderungen, wie die Abwicklung des Klosterkaufs sowie den Bau einer Grundschule und eines Feuerwehrhauses. Zwar war man sich darin einig, dass eine Förderung von knapp sechs Millionen Euro bei veranschlagten Gesamtkosten von neun Millionen Euro nicht ausgeschlagen werden dürfe.
Allerdings sollten dabei die Pflichtaufgaben nicht vernachlässigt werden. „Ich weiß nicht, ob wir uns da nicht verheben“, kommentierte Ratsmitglied Regenauer die Entscheidung, wonach die Gemeinde das Großprojekt nun in Eigenregie stemmen will. „Irgendwann muss man springen“, erklärte dazu der Unternehmer und FDP-Gemeinderat Wolfgang Mutter, der harsche Kritik am Verein übte: „Forum Humor ist mit großem Geplauder gekommen, hat aber kein Geld in der Tasche gehabt.“