Bernried verabschiedet Haushalt 2022:Investitionen in die Zukunft

Bernried verabschiedet Haushalt 2022: Der im Frühjahr 2021 besiegelte Kauf des Klosters Bernried - hier Bürgermeister Georg Malterer (2.v.re.) und Priorin Ruth Schöneberger (re.) - wird den Etat der Gemeinde noch auf Jahre hinaus belasten.

Der im Frühjahr 2021 besiegelte Kauf des Klosters Bernried - hier Bürgermeister Georg Malterer (2.v.re.) und Priorin Ruth Schöneberger (re.) - wird den Etat der Gemeinde noch auf Jahre hinaus belasten.

(Foto: Arlet Ulfers)

Viele kostspielige Projekte lassen den Stand des Sparkontos der Gemeinde drastisch abschmelzen, die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt nun 3312 Euro pro Einwohner

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Klosterkauf, neue Kinderkrippe, neue Grundschule, Rückkauf von Seniorenwohnungen: Die Gemeinde Bernried hat zuletzt viel investiert und für die kommenden Jahre ebenfalls noch viel vor. Der Wermutstropfen daran: Für die hohen Investitionen ist eine Entnahme aus den Rücklagen in Höhe von knapp 3,5 Millionen Euro erforderlich, der Topf wird bis zum Jahresende auf 528 493 Euro abschmelzen. Die gute Nachricht: Die Mindestrücklage muss nur 55000 Euro betragen - und die ist in Form von Sparbriefen in Höhe von 60000 Euro abgesichert. Nach Angaben von Kämmerin Eva Reicheicher soll der Rücklagentopf zudem so schnell wie möglich wieder aufgefüllt werden, etwa durch Grundstücksverkäufe. So hat sie beispielsweise den Verkauf des Wasserturms mit 700 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Quasi auf dem letzten Drücker hat der Gemeinderat am Donnerstag in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause nun den Haushalt 2022 und den Finanzplan bis 2025 verabschiedet.

Das Haushaltsvolumen beträgt insgesamt rund 16 Millionen Euro. Das ist zwar um etwa 700 000 Euro weniger als noch im Vorjahr. Aber vor dem Hintergrund, dass das Gesamthaushalt des 2300-Seelen-Dorfes vor zehn Jahren noch bei sieben Millionen Euro lag, ist dies eine drastische Erhöhung.

Der Kauf des Klosters belastet den Etat bis 2038 mit einer halben Million Euro pro Jahr.

Die höchsten Investitionen der vergangenen Jahre ergaben sich durch den Ausbau des Sommerkellers - 2022 nur noch ein Rest von 130 000 Euro - weitere 115 000 für den Umbau des Dorfplatzes bis 2023 sowie der Klosterkauf, der erst in diesem Jahr offiziell abgeschlossen wurde. Letzterer wird die Gemeinde auf Jahre hinaus belasten. Sie hat dafür aber keinen Kredit aufgenommen, es wurde Ratenzahlung vereinbart: Bis 2038 müssen jedes Jahr 500 000 Euro gezahlt werden - macht insgesamt 8,2 Millionen Euro. Im Gegenzug habe die Gemeinde "ein beträchtliches Grundstücksvermögen" aufgebaut, erklärte Bürgermeister Georg Malterer mit Blick darauf, dass zum Kloster auch ein 30 000 Quadratmeter großes Areal in Bestlage direkt am Starnberger See gehört.

Bernried verabschiedet Haushalt 2022: Die Missionsbenediktinerinnen in Bernried - hier bei einer Andacht in der Kapelle - dürfen weiterhin kostenfrei im Kloster wohnen.

Die Missionsbenediktinerinnen in Bernried - hier bei einer Andacht in der Kapelle - dürfen weiterhin kostenfrei im Kloster wohnen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Allerdings müssen künftig auch die Unterhaltskosten bezahlt sowie die Investitionen in den Brandschutz - pro Jahr rund 150 000 Euro - von der Gemeinde gestemmt werden. Zudem dürfen die Missionsbenediktinerinnen weiterhin kostenfrei im Kloster wohnen und ihre Bildungsstätte betreiben. 1,1 Millionen wurden bereits in den Umbau des Gartensaals zur Kinderkrippe investiert und für den geplanten Neubau der Grundschule im Kloster sind zwei Millionen Euro bis 2025 eingestellt. Größter Posten war dieses Jahr der Rückkauf von 13 Wohnungen im Betreuten Wohnen für 3,5 Millionen Euro, hinzu kamen etwa 140 000 Euro für die Innenausstattung. Die Gemeinde hatte vergeblich auf Fördermittel gehofft. Für die Renovierung der Pfarrkirche Sankt Martin gewährt Bernried 2022 einen Investitionszuschuss von 200 000 Euro und im kommenden Jahr weitere 100 000 Euro. In fünf E-Landesäulen sollen 100 000 Euro investiert werden, und 110 000 Euro in ein Rettungsboot für die Feuerwehr.

Höchste Ausgaben sind - wie in vielen anderen Gemeinden auch - Kreisumlage und Personal

Die höchsten Ausgaben sind die Kreisumlage mit knapp 1,6 Millionen Euro sowie Zuweisungen für Soziale Einrichtungen und die Kinderbetreuung in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Die Personalausgaben betragen etwa 1,2 Millionen Euro. Für den Bau der Kinderkrippe musste die Gemeinde einen Kredit aufnehmen, so dass sich die Schulden auf knapp 7,8 Millionen Euro erhöht haben. Das sind 3 312 Euro pro Einwohner. Die laufenden Darlehen werden aber weiterhin regelmäßig getilgt, und die Leistungsfähigkeit ist nach Angaben der Kämmerin auch für die kommenden Jahre gegeben.

Die Einnahmen indes bleiben weitgehend gleich. Der Haushaltsansatz für den gemeindlichen Einkommenssteueranteil liegt bei 1,9 Millionen, für die Gewerbesteuer bei 1,2 Millionen Euro. Der Kurbeitrag wurde von 50 Cent auf 1 Euro erhöht, so dass anstatt 70 000 Euro dieses Jahr 120 000 Euro in die Kasse gespült werden sollen. Haushalt, Stellen- und Finanzplan wurden einstimmig und ohne Diskussion verabschiedet.

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