„Wenn du noch irgendeinen Wunsch hast, dann lass es mich wissen. Ich werde alles tun, um ihn zu erfüllen“, sagt der Kellner beim Frühstück zu unserer Tochter Josefine und lässt sie damit sprachlos zurück. „Meint der das ernst?“, fragt sie, und denkt darüber nach, ob sie einen zweiten Kakao bestellen soll. Aber sie ist bereits satt von Pancakes, Crêpes, Croissants und Speck.
Wir sind zu Gast auf der Quinta de Pacheca. Das Weingut mit Hotel steht im Douro-Tal, der bekanntesten Weinbauregion Portugals mit 40 000 Hektar Reben. Zwei Drittel der Trauben werden hier zum berühmten süßen Portwein ausgebaut.
Der Höhepunkt unseres Aufenthaltes ist ein Kochkurs mit Cristof, einem groß gewachsenen, leise lächelnden Portugiesen. Er hat alles, was wir verarbeiten wollen, dekorativ aufgebaut: Bacalhau, Oktopus, Pilze aller Art, Rindfleisch, portugiesischer Couscous, Kräuter und Gemüse. „Wir machen vier Vorspeisen, vier Hauptgerichte und eine Nachspeise“, sagt er. Die Kinder – noch satt vom Frühstück – beschweren sich. „Warum nicht vier Nachtische?“, fragt Lotti.
Cristof drückt den Kindern drei scharfe Messer in die Hand. Jakob bekommt zum Glück ein etwas kleineres. Für meine Arbeiten in der Küche interessiert der Kleine sich sonst nur mäßig. Hier säbelt er nun Oktopus in feine Scheiben, macht sich über den Bacalhau her, löst Orangenzesten und zupft Austernpilze in kleine Stücke.
Die portugiesische Küche ist nicht kompliziert, so unser Eindruck der vergangenen Wochen. Aber jede Zutat ist von herausragender Qualität. „Deshalb verwenden wir kaum Salz. Wir wollen die einzelnen Bestandteile schmecken“, sagt Cristof. Beim Olivenöl hingegen spart der Koch nicht. Er gibt Josefine eine Flasche, damit sie den Oktopussalat damit anmacht. Sie lässt die goldene Flüssigkeit in die Schüssel laufen. Ihr Blick wird immer ungläubiger, als Cristof sie ermutigt, einfach weiterzumachen – bald ist die Flasche leer, er tauscht sie gegen eine neue.
Wo kommt eigentlich der Spargel her?
Und dann geht das Mahl los: Wir essen den ölgetränkten Oktopussalat, den Stockfisch mit Kichererbsen, Ochsenherzentomaten mit Frischkäse, Rote Bete mit Walnüssen, Spargel – wo kommt der eigentlich her um diese Zeit – und Orangenzesten. Danach bereiten wir die Hauptspeisen zu. Gebratene Austernpilze, Rindfleischhappen mit einer Soße aus Senf, Ketchup, Bier und Brandy, ein Risotto mit dem portugiesischen Couscous sowie ein Gericht aus Pilzen und dem Brät der Alheira, der portugiesischen Wurstspezialität.
Wir können nicht mehr. Doch jetzt kommt noch der Nachtisch, eine Art Crème brûlée, hauptsächlich aus Eiern und Zucker. Die Kinder jubeln, denn sie dürfen mit dem Bunsenbrenner die Zuckerkruste machen. Cristof lächelt uns an: „Wenn ihr bei meiner Mutter zu Gast wärt, dann wärt ihr jetzt drei Tage satt.“ Ich denke, für zwei reicht das hier auch.
Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Bock auf Regional – Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.

