Die Bilder des Malers Thitz sind verspielt, fröhlich und bunt. Seine Motive sind die Großstädte in der Welt, etwa die Wolkenkratzer von New York. Seine Bilder sind derzeit im Bernrieder Sommerkeller zu sehen. In der Kunstausstellung „Art Bernried“ zeigen die Galerie „Kunstblick“ aus Balingen und das Kunsthaus Fischer aus Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Starnberger Steinbildhauerin Renate Hofer namhafte Künstler, die in europäischen und amerikanischen Museen ausgestellt sind.
Markenzeichen von Thitz, der 1962 als Matthias Schemel in Frankfurt am Main geboren wurde, sind seine „Tütenbilder“, an denen die Griffe der Papiertüten über den Bildrand hinausragen. Hinter seinen unterhaltsamen Städtebildern verbergen sich neben lustigen Details wie etwa Micky-Maus-Symbolen auch ernste Botschaften mit Tiefgang. Bei näherer Betrachtung ist beispielsweise in einem Wolkenkratzer zwischen tiefen Häuserschluchten ein Foto der amerikanischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zu sehen. Wie die Mitinitiatorin Heidrun Bucher-Schlichtenberger von der Galerie Kunstblick aus Anlass der Ausstellungseröffnung am Freitag erklärte, enthält das Bild eine politische Botschaft des Künstlers: Der sähe lieber Donald Duck als neuen Präsidenten anstelle des ehemaligen Präsidenten und aktuellen Herausforderers Donald Trump.
Als einzige Künstlerin aus der Region ist Renate Hofer dabei. Die Steinbildhauerin hatte die Galeristen Heidrun Bucher-Schlichtenberger und Markus Kraushaar auf den historischen Sommerkeller in Bernried als Standort für die Ausstellung aufmerksam gemacht. „Wir wollten hochwertige Kunst zeigen und waren fasziniert von dieser Location“, sagt Bucher-Schlichtenberger. Sie lobt Hofers ruhige, anmutige und emotional ansprechende Werke, die bereits im Starnberger Schlossgarten zu sehen waren. Einige ihrer Skulpturen sind aus Millionen Jahre altem Sandstein hergestellt, der teilweise mit Blattgold veredelt ist.



Neben Hofers Werken stehen die Insel-Skulpturen von Basilius Kleinhans. Er hat sich auf Häuser aus Bronzeblech spezialisiert. Der gelernte Metallgießer-Meister und akademische Bildhauer aus Günzburg fertigt seit 25 Jahren Häuser und Boote in allen Variationen, die häufig mit Blattgold überzogen sind. Durch die Vergoldung leuchten seine Arbeiten von innen heraus und erzeugen meditative, ruhige Stimmungen.
Eine besondere Arbeitstechnik hat Beatriz von Eidlitz: Die Künstlerin stäubt Farbpigmente auf eine Eisenplatte und schöpft Papierbrei darüber. Die Feuchtigkeit lässt das Eisen oxidieren, wobei aber jede Farbe unterschiedlich reagiert. Daraus ergeben sich zufällige Wirkungen voller Überraschungen. Nach der Trocknung wird das Papier wieder von der rostigen Eisenplatte abgezogen. Dadurch entstehen zwei Arbeiten – eine aus Papier, eine aus Eisen. Eidlitz experimentiert schon seit 40 Jahren mit dieser Technik, auf die sie eher zufällig in ihrer Akademie-Zeit gestoßen ist. Heute hat sie Schwierigkeiten, Eisenplatten zu finden, die noch natürlich rosten. Diese seien heutzutage behandelt, sodass sie nicht mehr nach innen rosten könnten, sagt sie. Sie sucht daher ständig nach alten Eisenplatten.


In leuchtenden Farben malt der gebürtige, vor dem ehemaligen Schah von Persien geflohene Iraner Alireza Varzandeh. Seine Motive sind die persischen Gärten. Für einen Mann eher ungewöhnlich sind seine halb-abstrakten Blumen-Stillleben: Sie bekommen besondere Leuchtkraft, indem er mehrere Farbschichten übereinander malt. Ebenfalls halb-abstrakt sind die Werke von Ulrike Hansen. Durch Ei-Tempera-Farben, die in der Renaissance verwendet wurden und die sie selbst herstellt, haben ihre Ostsee-Bilder eine pudrige Wirkung. Sie ist verheiratet mit Jürgen Reichert. Was sie verbindet, ist ihre Malerei in leuchtenden, kräftigen Farben, die auch in Reicherts abstrakten Bildern besondere Wirkung entfalten. Sie wird verstärkt durch seinen dynamischen, mal breiten, mal schmalen Pinselduktus.
Flüchtige Augenblicke und alltägliche Szenen wie etwa vorübergehende Paare oder Menschen auf einer Brücke sind das Thema von Renata Tumarova. Die in Sankt Petersburg geborene akademische Malerin hat in ihrer Heimatstadt und in Berlin studiert. Ihr Markenzeichen sind weiße Punkte, die scheinbar willkürlich über die Alltagsszenen gestreut sind, als ob Schnee fallen würde. Diese Punkte drücken laut Bucher-Schlichtenberger die Freude der Künstlerin am Malen aus.

Patrizia Casagranda aus Stuttgart ist nach Angaben der Galeristen die Senkrechtstarterin unter den ausgestellten Künstlern. Sie malt auf nachhaltigen Materialien wie Pappe, schweren Platten oder Transportkisten, die sie mit einem mehrfarbigen Raster aus einer Mörtel-Gips-Mischung bemalt. Darauf sind, ähnlich einer Fotomontage, Porträts bekannter Künstler zu sehen wie Romy Schneider oder Maria Callas. Aber auch unbekannte Frauen werden porträtiert. Denn die frühere Art Direktorin bei Film und Fernsehen engagiert sich für Frauen aus Afrika und Indien und versucht sie in Würde darzustellen. Der Niederösterreicher Roman Scheidl ist international bekannt für seinen „tanzenden Pinsel“. Seine Werke sind beispielsweise in der Albertina in Wien ausgestellt. Er malt auf Nepalpapier mit Tusche und Kreide, aber auch mit Öl auf Leinwand. Sein Thema ist Musik und Tanz, da er mit einer Ballerina verheiratet ist. Er zeichnet auch live zu musikalischen Klangkompositionen.
Die Ausstellung „Art Bernried“ ist noch bis Sonntag, 20. Oktober, im Sommerkeller in Bernried zu sehen.