Beim Geld hört der Spaß normalerweise auf. In Bernried verhält es sich anders: Nach dem Ausstieg des Münchner Vereins „Forum Humor für komische Kunst“ plant die Gemeinde das bundesweit wohl einmalige Projekt nun allein weiter und hofft auf eine millionenschwere Zuwendung aus Berlin. Die Kommune wollte zwischenzeitlich zusammen mit dem Verein ein Humorzentrum bauen, das sich das Forum Humor ursprünglich im Münchner Schlachthof gewünscht hatte. Doch daraus wurde nichts. Jetzt soll ein Arbeitskreis allein für die humorbeseelten Bernrieder ein Betriebskonzept erstellen. Das ist notwendig, damit die vom Bund zugesagten Fördermittel in Höhe von knapp sechs Millionen Euro ausbezahlt werden und der Spaß damit beginnen könnte.
Vor dem Rathaus in Bernried steht mittlerweile ein Ausstellungspavillon, den die beteiligten Künstler „Aquarium“ nennen. Der Name drängt sich auf, weil das Bauwerk, das im zweiten Bauabschnitt des Gemeindezentrums errichtet wurde, aus Glas ist. Die Exponate können – wie Fische in einem Aquarium – von außen betrachtet werden. Die Künstler wollen damit aber auch auf das geplante Multifunktionsgebäude für komische Kunst hinweisen, das ursprünglich zusammen mit dem Münchner Verein „Forum Humor für komische Kunst“ verwirklicht werden sollte.
Die Gemeinde wird dabei von mehreren Künstlern unterstützt, die gleichzeitig auch Mitglieder des Vereins „Forum Humor“ sind. Am Donnerstag haben sie die Ausstellung „Komische Kunst am See“ gemeinsam mit Bernrieds Bürgermeister Georg Malterer eröffnet. Neben Exponaten der Künstler sind auch die Pläne sowie das Modell des Gemeindezentrums zu sehen, das Architekt Titus Bernhard entworfen hat. Der dritte Bauabschnitt mit dem Bürgerhaus war nicht umgesetzt worden. Nun hat Bernhard seinen Entwurf abgeändert: Das Bürgerhaus soll zur multifunktionalen Ausstellungshalle werden. Die jeweiligen Planungsschritte sowie die entsprechenden Presseberichterstattungen, die im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden, stießen bei Besuchern auf großes Interesse.


Weil sowohl Architekt Bernhard als auch der Cartoonist, Maler und Autor Rudi Hurzlmeier verhindert waren, übernahm Cartoonist Peter Gaymann die Einführung zur Ausstellung. Er verlas eine Erklärung seines Künstlerkollegen Hurzlmeier, der das Plakat zur Ausstellung entworfen hat. Seine originelle Idee: Sobald die geplante Ausstellungshalle für komische Kunst fertig ist, soll der Glaspavillon geflutet werden und als Unterwasser-Atelier fungieren. Das Plakat verweist humorvoll auf die Ziele der Künstler, die im Arbeitskreis mitarbeiten: Es zeigt das Unterwasser-Atelier mit Hinweisschild „Haus der komischen Kunst in Planung“. Vor dem Gebäude sitzen eine Meerjungfrau und ein Wassermann einträchtig auf einer Bank. Als versteckten Scherz hat Hurzlmeier auch eine Ente hinzugefügt, die in Erinnerung an den großen Humoristen Loriot draußen bleiben muss.

Gaymann ist mit eigenen Bildern vertreten, die teilweise schon im Rahmen einer Einzelausstellung im Buchheim-Museum gezeigt wurden. Der Geschäftsführer der Münchner Lach- und Schieß Gesellschaft, Ulrich Spandau, ist ebenfalls mit von der Partie – allerdings nur unterstützend. Er sei ebenfalls Mitglied im Verein „Forum Humor“, sagte Spandau. Er unterstütze sowohl den Humor in München als auch am Starnberger See. „Wir sind die Diener des Humors. Überall, egal, ob im Forum Humor oder in der Gemeinde Bernried.“ Gaymann fügte hinzu: „Es geht nicht um Abspaltung, sondern um Weiterführung.“ Es sei die alleinige Entscheidung des Forums Humor gewesen, nicht mehr mit Bernried zusammenzuarbeiten. Nun habe sich eine Künstlergruppe zusammengefunden, die Bernried unterstütze, um die Planungen voranzubringen. „Wir haben hart gearbeitet“, sagte er. Künstler seien zwar keine Bauherren. Aber sie könnten mithelfen und ihre Ideen, ihren Input und ihr Netzwerk einbringen. Gaymann: „Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappt.“
Von Weitem zu sehen sind die Holzskulpturen von Mia Böddecker. Die etwa 15 Zentimeter hohen Keramikfiguren der Künstlerin waren schon mehrmals in Bernried ausgestellt. Neu sind die fast lebensgroßen Holzfiguren, die in einer Warteschlange in der Ausstellungshalle stehen. Derart große Kunstwerke sind für Böddecker ungewöhnlich, aber sie sind auch kein Neuland. Denn die Künstlerin ist zuweilen für die Autoindustrie tätig, beispielsweise für Mercedes-Benz. Sie setzt Entwürfe für Autokarossen Plastilin-Modelle im 1:1-Maßstab um. Zum Werkstoff Holz kam sie per Zufall. Vergangenes Jahr wurden Holzscheite für ihren Ofen geliefert, die aber waren zu groß. Daher absolvierte sie einen Motorsäge-Kurs, um die Scheite kleinzuschneiden. Und als ihr Bruder, ein Landwirt, drei große Eschen fällte, habe sie aus den dicken Baumstämmen Figuren gesägt. Die drei Figuren, darunter auch „Karli“, der einen riesigen Hintern aus zwei zusammengewachsenen Baumstämmen hat, werden laut Böddecker so lange im Pavillon warten, bis sie in das geplante Kunstgebäude einziehen dürfen.

Künstler David Berlinghof ist mit einem Witzetisch vertreten: Er hatte vor drei Jahren für den Humorparcours am Seeufer in Bernried das Klangkunstwerk „Lach-Wald“ geschaffen, das jetzt im Klinikpark Höhenried steht. Für den Witzetisch hat er Kinder und Berufskabarettisten befragt und sich Witze erzählen lassen. Mehr als 100 Scherze sind zusammengekommen, die am Tisch über Kopfhörer zu hören sind. Nach den Erfahrungen des Starnberger Musikers, Klangkünstlers und Kabarettisten stirbt der Zeitvertreib des Witze-Erzählens in der Gesellschaft allmählich aus. Mit dem Witzetisch will Berlinghof diese besondere Form des Humors aufrechterhalten.
Rathauschef Georg Malterer teilte am Rande der Veranstaltung mit, dass er vor zwei Wochen in Berlin weilte, um mit den zuständigen Behörden erneut über den zugesagten Millionenzuschuss zu reden. Dabei habe er sehr viel Zustimmung erfahren, sagte er. Nur müsse ein detailliertes Betriebskonzept eingereicht werden, das der 15-köpfige Arbeitskreis derzeit erstellt. Zudem ist er in Verhandlung mit Fachleuten, die das Konzept in eine professionelle Form bringen sollen. Das geplante Gebäude soll vielseitig nutzbar sein. Der Bernrieder Gemeinderat wird sich in der Januarsitzung mit dem Thema befassen.
Die Ausstellung ist in den kommenden Wochen im Pavillon am Rathausvorplatz (Dorfstraße 26) in Bernried zu sehen.