Süddeutsche Zeitung

Bernried:Kinderkrippe und Klosterschwestern

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Die Gemeinde Bernried erweitert ihr Betreuungsangebot an einem historischen Ort

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Noch vor einem Jahr hatte sich niemand in Bernried vorstellen können, dass die geschichtsträchtige, 900 Jahre alte Klosteranlage einmal in die Hände der Gemeinde übergehen wird. Und noch weniger konnten sich die 16 in Bernried lebenden Missionsbenediktinerinnen vorstellen, dass schon bald Kinder in ihren geliebten Gartensaal einziehen werden. Die Gemeindeverwaltung will in dem idyllisch im Klostergarten gelegenen Pavillon eine Kinderkrippe einrichten. Am Donnerstag bohrten die Arbeiter des beauftragten Bauunternehmens von Walter Eberl ein Loch in die Mauer der Garage. An dieser Stelle ist der Eingang zur künftigen Kinderkrippe geplant. Die Garage soll Foyer werden, und anstatt des städtebaulich wenig ansprechenden grauen Garagentors soll hier eine Glaswand eingesetzt werden.

"Mit einem lachenden und einem weinenden Auge" übergab die Oberin des Klosters, Schwester Mechthild Hommel, gestern symbolisch den liebevoll verpackten Garagenschlüssel an Bürgermeister Georg Malterer. "Das Gartensaalgebäude war unser Kleinod, weil man so schön sitzen kann", sagte sie. Zwar ist der Klosterkauf noch nicht in trockenen Tüchern, doch schon jetzt wird gehämmert und gebohrt. Wie Malterer erklärte, platzt das Kinderhaus aus allen Nähten. Vor einem Jahr habe die Gemeinde Gespräche mit den Eltern geführt, wo ein Container für eine zusätzliche Kinderkrippengruppe aufgestellt werden könne. Man hatte sich für das Areal des Vereinsheims entschieden. Doch dann wurde bekannt, dass die Missionsbenediktinerinnen das Kloster verkaufen müssen, weil sie die teuren Brandschutzauflagen nicht zahlen konnten. Daraus entstand die Idee, die Klosteranlage mit 30 000 Quadratmeter Grund in Bestlage am See zu kaufen. Die Gemeinde kann hier Kinderbetreuung und Grundschule unterbringen, dennoch bleibt Platz für die Klosterschwestern. Sie können hier wohnen bleiben und ihr Bildungshaus betreiben. Den Kauf haben sich die Beteiligten aber nicht so kompliziert vorgestellt: Seit Monaten werden Gespräche geführt, laut Malterer etwa zwei bis drei Mal pro Woche. "Aber es ist halt kein Einfamilienhaus", sagte er. Mit dem Bau der Kinderkrippe jedenfalls will die Gemeinde nicht bis zum Abschluss der Verhandlungen warten. "Wir hatten einen Riesendruck", erklärte der Rathauschef.

Nach Angaben von Nicola Lindorfer, Leiterin des Kinderhauses und Ansprechpartnerin für die Kinderkrippe, ist "der Bedarf an Krippenplätzen in Bernried sehr, sehr hoch". Die neue Krippe, in die drei Gruppen einziehen werden, soll daher bereits im September fertiggestellt sein. Architekt Gallus Faller, der auch den historischen Sommerkeller ausbaut, hat den Auftrag nur zögerlich angenommen. "Ich zerstöre nur ungern etwas, das gut funktioniert", sagte er. Das erst 20 Jahre alte Gebäude - es ist der jüngste Bau in der Klosteranlage - sei sehr gepflegt. Darin eine Kinderkrippe unterzubringen, ist seiner Erfahrung nach sehr schwierig. Da das Gebäude zwei Ebenen habe, müsse ein neues Treppenhaus gebaut werden.

Schwester Ruth Schöneberger aus Tutzing, Priorin der Missionsbenediktinerinnen, bezeichnet es als "ein schönes Symbol", dass die Gemeinde bei allen geplanten Umbaumaßnahmen im Kloster den Anfang mache mit einer Einrichtung für Kinder. Die Klosterschwestern seien sehr dankbar, dass Bürgermeister Malterer und sein Vorgänger Josef Steigenberger die Planungen auf den Weg gebracht hätten, sagte sie. "Es wäre den Schwestern schwer gefallen, das Bildungshaus aufzugeben."

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SZ vom 06.03.2021
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