AusschreibungInvestor gesucht

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Neben dem Rathaus soll das neue Humor-Kulturzentrum entstehen - vorausgesetzt, es findet sich ein Betreiber.
Neben dem Rathaus soll das neue Humor-Kulturzentrum entstehen - vorausgesetzt, es findet sich ein Betreiber. (Foto: Arlet Ulfers)

Dank eines 5,7-Millionen-Euro-Geldsegens aus Berlin soll in Bernried ein Kulturzentrum entstehen. Dafür braucht es nach dem Ausstieg des „Forum Humor“ einen neuen Betreiber – und zwar bis zum Jahresende.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Die Gemeinde Bernried sucht einen neuen Investor für den geplanten Bau des Humor-Kulturzentrums am Rathausplatz. Zunächst sollte das Projekt zusammen mit dem Münchner Verein „Forum Humor für komische Kunst“ verwirklicht werden. Nachdem es jedoch im Juni zum endgültigen Bruch kam, ist nun offen, wer stattdessen Betrieb und Unterhalt des Projekts übernimmt. Unter dem Motto „Bernriedale“ hat die Gemeinde jetzt eine Ausschreibung für Investoren und Betreiber gestartet.

Die Investorensuche ist begrenzt bis zum Jahresende. Im Januar wird Zwischenbilanz gezogen. Dann soll entschieden werden, wer den Zuschlag bekommt. Sollte es keine geeigneten Kandidaten geben, müssten Überlegungen angestellt werden, wie es weitergehe, erklärt Bürgermeister Georg Malterer.

Verantwortlich für das Fundraising ist Johanna Wahlig, eine ehemalige Bernriederin, die wieder in ihren Heimatort zurückgekehrt ist. Laut Malterer hat sich die Gemeinde entschieden, das Projekt in ihre professionellen Hände zu geben. Wahlig sei qualifiziert, da sie in Berlin für den Bundespressestrand verantwortlich gewesen sei und daher über ein gutes Netzwerk verfüge, sagt er.

Zusammen mit dem Forum Humor war vor zwei Jahren die Idee entstanden, den bereits 2002 geplanten dritten Bauabschnitt für das Gemeindezentrum am Rathaus als Humormuseum umzusetzen. Völlig überraschend hatte der Bund im vergangenen Jahr Fördermittel in Höhe von 5,7 Millionen Euro zugesagt. Malterer bezeichnet es als „Prestigeprojekt des deutschen Städtebaus“ und zählt weitere Pluspunkte auf, die zu dieser Entscheidung geführt hatten. Bernried, das sich mit dem Titel „schönstes Dorf Deutschlands“ schmücken darf, habe sich bereits mit dem Buchheimmuseum, dem Kloster als Bildungshaus und dem Sommerkeller als Künstlerdorf profiliert, das zum überregionalen Kultur-Tourismus passe, so der Rathauschef. Mit einem Gebäude für Kunst, das das Thema Humor und eine entsprechende Nachwuchsförderung einbeziehe, könne nun ein Projekt gestartet werden, das „weltweit einzigartig“ sei, betont Wahlig. Die Ausschreibung wecke „Begeisterung allerorten“, weil das Projekt Menschen zusammenbringe.

Bei den Humorfestivals in Bernried gibt es regelmäßig Cartoons zu bestaunen.
Bei den Humorfestivals in Bernried gibt es regelmäßig Cartoons zu bestaunen. (Foto: Nila Thiel)

Die Zusage des Bundes war an die Bedingung geknüpft, dass Bernried das geplante Gebäude für mindestens zehn Jahre für die geförderten Zwecke zur Verfügung stellt. Da die Gemeinde aber nicht Veranstalter sein will und zudem die Pflichtaufgaben der Kommune nicht beeinträchtigt werden dürfen, benötigt sie einen Investor, der die notwendigen Geldmittel für Betrieb und Unterhalt zur Verfügung stellt. Um einem interessierten Investor möglichst viel Freiheit zu geben, wurde bislang noch kein konkretes Konzept festgelegt.

Malterer könnte sich etwa eine Kooperation mit der Klinik Höhenried vorstellen, etwa unter dem Aspekt therapeutischer Humor. Auch das gesamte Dorf und seine Vereine sollen einbezogen werden. Zudem werde geprüft, ob eine neue Gesellschaft oder ein Verein für Projektentwicklung gegründet werden könnte. „Ich glaube, dass die Spanne sehr groß ist“, sagt Malterer. Wie Wahlig betont, soll das Projekt Akademie-Charakter bekommen mit multifunktionalen Ausstellungsflächen, Studios oder Räumen für Workshops.

Auch ein Kasperltheater war vertreten.
Auch ein Kasperltheater war vertreten. (Foto: Georgine Treybal)

Vom Ausstieg des Vereins hatte die Gemeinde über den Newsletter des Forums Humor erfahren. „Wir haben die ja nicht hinausgeschmissen“, betont der Rathauschef, der eine weitere Zusammenarbeit unter gewissen Voraussetzungen auch jetzt nicht grundsätzlich ausschließen will. Denn immerhin habe der Verein viele positive Impulse gesetzt. Die Gemeinde arbeite darüber hinaus mit vielen Künstlern zusammen, die Mitglied im Verein sind. Wahlig bestätigt ebenfalls, dass die Kooperation mit dem Forum Humor „ideal“ gewesen wäre. Allerdings benötige die Gemeinde einen Partner, der finanziell in der Lage sei, das Projekt zu betreiben. Das sei beim Forum Humor nicht der Fall gewesen.

Nach Angaben des Rathauschefs hatte der Verein im Rahmen seines Rückzugs gefordert, dass die Gemeinde ebenfalls aus dem Projekt aussteigt. „Warum sollten wir das ohne Not tun?“, fragt Malterer rhetorisch. Immerhin sei die Idee für den Humorparcours oder den Kunstspaziergang im Rahmen des Kultursommers keine Erfindung des Forums Humor gewesen. Sie sei schon vor Jahren im Rahmen des Projekts „Wunderwelt Bernried“ in Zusammenarbeit mit der LMU entwickelt worden.

Schon nach dem Bruch mit dem Forum Humor musste sich der Gemeinderat entscheiden, ob das Projekt weiterverfolgt wird. Die Mehrheit plädierte dafür, die Chance zu nutzen und den Millionen-Geldsegen anzunehmen. Seither gibt es aber auch kritische Stimmen in Bernried. Befürchtungen werden laut, ob sich das kleine Dorf nicht finanziell übernimmt. Denn die Kommune hat bereits jetzt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 3000 Euro. Doch Malterer ist optimistisch. Dem stehe ein Pro-Kopf-Vermögen in Höhe von 30 000 Euro gegenüber; die Gemeinde habe stets eine vorausschauende Grundstückspolitik betrieben. „Die Gemeinde muss nicht ihr Tafelsilber verscherbeln“, betont er.

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