Süddeutsche Zeitung

3. Humorfestival in Bernried:Schwachbieranstich im schönsten Dorf Deutschlands

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Unter dem Motto "Hast du Töne" sind 40 Cartoons auf dem Parcours ausgestellt - und sollen Besucher zum Schmunzeln und Lachen bringen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

"Marilyn" hat der Künstler Hans Reiser seine Karikatur tituliert, die dem berühmten Foto von Marilyn Monroe im weißen Kleid mit hoch wehendem Rock nachempfunden ist. Nur dass in diesem Werk Monroe über dem Schalltrichter einer Tuba platziert ist. Vor dem Cartoon stehen drei Mädchen, darunter die Tochter von Bürgermeister Georg Malterer, Marlene, die an diesem Samstag das rote Band durchschneiden soll, um das 3. Bernrieder Humorfestival zu eröffnen.

Zwar klappt das Durchschneiden des Bandes nicht beim ersten Mal, weil die Schere stumpf ist; doch das tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Alle haben ein Lächeln im Gesicht und freuen sich auf das heitere Festival, das der Münchner Verein "Forum für Humor und Komische Kunst" vor zwei Jahren zum ersten Mal in der kleinen Seegemeinde veranstaltet hat. Wieder einmal beweisen die Bernrieder, dass man hier vieles mit Humor nimmt, sogar seine ernsten Seiten, wie den enormen Aufwand für die Organisation der mehrmonatigen Veranstaltungen. "In der Gemeindeverwaltung steht zwar der Humor nicht in der Stellenbeschreibung", witzelt Bürgermeister Malterer in seiner Eröffnungsrede. Aber die Mitarbeiter würden sich für den Humor in Bernried verantwortlich fühlen. Die Gemeindeverwaltung hat die erforderlichen Genehmigungen eingeholt und der Bauhof hat es übernommen, die Kunstwerke für den Humorparcours aufzustellen.

Im vergangenen Jahr waren den Seeuferweg entlang noch 30 Karikaturen zu sehen. Dieses Mal wurde - laut dem Vereinsvorsitzenden Reinhard G. Wittmann - die Anzahl auf nunmehr 40 Cartoons erhöht. Die Bilder im verschnörkelten Goldrahmen werden noch bis November vom Parkplatz des Buchheimmuseums am Seeufer entlang durch das alte Dorf bis zum Rathausvorplatz zu sehen sein. Wie jedes Jahr, kommt der Humorparcours sehr gut an bei den Bernriedern und den vielen Ausflüglern, die in das "schönste Dorf Deutschlands" kommen.

Wie die Veranstalter berichten, sind immer wieder Besucher zu sehen, die Fotos von den Cartoons machen und den jeweiligen QR-Code herunterladen, um Informationen zum jeweiligen Künstler einzuholen. Der Humorparcours soll Wittmann zufolge im kommenden Jahr noch umfangreicher werden. Künftig soll das sogenannte Oberdorf einbezogen und die Anzahl der Karikaturen auf 60 aufgestockt werden. "Cartoons haben wir genug", erklärte Wittmann.

Da für den Parcours dieses Jahr das Motto "Hast du Töne" ausgegeben wurde, sind Bayerische Blasmusiker und die Tuba als größtes Blechblasinstrument in den örtlichen Musikkapellen heuer ein häufiges Motiv. Die FAZ-Karikaturisten Achim Greser und Heribert Lenz aus Aschaffenburg sind erstmals dabei. "Die CSU lädt ein zum Schwachbieranstich bei Tofu-Bratlingen aus dem Wok und Fado-Musik zum Mitschunkeln", heißt ihr Werk unter dem Motto "Bayern hat sich verändert". Wer die Karikatur umgesetzt hat, darüber schweigen die Künstler. Nur so viel wird verraten: dass sie sich abwechseln bei der Arbeit. Lediglich die Sprechblasen entwirft immer der gleiche Künstler, damit die Schrift gleich aussieht. Weil es bei einer Tageszeitung stets schnell gehen muss, wird ein Cartoon laut Lenz von der ersten Idee bis zur Fertigstellung innerhalb von dreieinhalb Stunden umgesetzt.

Auch der Cartoonist Peter Gaymann hat das Thema aufgegriffen. Das Vorstandsmitglied des Vereins Forum Humor war von Anfang an dabei und war schon mit einer eigenen Ausstellung vertreten. Er hat sein Werk "Jeder Ton sitzt" genannt, auf dem ein Bub in den Schalltrichter einer Tuba pinkelt. Sehr gut bei den Besuchern kommt die Karikatur von Michaela Mandel an, weil es etwas aus dem Rahmen fällt. Sie hat einen himmlischen Engelschor dargestellt, der fleißig Halleluja trällert. Der Herrgott ist jedoch gar nicht begeistert und stöhnt: "Herrschaftszeiten (...) nicht mal im Homeoffice hab ich meine Ruhe."

"Wir haben noch Größeres vor", kündigt Rathauschef Malterer an und verweist auf den geplanten Neubau auf dem Rathausplatz, in dem das Forum Humor mit Ausstellungsräumen einziehen soll. Malterer spricht von "Verstetigung", also der dauerhaften Fortführung des Humorfestivals. "Verstetigung heißt in diesem Fall Erweiterung und zugleich neue Orte schaffen", bekräftigt Wittmann. Nach seinen Angaben werden immer mehr neue Standorte hinzukommen. Im Buchheim Museum wird neben der Ottifanten-Ausstellung von Otto Waalkes von 9. September an die Wunderwelt Bernried mit singenden Schaukeln auf dem Museumsgelände gezeigt.

Heuer ist zudem die Klinik Höhenried mit dem Lach-Wald im öffentlich zugänglichen Parkbereich vertreten. Für die Skulpturen-Ausstellung gibt es ebenfalls einen neuen Ort: Sie wurde vom Klosterhof in das Glasgebäude am Rathausplatz verlegt. Für das Glasgebäude wird laut Malterer übrigens noch ein Name gesucht. Es soll ein Wettbewerb ausgelobt werden und ein Besucher schlug spontan vor, den Glasbau mit Seeblick in Anspielung auf ein Aquarium "Humorium" zu nennen.

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