Bernried:Hoffnung für Sankt Martin

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Regierung von Oberbayern sagt überraschend 200 000 Euro für die dringend nötige Sanierung der Bernrieder Pfarrkirche zu. 1,5 Millionen bräuchte man, um die Fassade herzurichten.

Sylvia Böhm-Haimerl

Kloster mit Bauschäden Bernried Kloster mit Bauschäden - Klosterkirche (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Dach ist marode, an Nord- und West-Fassade dringt Wasser ein und die Schimmelflecken an der Bernrieder Pfarrkirche Sankt Martin sind auch nicht mehr zu übersehen. Sie werden von Jahr zu Jahr größer. Innen haben sich sogar schon Risse gebildet und eine Stuck-Rosette ist herabgefallen. Eine Sanierung ist dringend nötig. Und die Bernrieder kämpfen bereits seit nahezu 15 Jahren dafür - doch bislang vergebens.

Die Mittel von 1,5 Millionen Euro alleine für die Renovierung der Außenfassade sind zwar zugesagt, sie fließen jedoch nicht. Eigentlich sollte die Sanierung bis zur 350-Jahr-Feier im Juli abgeschlossen sein. Doch daran ist nicht mehr zu denken. Bürgermeister Josef Steigenberger und Kirchenpfleger Paul Ghirardini hoffen jetzt wenigstens bis zum Jubiläum eine positive Nachricht zur Finanzierung zu bekommen. Die Chancen stehen derzeit gar nicht schlecht: Wie der stellvertretende Leiter des staatlichen Bauamts Weilheim Peter Aumann auf SZ-Anfrage erklärte, hat die Regierung von Oberbayern jetzt kurzfristig Mittel zugesagt. "Wir haben das nicht erwartet", sagte er. Wenngleich es nur 200 000 Euro sind, die "nicht so recht weiterhelfen", sehe er es als positives Signal. Sobald die Behörde geklärt habe, wie die Mittel eingesetzt werden können, werde man sich mit dem Rathaus und der Kirchengemeinde abstimmen, versprach Aumann. Das könnte schon in zwei Wochen sein.

Die Stiftskirche Sankt Martin ist 1803 säkularisiert worden und in das Eigentum des bayerischen Staates übergegangen. Daher gab es ein jahrelanges Hickhack zwischen der bayerischen Regierung und der bischöflichen Finanzkammer Augsburg um die Kostenübernahme. Nichts tat sich, bis Bürgermeister Steigenberger vor drei Jahren einen offiziellen Anschlag der Gemeinde am Eingang der deutschlandweit beliebten Hochzeitskirche anbringen ließ, mit dem Hinweis, dass man bei der dringend erforderlichen Renovierung seit Jahren vertröstet werde. Das half. Die Mittel wurden zugesagt und der jahrelang wegen Baufälligkeit gesperrte Kirchturm renoviert. Doch dann gab es erneut einen Stillstand. Laut Steigenberger steht zwar die Renovierung von Sankt Martin ganz oben auf der Liste der Fördermittel. Doch Jahr für Jahr kommen wieder Fälle dazwischen, die noch dringender sind.

"Es ist alles vorbereitet. Es fehlt nur noch das Geld, aber wir werden immer wieder vertröstet", klagt Steigenberger. Und das obwohl die Fassade von Jahr zu Jahr schlechter aussieht. Die Innenrenovierung kann übrigens erst in Angriff genommen werden, wenn die Arbeiten außen abgeschlossen sind. Für die Restauration innen ist ebenfalls eine Summe von 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Das Geld muss allerdings nicht der Staat, sondern die Pfarrgemeinde aufbringen. Um Spenden zu sammeln, hat man einen Förderverein gegründet. Eigentlich wäre das Jubiläum im Juli bestens geeignet, um die Pfarrkirche wieder ins Bewusstsein der Bürger zu rücken und neue Spenden für die Sanierung zu sammeln, sagt Steigenberger. Aber dafür brauche er ein Signal, dass etwas vorwärts geht. Er will alle Entscheidungsträger zur Jubiläumsfeier einladen. "Die sollen sich das anschauen", sagt er. Die Kirche sei "ein Schandfleck".

Sie ist das Gebäude in Bernried, das im schlechtesten Zustand ist, klagt auch Kirchenpfleger Ghirardini. Grundproblem seien neben den umständlichen Entscheidungsprozessen die Zusammenlegung von drei Kirchengemeinden. "Die Folge ist, dass es in der Kirchengemeinde niemanden mehr gibt, der das Ganze bündelt und immer wieder nachfragt." Und weil sich alles so lange hinziehe, sei auch der Förderverein nicht so aktiv, wie er sein könnte.

Das staatliche Bauamt will nun prüfen, ob die Außenfassade des Kirchturms mit den 200 000 Euro saniert wird oder zuerst das Kirchendach. Dass die Fassade "erbärmlich" aussieht, hat nämlich auch der stellvertretende Leiter Aumann erkannt. Die Staatsregierung wolle 2014 noch mehr Geld locker machen für die Sanierung von Sankt Martin, signalisiert er. Möglicherweise fließe das Geld sogar schon in der zweiten Jahreshälfte 2013.

© SZ vom 10.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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