Bernried:Schulden für den Klosterkauf

Bernried: Der Klostergarten des Bernrieder Klosters.

Der Klostergarten des Bernrieder Klosters.

(Foto: Arlet Ulfers)

Bei der Bürgerversammlung ist das Kloster das Hauptthema. Bürgermeister Georg Malterer äußert sich aber auch zu den Themen Baumfällungen und Siedlungsdruck.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Klosterkauf, Grunderwerb oder große Kulturveranstaltungen, wie die 900-Jahr-Feier oder das Humorfestival: Trotz der Pandemie hat sich viel getan in Bernried. Daher hatten die Bürgerinnen und Bürger auch wenig zu bemängeln auf der ersten Bürgerversammlung von Rathauschef Georg Malterer am Donnerstag, die coronabedingt immer wieder verschoben und daher für die Jahre 2019 und 2020 zusammengefasst worden war. Malterers Rechenschaftsbericht fiel entsprechend ausführlich aus. Vor etwa 100 Besuchern sprach er mehr als zwei Stunden. Das erklärte Ziel des Rathauschefs ist es, dass das Dorf trotz Siedlungsdruck dörflich bleibt. "Bernried soll Bernried bleiben", betonte er. Nachverdichtungen soll es nur am Ortsrand geben und im Gewerbegebiet künftig auch Wohnen zugelassen werden.

Hauptthema war der Klosterkauf. Da die Gemeinde 2019 ein etwa sieben Hektar großes Bauerwartungsland für 4,3 Millionen Euro gekauft hatte, ist der Schuldenberg der 2344-Seelen-Gemeinde bereits damals auf rund 5,5 Millionen Euro angewachsen. Um zusätzlich den Erwerb des 29 072 Quadratmeter großen Klosterareals plus einem Badegelände von 2428 Quadratmetern sowie einem 606 Quadratmeter großen Seegrundstück finanziell stemmen zu können, hatten die Missionsbenediktinerinnen eine auf 16 Jahre verteilte Ratenzahlung akzeptiert. "Trotz umfangreicher Investitionen haben wir unseren Schuldenstand konstant gehalten und ein beträchtliches Immobilienvermögen erworben", so das Fazit des Rathauschefs. Mit Blick auf den drohenden Verlust der Gemeinde Pöcking, die fünf Millionen Euro bei der inzwischen insolventen Greensill-Bank investiert hatte, sagte Malterer, er sei froh, Geld in Immobilien angelegt zu haben. Zudem könnten nun viele Pflichtaufgaben auf dem Klosterareal gelöst werden, die die Gemeinde ohnehin geplant hatte, wie etwa den Bau einer neuen Grundschule oder eine Aufstockung der Kinderbetreuungsplätze. Letztere sind knapp in Bernried. Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr eine Kinderkrippe im Gartensaal des Klosters gebaut und zudem beim Landratsamt einen Antrag auf Erweiterung der Betreuungsplätze im Waldhort gestellt. Die Mutter von drei Kindern, Carmen Paetz, befürchtete dennoch, dass die Problematik dadurch zwar entschärft, aber nicht behoben werde. "Die große Lösung ist das Kloster. Bis dahin müssen wir uns über Wasser halten", erklärte dazu Malterer.

Für großen Wirbel hatten in den vergangenen Wochen Baumfällungen gesorgt. Wie Malterer einräumte, hatte es zahlreiche empörte Anrufe gegeben. Es habe sich um Pflegemaßnahmen gehandelt, erklärte er. Zudem mussten nach seinen Angaben erkrankte Eschen am Entenweiher gefällt werden. Wie ein Bürger bei der anschließenden Diskussion erklärte, sind aber nicht nur Eschen, sondern auch Weiden und Erlen gefällt worden. "Das ist in dieser Form nicht notwendig gewesen", zeigte sich der Bernrieder überzeugt. Der Kabarettist und Bernrieder Bürger Holger Paetz bemängelte das Fehlen von Fußgänger-Querungshilfen und innerörtlichen Radwegen. Laut dem Sprecher des Arbeitskreises Energie, Konrad Lang, sollte die Gemeinde nicht warten, bis sich Gewerbe in Bernried ansiedelt, sondern gezielt nach zukunftsfähigen Unternehmen suchen, beispielsweise nach Firmen, die Wärmepumpen produzieren.

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