SZ-Kolumne: Ham Ham Hemminger, Folge 7Die Entdeckung der Langsamkeit

Lesezeit: 2 Min.

Auf einem Hausboot schippern die Hemmingers durchs Burgund.
Auf einem Hausboot schippern die Hemmingers durchs Burgund. (Foto: Anna Hemminger/oh)

Auf einem Hausboot geht es durch Burgund. Im Restaurant „Fleur de Sel“ bestellt die Familie das regionale Menü – mit Frikassee von Weinbergschnecken.

Von Anna Hemminger, Bernried

Schnell geht hier gar nichts auf dem Canal du Centre. Das ist die erste Lektion. Wir liegen mit unserem Hausboot im Hafen von Saint-Léger-sur-Dheune und sind aufgeregt. Fast zwei Wochen dürfen wir mit unserer Pénichette über die Kanäle schippern. Doch dann kommen wir nicht los: Die dicke Matilda, ein prachtvoller alter und sehr dicker Kahn, schiebt sich an uns vorbei und versperrt die Schleuse. Wir müssen warten. Das passt den Kindern gar nicht, sie sind wütend und knallen die Kabinentür. Einmal durchatmen und eine halbe Stunde später steuern wir das Schiff den Kanal entlang. Einen Führerschein braucht man dafür nicht, die Hafenmeisterin hat uns eingewiesen.

Mit sechs Stundenkilometern geht es den Kanal entlang, vorbei an Kühen, Schafen und kleinen Châteaus. Radfahrer überholen uns, lachen und grüßen. Nach vier Schleusen sind sechs Stunden vergangen, wir haben Hunger und legen in Chagny an. Eine Gourmet-Stadt, heißt es in der Broschüre an Bord, in ganz Frankreich wegen ihrer guten Restaurants bekannt. Das „Lameloise“ hat sogar drei Sterne. Die Karte sieht spektakulär aus. Crème anglaise, aux parfum d’une meurette, Poulade de Bresse girolles & crevettes. Keine Ahnung, was das alles ist. Wir hätten es bestellt. Leider hat das Lameloise zu, genauso wie alle anderen angeblich tollen Restaurants. Bäcker und Metzger lassen vor uns die Rollläden herunter. Die Laune sinkt, wir kochen an Bord. 

Bei einem Glas Wein auf Deck beschließen wir, weniger zu erwarten und alles zu nehmen, wie es kommt. Der nächste Halt ist Fragnes, das in keinem Reiseführer steht. Ein paar Boote schaukeln am Kai. Celine die Hafenmeisterin, auf Französisch „La capitaine“ vertäut uns und gibt uns Tipps. Eine Boulangerie liegt um die Ecke, gleich beim Restaurant.

Wir gehen am Gemüsegarten vorbei, den die Grundschüler angelegt haben, geradewegs ins „Fleur de Sel“. Der Maître begrüßt uns wie alte Freunde, wir haben einen schönen Platz direkt am Kanal und bestellen das Menü regional: Ein Frikassee von Weinbergschnecken mit Champignons und Knoblauch, danach eine Poitrine de veau blanc, Kalbsbrust und hausgemachtes Feigeneis. Dazu einen Burgunder aus dem Nachbarort.

Wir lehnen uns entspannt zurück, alle fünf. Wir haben nichts erwartet von diesem Dörfchen. Und alles bekommen. „Es geht nicht darum, viel zu erleben“, hatte uns Roberto vorher gesagt, der mit seinem Boot den Liegeplatz neben uns hat. „Mit einem Hausboot geht es darum, den Moment zu genießen.“ Das ist nun unser Plan für die nächsten Tage.

Kantinenessen, Hortpampe, Alltagsbrei – Familie Hemminger aus Bernried hat es satt und bricht auf. Das Ziel: Das beste Essen in Europa finden. Was sie dabei erlebt, erzählt die Familie an dieser Stelle in der wöchentlichen Kolumne „Ham Ham Hemminger“. Mehr Informationen gibt es im Blog www.travelandtaste.world und im Podcast „Bock auf Regional – Reise durch Europa“. Alle weiteren Folgen der Kolumne gibt es hier.

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