Bernried:Die 1000 Wege zu Mukherjee

Das Buchheim-Museum zeigt Werke der indischen Bildhauerin erstmals in Deutschland.

Gerhard Fischer

Bernried- Das hübsche Werk heißt Alaap. Es ist eine Bronzefigur mit breiter Brust und sehr schmaler Hüfte, sie spitzt den Mund, neigt den Kopf nach hinten und öffnet eine Hand. Sie scheint zu singen. Alaap ist indisch, es bedeutet "musikalische Einstimmung". Das Buchheim-Museum zeigt Werke der Bildhauerin Meera Mukherjee, die von 1923 bis 1998 gelebt hat. Es ist eine sehr schöne Ausstellung; Mukherjee, eine der bekanntesten indischen Künstler der Moderne, beherrschte das, was sie machte. Nein, das ist untertrieben: Sie war tatsächlich eine vorzügliche Künstlerin.

Mukherjee-Ausstellung im Buchheim-Museum

Georg Lechner vom Indien-Institut in München meint, die "kosmischen Tänzer" in Meera Mukherjees Werk seien nicht bloß Tänzer, sondern "der Tanz  an sich, das Tanzen".  Foto: Fuchs

(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Sicher gibt es 1000 Wege, sich ihrer Kunst zu nähern. Der einfachste ist dieser: Man sieht sich die Skulpturen an, betrachtet ihre Form und die Art, wie die Figuren bearbeitet wurden. Vielleicht denkt man darüber nach, was Muhkerjee sagen wollte, vielleicht auch nicht, denn es ist ja nur Interpretation. Und am Ende sagt man: Das gefällt mir oder das gefällt mir nicht. Zweitens gibt es die wissenschaftliche Betrachtung. Ein Experte bewertet die Qualität der Werke. Und dann gibt es eine dritte Möglichkeit: Man überhöht das Ganze. Man spricht davon, wie einzigartig das Wirken der Künstlerin war, wie tiefgründig die Wege zu ihrer Kunst.

Meera Mukherjee war eigentlich Malerin, als sie 1953 nach München kam, um an der Kunstakademie zu studieren. Als sie die Akademie wieder verließ, war sie begeistert vom Bronzeguss und vom plastischen Arbeiten. Sie ging wieder heim und verband das Erlernte mit dem indischen Metallhandwerk. Kunsthandwerk und hohe Kunst - auch Lothar-Günther Buchheim liebte beides. Mukherjee ist in ihrer Heimat berühmt, aber in Deutschland wurde ihr Werk noch nie gezeigt. Bis jetzt. Die meisten Skulpturen, die in Bernried ausgestellt werden, sind Leihgaben aus Indien. Die Skulpturen hätten "etwas sehr Ehrliches", sagt Clelia Segieth, die Kuratorin des Museums. "Das ist keine Stelle leer, alles ist bearbeitet." Reena Lath, die Galeristin aus Kalkutta, fand einen schönen Vergleich. Das Ganze sei "wie Stickerei". 1998 starb Meera Mukherjee, die sang, während sie arbeite und die ihre Figuren nicht nur formte, sondern auch selber goss.

Die Ausstellung "Meera Mukherjee: eine Welt in Bronze" ist noch bis 21. Oktober im Buchheim-Museum in Bernried zu sehen.

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