Bernried:Der weite Weg zum Teehaus

Rückblick 2015

Nur die Mieter des Teehauses im Bernrieder Park dürfen bisher mit dem Auto zu der Villa am See fahren.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Busch-Woods-Stiftung will eine Sonderregelung für Besucher ihrer Mieter, damit sie mit dem Auto durch den Park fahren können. Der Gemeinderat lehnt das ab, lässt aber nun einen Kompromiss prüfen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Die Gemeinde Bernried wird an den Wegen zum Teehaus im Bernrieder Park keine Schilder "Für Anlieger frei" aufstellen. Einen entsprechenden Antrag des Kuratoriums der Wilhelmina-Busch-Woods-Stiftung hat der Gemeinderat nach eingehender Debatte abgelehnt.

Das Teehaus gehört zum Bernrieder Park, der sich im Eigentum der Stiftung befindet. Die idyllisch gelegene Villa mit eigenem Bootssteg ist seit 1990 vermietet, um die hohen Unterhaltskosten finanzieren zu können. Das Befahren der Wege im Bernrieder Park ist streng verboten und nur für Berechtigte mit Sonderausweis möglich. Die Mieter haben zwar eine Sondererlaubnis, nicht aber ihre Besucher. Wenn das Anwesen für Filmaufnahmen oder für Hochzeiten untervermietet wird, stellt die Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung aus. Um Missbrauch vorzubeugen, sind diese Sondergenehmigungen nach Angaben von Bürgermeister Georg Malterer (ÜFW) an die jeweilige Autonummer gebunden.

Wie das Kuratorium nun in dem Antrag argumentierte, würden Besucher, die zum Teehaus fahren wollen, immer wieder von Spaziergängern aufgehalten und manchmal sogar beschimpft. Durch "Anwohner frei"- Schilder an den Eingängen des Parks könnte nach Meinung des Kuratoriums verhindert werden, dass sich die Spaziergänger als "Hilfssheriffs" betätigten. Der Gemeinderat teilte diese Ansicht allerdings nicht. "Da macht sich jeder zum Anlieger", brachte Robert Schiebel (CSU) die Meinung der Räte auf den Punkt. Eine Kontrolle, wer Anwohner sei und wer nicht, ist laut Achim Regenauer (fraktionslos) unmöglich - dem Missbrauch werde so Tür und Tor geöffnet. Die "Anwohner frei"- Schilder würden mithin zum "Freifahrtschein" für alle, fand auch Katja Burgkart (ÜFW).

Nach den Erfahrungen von Michael Haberl (Grüne) fahren Badegäste schon jetzt trotz der Verbote mit ihren Autos bis zum Seeufer. Eine Kompromisslösung schlug Markus del Fabbro (BLB) vor. Die Teehaus-Mieter könnten streng limitierte Blanko-Ausnahmegenehmigungen bekommen, die sie an ihre Besucher verteilen könnten. Del Fabbros Vorschlag soll nun geprüft werden.

Das Teehaus war früher ein Fischerhaus gewesen. Die reiche amerikanische Brauerei-Erbin Wilhelmina Busch-Woods ließ das auf Pfählen errichtete Gebäude direkt am Wasser zur Villa ausbauen und um zwei Flügelanbauten erweitern. Regelmäßig fuhr sie mit ihrer Kutsche oder ihrer schwarzen Limousine von ihrem Schloss Höhenried den Seeweg entlang zum Teehaus. In dem eigenen kleinen Park, der die Villa umgibt, blühen noch heute die Rosen, die Busch-Woods einst pflanzen ließ. Dank der Busch-Woods-Stiftung blieb der Bernrieder Park für die Öffentlichkeit erhalten. Das Teehaus ist jedoch vermietet und nicht öffentlich zugänglich. Es ist von einer Hecke umgeben, nur die Rückseite des Gebäudes ist zu sehen.

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