Süddeutsche Zeitung

Kultur im Landkreis Starnberg:Schwingen und klingen

Im Sommer sollen Besucher des Buchheim-Museums auf Schaukeln Musik machen können. Kreative Ausdrucksmöglichkeiten gibt es dank der "Wunderwelt Bernried" auch in der Ortsmitte.

Von Katja Sebald

In diesem Sommer soll die "Wunderwelt Bernried" endlich wahr werden: Große und kleine Menschen werden auf drei unter dem Steg des Buchheim-Museums installierten "Musical Swings" schaukeln und dort, wie auch auf einer "Musical Plaza" in der Dorfmitte mit ihren Körperbewegungen Klänge erzeugen. Das kanadische Kunst- und Designstudio "Daily tous les jours" ist mit dieser Idee als Gewinner aus einem Wettbewerb hervorgegangen und arbeitet bereits an der Umsetzung. Die Eröffnung ist für Juli geplant.

Die "Wunderwelt Bernried" ist nicht die erste große Idee, die an einem Wirtshaustisch geboren wurde. Bei einem Bier im Gasthof "Drei Rosen" heckten im Jahr 2014 der damalige Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger und der damals noch neue Direktor des Buchheim-Museums Daniel J. Schreiber den Plan aus, Dorf und Museum durch einen Parcours künstlerischer Attraktionen näher zusammenrücken zu lassen. Kerngedanke des Vorhabens war, Kunst als treibendes Moment kommunaler Entwicklung zu nutzen.

Attraktiver werden soll damit auch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit der Aufwertung der Anbindung sollte nicht zuletzt auch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln attraktiver gemacht werden. 2015 begann Regine Keller, Professorin für Landschaftsarchitektur an der TU München, mit ihren Studenten für ein Forschungsprojekt das Terrain zu erkunden. Zwei Jahre später legte sie einen Bericht vor, in dem Maßnahmen zur Verbesserung von Erschließung, Orientierung und Aufenthaltsqualität im gesamten Gemeindebereich vorgeschlagen wurden, unter anderem mit fußläufigen, von Kunstwerken gesäumten Wegen zwischen Bahnhof, Bernrieder Park, Dorf, Museum und Höhenrieder Park.

Die Verantwortlichen beschlossen, sich zunächst auf die Aufwertung der Uferpromenade zu konzentrieren. 2018 beantragte die Gemeinde Bernried mit dem Museum als Kooperationspartner "Leader"-Fördermittel der Europäischen Union und des Freistaats Bayern. "Leader" steht dabei für "Liaison entre les actions de développement de l'économie rurale", auf deutsch "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft". 2019 wurden Fördermittel für ein Gesamtvorhaben mit einem Umfang von 200 000 Euro bewilligt, von denen 40 000 Euro auf den Wegebau und 160 000 Euro für Kunstprojekte entfallen sollten.

Die nicht förderungsfähigen Kosten müssen von der Gemeinde und der Buchheim-Stiftung übernommen werden. Die Eröffnung war ursprünglich für 2021 geplant, das Projekt verzögerte sich jedoch in den Corona-Jahren. Im Jahr 2020 wurde ein Ideenwettbewerb mit regionalen und internationalen Künstlern durchgeführt, im Jahr darauf fiel die Entscheidung der Jury. Ende 2022 schließlich konnte den Gewinnerinnen des Wettbewerbs der Auftrag erteilt werden. Wenn alles gut geht, dann kann neun Jahre nach dem denkwürdigen Bier die Eröffnung gefeiert werden.

Mit den riesigen Schaukeln erzeugt man Klänge

Das 2010 in Montreal gegründete Künstlerinnenkollektiv "Daily tous les jours" wird die ersten beiden Spielorte am Anfang und am Ende des geplanten Parcours realisieren. Mouna Andraos und Melissa Mongiat haben mit ihrem Kunst- und Designstudio bereits in über vierzig Städten weltweit Kunstwerke im öffentlichen Raum platziert, mit denen sie Menschen einladen, selbst aktiv zu werden und ihre Lebenswelt mit zu gestalten.

Auch in den beiden in Bernried geplanten Projekten soll es um eine spielerische Interaktion gehen: : Andraos und Mongiat schlugen eine Reihe von Kunstwerken vor, die zum Verweilen, Versammeln und Interagieren einladen. Der Kerngedanke dabei ist, dass bei der Nutzung der Kunstwerke Klänge erzeugt werden. Wer auf einer der riesigen Schaukeln sitzt, wird nicht nur weit über den See und bis zur Bergkulisse schauen, sondern mit seinen Bewegungen musikalische Klänge erzeugen - ebenso wie seine Nachbarn auf den anderen beiden Schaukeln.

In der Bernrieder Ortsmitte wird eine Art Tanzfläche entstehen, auf der man durch das Berühren bestimmter Punkte ebenfalls Musik erklingen lassen kann. Die Jury lobte insbesondere den originellen, sinnlichen, interagierenden und verbindenden Charakter dieser Werke und sah in ihnen die ideale Lösung der Wettbewerbsaufgabe.

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