Kunst:Den Ton getroffen

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Die Karikatur im Goldrahmen von Wolfgang M. Prinz weist Besuchern auf dem Museumsgelände in Bernried den Weg zur Karl-Valentin-Ausstellung. (Foto: Nila Thiel)

Das Buchheim-Museum in Bernried befasst sich in einer Ausstellung mit dem Münchner Komiker Karl Valentin und dessen Verhältnis zur Musik.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Karl Valentin füttert den „Pegasus Bavaricus“ mit Buchstaben. Darunter steht ein typischer Spruch des Humoristen. „Der Mensch ist gut, nur d’ Leit’ san schlecht“. Die Karikatur von Hans Reiser ist nur eines von mehreren Werken im Goldrahmen, die auf dem Gelände des Buchheim-Museums in Bernried stehen und auf die Valentin-Ausstellung hinweisen, die von 31. August bis 1. Dezember gezeigt wird. Die Veranstaltung zum Thema „Karl Valentin und die Musik“ soll den großen Münchner Komiker würdigen, der auch ein hervorragender Musiker war.

Die Ausstellung im Untergeschoss des Museums baut auf dem gleichnamigen Buch „Karl Valentin und die Musik“ von Alfons Schweiggert auf, der sich intensiv mit Valentins vielfältigen Verbindungen zur Musik beschäftigt hat. Kuratiert wird die Ausstellung von Reinhard Wittmann, dem Vorsitzenden des Vereins „Forum Humor und komische Kunst“. Sie ist in Zusammenarbeit des Vereins mit Schweiggert und dem Buchheim-Museum der Fantasie entstanden. Die Werke von zwölf Künstlern sind ähnlich dem Bernrieder Humor Parcours über die Wege durch den Park bis zum Museumseingang verteilt. Und laut Kurator Wittmann erfreuen sie sich schon jetzt großer Aufmerksamkeit. „Es funktioniert super, die Leute bleiben stehen“, sagt er.

Die Metallschilder im Goldrahmen sind tatsächlich ein Hingucker. Die Museumsbesucher lachen über die Valentin-Sprüche und fotografieren die Werke, beispielsweise das Bild „Habedere“ von Susanne Straßer, die den Spruch „Heute mache ich mir eine Freude und besuche mich selbst. Hoffentlich bin ich daheim“ aufs Korn genommen hat. Oder die Karikatur von Wolfgang Prinz mit den „Semmelnknödeln“, einem von Valentins typischen Wortwitzen.

Wittmann ist überzeugt, dass der berühmte und heute noch weit unterschätzte Münchner Komiker Karl Valentin nicht fehlen darf, wenn es um Humor geht. Er hat aus dem umfangreichen Nachlass des Humoristen, Autors, Filmproduzenten und Volkssängers das Thema Musik ausgewählt. „Valentin ohne Musik und Instrument ist undenkbar“, erklärt der Kurator.

Nach seinen Angaben hat Valentin hervorragend Zither gespielt, alle anderen Instrumente wie Trompete oder Geige hat er sich selbst beigebracht. Eines seiner Lieblingsinstrumente war die Mandoline. Der Humorist war sogar Mitglied im Mandolinen-Club München. Weiterhin hat Valentin laut Wittmann schon in den 1930er-Jahren bei der Petersturm-Musik mitgewirkt, die es heute noch gibt. Zwei Zithern von Karl Valentin sind erhalten und im Besitz des Valentin-Karlstadt-Musäums, eine davon ist sogar in der Dauerausstellung zu besichtigen – neben einem Fagott, zwei Trompeten, mehrere kleine Trommeln und der legendären Riesentrommel. Die meisten seiner Instrumente sind allerdings verloren gegangen. Einige noch nie gezeigte Originalinstrumente hat die Urenkelin Karl Valentins, Rosemarie Scheitler, dem Forum Humor nun zur Verfügung gestellt. Sie sind in Vitrinen in der Mitte des Saals zu sehen.

Nahe einer Valentin-Karikatur haben Kurator Reinhard Wittmann und Sibylle Reiter, die Sprechern des Forums Humor, auf Liegestühlen im Park des Museumsgeländes Platz genommen. (Foto: Nila Thiel)

Zahlreiche Exponate, Filme und Hörstücke, wie „Das lebende Orchestrion“, sind Leihgaben der Theaterwissenschaftlichen Sammlung in Köln. Laut Wittmann hatte sich die Landeshauptstadt München im Jahr 1953 geweigert, Valentins umfangreichen Nachlass mit Hunderten Bildern, Fotos und Filmen für damals 7000 Mark zu kaufen. Daher ging die Sammlung nach Köln. Zu München hatte Valentin wohl ohnehin kein gutes Verhältnis. Denn in seinem Testament hatte er verfügt, dass seine Kultursammlungen „keinesfalls“ der Stadt München vermacht werden sollten.

Da der Raum im Untergeschoss des Museums nur 150 Quadratmeter groß ist, musste Wittmann einige Abstriche machen. So können die Bilder und Informationen nicht über einen Beamer an die Wand projiziert werden. Die Filme werden stattdessen auf Monitoren gezeigt, wie der Zitherspieler, der kein Ende finden kann, der „verhexte Notenständer“ oder „Die Orchesterprobe“, das wohl berühmteste Stück Valentins. Immer sind es urkomische Parodien, Anekdoten, Couplets oder Ritterlieder.

Die Liedertexte hat der Komiker selbst geschrieben, die Melodien stammten von damals gängigen Schlagern. Die kitschigen Berg-Kulissen mit Sennerinnen auf der Alm hat Valentin oft zu seinen Auftritten mitgebracht, zum Beispiel, wenn das „Alpensänger-Terzett“ aufgeführt wurde. Der Kurator vergleicht diese humorigen Bildergeschichten mit den Comics der heutigen Zeit. Allein die dürre, schlaksige Figur des unter starkem Asthma leidenden Mannes regte zum Lachen an.

Diese Karikatur im Goldrahmen stammt von Susanne Strasser. (Foto: Nila Thiel)

Den Gegenpart bildete seine Partnerin Liesl Karlstadt, die nicht fehlen durfte, etwa im Stück „Der Moritatensänger“. Dazu gibt es die Erklärung, was Moritaten sind (es sind laut Wittmann „gruselige Geschichten mit Mord und Totschlag“). Zum „Lebenden Orchestrion“, einem Instrumenteapparat, mit dem Valentin weitgehend erfolglos als Musikclown unterwegs war, gibt es ebenfalls Informationen. Alle Erklärungen sind über den Audioguide abrufbar. Insgesamt ist die Ausstellung eine Mischung aus Biografie und Musik, die mit dem Leben Valentins beginnt, als er noch ein Bub war und Valentin Ludwig Frey hieß.

Die Open-Air-Werke auf dem Gelände sind schon jetzt zu sehen. Die Ausstellung „Karl Valentin und die Musik“ findet vom 31. August bis zum 1. Dezember zu den Öffnungszeiten des Buchheim-Museums in Bernried statt.

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