Bernried:Mehr als 1000 Bilder für das Buchheim-Museum

Der Tutzinger Joseph Hierling übereignet dem Bernrieder Haus seine Kollektion "Expressiver Realismus". Der Bestand vervierfacht sich damit.

Von Armin Greune

Der Bestand an Kunstwerken im Buchheim-Museum ist nicht nur beträchtlich angewachsen, sondern hat sich auf einen Schlag fast vervierfacht: Die zunächst etwa 500 Stücke umfassende Sammlung des Gründers Lothar Günther Buchheim nimmt auf 1800 Exemplare zu. Zu verdanken ist dies der Großzügigkeit Joseph Hierlings: Der Tutzinger hat seine Kollektion "Expressiver Realismus" dem Bernrieder Museum übereignet. Dort sollen die 1280 Bilder und einige Skulpturen bewahrt, erforscht und in wechselnden Konstellationen präsentiert werden: "Wir haben dazu irre viele Ideen", sagt Direktor Daniel J. Schreiber.

Im Vorjahr ist von Mai bis Oktober bei Buchheim unter dem Titel "Wahrheitsmalerei" bereits ein Querschnitt mit 88 Werken aus Hierlings Sammlung gezeigt worden. Der ehemalige Leiter der Film- und Fernsehproduktion des Bayerischen Fernsehens war auch Vorsitzender der Gewerkschaft Kunst in Bayern und führte lange eine Galerie in München. Der heute 79-Jährige gilt als Wiederentdecker des "Expressiven Realismus". Gemeinsam mit dem 2009 gestorbenen Kunsthistoriker Rainer Zimmermann richtete Hierling die Aufmerksamkeit auf das Schaffen der sogenannten verschollenen Generation: Künstler, die meist zwischen 1890 und 1914 im deutschsprachigen Raum geboren wurden und sich in der Weimarer Zeit mit ihrer Wirklichkeitsnähe vom abstrahierenden, durchgeistigten Expressionismus abgrenzten.

Ihre kurze erfolgreiche Zeit hatten Vertreter dieser Kunstrichtung in den 1920er Jahren, im Nationalsozialismus waren sie verfemt, und nach 1945 rollte die Doktrin des Abstrakten über sie hinweg. Bis zur Rehabilitierung in den 1980er Jahren galt der Expressive Realismus als altmodisch und rückständig.

Hierling sieht dessen Protagonisten als "Folgegeneration der Expressionisten, die auf das malerische Valeur des Impressionismus zurückgriffen", wie er am Donnerstag im Buchheim-Museum darlegte: "Ich wüsste keinen Ort, wo deren Ausstellung kunsthistorisch so gut anknüpft wie hier - ich blicke freudig in die Zukunft". Hocherfreut äußerte sich auch Walter Schön, Vorstandschef der Buchheim-Stiftung: Hierlings Sammlung sei "umwerfend, sie katapultiert uns ein Stück weit in die Zukunft".

Mit der Zustiftung werde auch ein Wunsch des Museumsgründers wahr, meint Schreiber: Als Hierling noch in Gauting eigene Ausstellungsräume plante, habe Buchheim die Idee "bestrickend" gefunden, dass beide Museen an einer Bahnlinie lägen. Der 2007 gestorbene Maler, Autor und Sammler wollte ein Zentrum der Expressionismusforschung gründen und sei der Angliederung anderer Sammlungen offen gegenüber gestanden. Mit der Aufnahme der Expressiven Realisten sei "nicht nur eine sehr umfangreiche, sondern auch eine besonders spannende Erweiterung gelungen", findet Schreiber,.

Bernried Buchheim Museum, Ausstellung und Medienkonferenz

Großzügiger Stifter: der Sammler Joseph Hierling.

(Foto: Georgine Treybal)

Vor diesem Hintergrund ist es für den Museumsleiter nicht mehr ganz so tragisch, dass die Kooperation mit der Sammlung Hermann Gerlingers vorzeitig beendet ist. Die 1030 Werke von Brücke-Künstlern hatte das Buchheim-Museum 2017 eigentlich als Dauerleihgabe für mindestens zehn Jahre erhalten. Nach "grundlegenden Meinungsverschiedenheiten über die Durchführung des Leihverhältnisses" habe Professor Gerlinger die Aufhebung des Vertrags gewünscht - das Museum stimmte in einem Vergleich gegen Erhalt einer Abstandszahlung zu. "Wir wissen nicht, was weiter mit der Sammlung geschieht", sagt Schreiber. Er bedauert, dass diese "sehr schöne Verdichtung unserer Bestände" nicht von Dauer sei, einzelne Bilder aus Gerlingers Sammlung aber würden bis 2022 noch in Bernried zu sehen sein.

An diesem Samstag wird dort jedoch erst einmal die Retrospektive mit Werken von Katharina von Werz eröffnet. Unter dem Titel "Tanz vor der Stadt" werden 75 Gemälde und einige Skulpturen der "Grande Dame des Münchner Kunstszene" präsentiert. Die Ausstellung hat Schreiber gemeinsam mit Bernhart Schwenk kuratiert, Sammlungsleiter Gegenwartskunst an der Pinakothek der Moderne. Zur Eröffnung am 6. November gibt es von 15 Uhr an die Uraufführung einer performativen Intervention von Miro Craemer. Sie soll mittels Musik, Tanz, Projektionen und Textilbild zur expressiven Dynamik in den Werken der 81-jährigen Künstlerin von Werz hinführen.

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