Süddeutsche Zeitung

Bernried:Blühende Kulturlandschaft

Das Klosterdorf will im Sommer sein Jubiläum nachfeiern und bietet einen Humor-Parcours sowie Auftritte von Gerhard Polt und Axel Hacke auf

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Das Schiff legt an am Dampfersteg Bernried. Als die Passagiere den Uferweg in Richtung Buchheim-Museum nehmen, schallt lautes Lachen aus den Bäumen. Ein paar Schritte weiter beginnt der "Humor-Parcours". Auf dem Uferweg bis zum Buchheim-Museum stehen 30 Schilder, auf denen in verschnörkelten Goldrahmen Cartoons zu sehen sind. Und abends tritt Kabarettist Gerhard Polt auf.

So jedenfalls könnte es kommen im Sommer, wenn alles nach Plan läuft: Während Corona fast überall die Kultur lahmgelegt hat, will das frühere Künstlerdorf Bernried seinem Namen Ehre machen und das Gemeindegebiet von Juli bis September in eine blühende Veranstaltungslandschaft verwandeln. Wenn Corona und das Wetter mitspielten, könnten die Projekte mit der 900-Jahr-Feier des Klosters verknüpft werden, sagte Bürgermeister Georg Malterer im Gemeinderat bei der Vorstellung des Programms. Das Dorfjubiläum sollte 2020 gefeiert werden, war aber wegen der Pandemie auf Juli 2021 verschoben worden. Auch das Leader-Projekt hat sich verzögert, doch in der Gemeinde lässt man sich nicht unterkriegen und verfolgt die Planungen zusammen mit dem Buchheim-Museum weiter. Die traditionelle Bernrieder Kunstausstellung im August soll es ebenfalls wieder geben. Die Werke sollen im Rahmen eines Kulturspaziergangs an den Fassaden öffentlicher Gebäude gezeigt werden. Falls auch Bernrieder ihre Häuser zur Verfügung stellen, könnte sich diese Kulturmeile durchs ganze Dorf ziehen.

Das Münchner "Forum Humor" wiederum will in trüben Corona-Zeiten gute Laune verbreiten. Malterer hatte zu Jahresbeginn erste Kontakte zu dem Verein für komische Kunst hergestellt. Nun steht ein umfangreiches Konzept, das der Vorsitzende Reinhard Wittmann, der 20 Jahre das Literaturhaus in München geleitet hat, in Bernried vorstellte. Cartoonist Peter Gaymann, der in Schäftlarn wohnt und schon von den Missionsbenediktinerinnen durchs Kloster geführt worden ist, unterstützt die Planungen. Dort ist seine Ausstellung "Von Hühnern und Menschen" geplant. Zusammen mit sieben weiteren Künstlern, beispielsweise dem Maler Rudi Hurzlmeier mit seinen Bärengeschichten und Pepsch Gottscheber, ist er zudem am "Humor-Parcours" beteiligt. Für den "Lach-Wald" werden noch Bernriederinnen und Bernrieder gesucht, die eine auffallende Lache haben.

Wittmann hat zahlreiche namhafte Künstler für Auftritte in Bernried gewinnen können, wie etwa den "Co-Inspirator" des Forums Humor, Gerhard Polt, die Well-Brüder, Martina Schwarzmann, Roland Hefter, Axel Hacke oder das Weltmusik-Quartett Quadro Nuevo. Auch ein Kasperltheater für Kinder ist geplant. Darüber hinaus sollen eine Tagung der Museumsakademie und Workshops stattfinden, beispielsweise zum Thema Cartoon. Diese Veranstaltungen müssen der jeweiligen Corona-Lage angepasst werden. In Zusammenarbeit mit München Ticket wird ein pandemietaugliches Konzept erstellt, sodass die Begrenzung der Besucheranzahl und die Kontaktnachverfolgung gesichert sind.

Da die meisten Veranstaltungen im Freien stattfinden, ist Bürgermeister Malterer davon überzeugt, dass die Kultur-Festwochen wie geplant umgesetzt werden können. "Wir fahren auf Sicht", sagte er. Zentrum der Veranstaltungen wird das Rathaus sein, in dem am 17. Juli die Eröffnung sein soll. Ebenfalls einbezogen werden der Sommerkeller, der trotz der Abstandsvorschriften viel Raum für Besucher bietet, und der Klosterhof, in dem voraussichtlich die Keramikkünstlerin Mia Böddecker ihre Werke ausstellen wird.

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Quelle:
SZ vom 27.04.2021
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