Beringerpark in Tutzing:Hospizverein steht vor dem Aus

Weil die Einrichtung in Polling ausgebaut werden soll, besteht kaum noch eine Chance auf ein Haus für Schwerkranke im Fünfseenland.

Von Manuela Warkocz

Das "Hospiz Pfaffenwinkel" in Polling, das auch Schwerkranke aus dem Fünfseenland aufnimmt, will sich vergrößern. Gleichzeitig soll mit der Stiftung "Ambulantes Kinderhospiz München" (AKM) ein Kinderhospiz errichtet werden. Das Vorhaben, Erwachsene und Kinder in einer Hospiz-Einrichtung zu versorgen, gilt als Pilotprojekt. Der Tutzinger Arzt und FDP-Kreisrat Wolfgang Weber-Guskar, der auch Vorsitzender des Hospizvereins Fünf-Seen-Land ist, sieht mit der Ankündigung aus dem Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau indes die letzte Chance auf ein Hospiz am Starnberger See schwinden. Weber-Guskar erwägt, den Hospizvereins, der derzeit noch 46 Mitglieder hat, aufzulösen. Ende Oktober oder Anfang November will er zu einer Mitgliederversammlung einladen.

Im Juni 2015 war in Tutzing das für 4,5 Millionen Euro errichtete Refugium Beringerpark eröffnet worden. Nur neun Monate später musste die Einrichtung wegen drohender Insolvenz schon wieder schließen - die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände (ARGE) hatte keinen Versorgungsauftrag erteilt, die Kassen verweigerten die Kostenübernahme für Patienten. Sie sahen keinen Bedarf für ein weiteres Hospiz in der Region. Das Hospiz Pfaffenwinkel in Polling südlich von Weilheim mit zehn Plätzen wurde damals für ausreichend befunden. Diese Ansicht wurde nun offenbar revidiert. Denn auf dem Gelände des Pollinger Klosters soll ein Neubaukomplex errichtet und die Bettenzahl zunächst auf 14 erhöht werden. Der Betreiber, der "Hospizverein im Pfaffenwinkel", habe mit den Krankenkassen einen Versorgungsauftrag "zur stationären hospizlichen Versorgung der Landkreise Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen sowie der südlichen Landkreise Starnberg und Landsberg", teilte die Vorsitzende des Hospizvereins im Pfaffenwinkel und ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Renate Dodell kürzlich mit.

Für Weber-Guskar eine bittere Pille. "Wir haben immer darauf hingewiesen, dass wir mehr Hospizbetten brauchen. Wir hätten sie unserer Bevölkerung und allen im Münchner Süden gern wohnortnah angeboten. Aber von den zuständigen Stellen gab es keinerlei Unterstützung", bedauert der Mediziner im Rückblick auf die gescheiterten Verhandlungen mit den Kassen. Die Initiatoren des Tutzinger Refugiums, darunter Professor Friedrich Dittmar und Egon Gniwotta, vermuteten eine politische Bremse im Gesundheitsministerium. Dieses jedoch widersprach jedweder Einflussnahme. Der Ausbau der stationären Hospize in Bayern müsse "im Rahmen einer Gesamtbetrachtung der Versorgung mit Augenmaß erfolgen, um - abgesehen von der Gewinnung des notwendigen Personals - Wirtschaftlichkeit und Qualität der jeweiligen stationären Einrichtung nachhaltig zu gewährleisten", hieß es auf Nachfrage vor einem Jahr.

2018 hatte der Hospizverein Fünf-Seen-Land noch einmal Hoffnung geschöpft. Denn Ministerpräsident Markus Söder sprach davon, dass die Hospiz- und Palliativangebote in Bayern verdoppelt werden sollten. Für ein Hospiz in Tutzing hätte es jedoch höchstens mittelfristig eine Möglichkeit zur Realisierung gegeben. Denn seit 2016 betreibt das Münchner Unternehmen Fero Medik einen Intensivpflegedienst in einer Wohngemeinschaft in dem Gebäude im Beringerpark. Weber-Guskar betont im Gespräch mit der SZ, ihm gehe es angesichts der geplanten Erweiterung in Polling nicht darum, "beleidigt nachzutarocken oder etwas zu verhindern, sondern immer darum, etwas zu verbessern".

Der "Hospizverein Pfaffenwinkel" will Polling als "d e n Hauptstandort für das südwestliche Oberbayern halten und ausbauen", wie es in einer Mitteilung heißt. Im stationären Hospiz seien derzeit acht von zehn Zimmern ohne Nasszellen. Im denkmalgeschützten Kloster sei eine Modernisierung oder Erweiterung nicht möglich. Daher wolle man "in spätestens vier bis fünf Jahren möglichst in Einklang mit den Nachbarn und mit Unterstützung des ganzen Dorfes und der Region" einen Anbau realisieren. Dort soll auch ein ambulantes/teilstationäres Kinderhospiz mit sechs Betten und zwei weiteren Betten in zwei Familienappartements Platz finden. Die geschäftsführende Vorsitzende der Stiftung "Ambulantes Kinderhospiz München", Christine Bronner, möchte mit dem Vorhaben Familien mit schwerkranken Kindern entlasten. Dabei geht es nicht ums Sterben, sondern vielmehr um Inklusion und einen Weg ins Leben. In Polling sollen Fachkräfte die Kinder einige Vormittage oder regelmäßig zwei Nächte in der Woche oder auch mal ein Wochenende betreuen, damit Eltern wieder Kraft sammeln können. Familien könnten auch mal ein paar Wochen bleiben, bis sie sich auf eine neue Pflegesituation zu Hause eingestellt haben.

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