Berg:Wie der Wind weht

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Gemeinde Berg beschließt Messungen in 140 Metern Höhe und bringt ihre Windkraftplanung auf den Weg.

Sabine Bader

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nach diesem Motto handelt die Gemeinde Berg, wenn es um die Windgeschwindigkeit in den Wadlhauser Gräben geht. In nichtöffentlicher Sitzung hat der Gemeinderat am Dienstagabend einstimmig eine Fachfirma mit viermonatiger Infrarotmessung beauftragt. Gemessen wird laut Bürgermeister Rupert Monn im Frühjahr und bis zu einer Höhe von 140 Metern, was der Nabenhöhe der geplanten Anlagen entspricht. Der Vorteil der Messung mittels Infrarot ist, dass man so die Werte in unterschiedlichen Höhen ablesen kann. In den Wadlhausergräben geht man in 140 Metern Höhe bislang von durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten zwischen 6 bis 6,8 Metern pro Sekunde aus.

Insgesamt vier Mal hatten die Bürger nun die Möglichkeit, zu den Plänen Stellung zu nehmen. Anfangs waren mehr als 1000 Einsprüche eingegangen - vornehmlich von den Nachbarn aus Icking und Schäftlarn. Jetzt, in der vierten und letzten Auslegung der Planung, waren es nur mehr rund 120 gewesen. Am Dienstag wurden die Bedenken noch einmal im Gemeinderat behandelt. Die Kritiker monierten unter anderem die nach ihrer Ansicht zu geringen Abstände zur Wohnbebauung sowie mögliche Beeinträchtigungen für Mensch, Tier und Natur.

Wie tief das Misstrauen sitzt, zeigt eine Stellungnahme der "Bürgerinitiative zum Schutz der Wadlhauser Gräben". Sie vermutet, dass bei derzeitigen Waldarbeiten nahe Neufahrn gezielt Nistbäume gerodet werden, damit sich in dem Gebiet keine Zugvögel mehr ansiedeln und so im späteren Genehmigungsverfahren keine gefährdeten Tierarten gefunden werden. Von Seiten der Gemeinde hieß es dazu, die Arbeit des Staatsforsts stünde "in keinem Zusammenhang" zu den Windradplänen, sie seien aus ökologischer Sicht nötig. Die Initiative indes behält sich eine Normenkontrollklage vor; diese hätte aber keine aufschiebende Wirkung auf den Bau der Windräder.

Berg ist damit die erste Gemeinde im Fünfseenland, die ihren Teilflächennutzungsplan zur Windkraft verabschiedet hat; die anderen 13 Kommunen folgen. Wie berichtet, wollen sie per landkreisweiter Planung sicherstellen, dass die privilegierten Anlagen nur in eigens ausgewiesen Gebieten gebaut werden. Die Berger Planunterlagen gehen jetzt per Bote an die Regierung von Oberbayern, sie ist Genehmigungsbehörde. Das ehrgeizige Vorhaben hat den Rathausmitarbeitern viele Überstunden beschert, den Berger Gemeinderäten diverse Extra-Sitzungen, und Rathauschef Monn war allein sechs Mal zu Protestkundgebungen der Gegner in den Nachbargemeinden gefahren. "Todesmutig" habe er sich "in die Höhle des Löwen gewagt, um die Berger Interessen zu vertreten", lobte darum Vizebürgermeister Karl Brunnhuber in der Sitzung. Applaus am Ratstisch.

© SZ vom 02.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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