Süddeutsche Zeitung

Berg:Strittige Steinquader

In der Gemeinde Berg gibt es einen neuen Seeabstieg. Viel Geld und Zeit ist in das Projekt investiert worden. Während Bürgermeister Rupert Steigenberger davon recht begeistert ist, gibt es bereits erste Kritik

Von Michael Berzl, Berg

Große Steinquader aus Jurakalk und kleine Sitzterrassen säumen das Ufer des Starnberger Sees neben dem Hotel Schloss Berg. Die ersten Ausflügler haben dort am Dienstag ihre Handtücher ausgebreitet, genießen die Sonne, den weiten Blick und das Plätschern des Wassers. Am Tag zuvor hat noch ein Bauzaun den Zugang zu diesem Abschnitt am See versperrt, das jeweils etwa zur Hälfte der Gemeinde und der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen gehört. Etwa 180 000 Euro wurden in den sogenannten Seeabstieg investiert. Die aufwendige Umgestaltung ist nun abgeschlossen, das Grundstück für die Öffentlichkeit freigegeben. "Es ist genau so geworden, wie wir uns das gewünscht und vorgestellt haben. Es ist wirklich gut geworden", sagte Bürgermeister Rupert Steigenberger bei einem Ortstermin zur Freigabe.

Sechs Jahre, nachdem der Seeabstieg von der Gruppierung QUH erstmals zum Thema gemacht worden war, hatte im März vergangenen Jahres der Umbau begonnen. Es war ein hartes Stück Arbeit im Sinne des Wortes, denn zunächst musste eine etwa 60 Zentimeter dicke, massive Betonmauer mit einem Metallgeländer darauf abgebrochen werden. Dabei tauchte auch noch eine Spundwand aus dicken Stahlplatten auf, von der zuvor niemand etwas wusste. Sie wurde bei niedrigem Wasserstand auf Höhe der Wasseroberfläche abgeschnitten. Von diesen Bauteilen ist nun nichts mehr zu sehen; sie befinden sich unter dem neu gestalteten Uferbereich, der nach den Plänen der Münchner Landschaftsarchitektin Margarethe Waubke angelegt wurde. Unter anderem wurden dafür 52 unterschiedlich zugeschnittene Quader aus einem Steinbruch im Altmühltal herantransportiert, außerdem knapp zwei Dutzend Salzburger Findlinge und etwa 170 Tonnen Granit, der nun zum Teil im Wasser liegt. Zwischen Stufen und Quadern wachsen Weiden und verschiedene Gräser. Ahornbäume und Linden und mittendrin eine Buche spenden Schatten.

Ganz bewusst habe man sich dagegen entschieden, den etwa 70 Meter langen Uferstreifen neben dem Hotel zu einem Badegelände zu machen, erklärte Bürgermeister Steigenberger. Es solle ein eher ruhiger Platz sein. Und Planerin Waubke meinte, dort könne man den Blick über den See und in Richtung Berge genießen und dem Klatschen der Wellen an die Steine lauschen.

Zu dem Umbau gibt es unterschiedliche Ansichten, wie gleich am ersten Öffnungstag deutlich wurde. Während der Bürgermeister das Ergebnis als gelungen lobte, schimpften zwei Schwimmerinnen aus Starnberg und Schäftlarn, als sie mühsam über die großen Steine ins Wasser kletterten. Das sei "saugefährlich" hier, die Steine glitschig. Früher, als die Mauer noch stand, sei es an zwei Stellen viel leichter gewesen, ins Wasser zu gelangen. Nun würden sie ganz sicher nicht mehr hierher zum Schwimmen kommen.

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Quelle:
SZ vom 22.07.2020
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