Berg:Schmuckloser Bürgermeister

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Rathauschef Rupert Monn hat anders als viele Kollegen keine Amtskette. Seinem Nachfolger will er aber eine umhängen.

Von Sabine Bader, Berg

Frauen lieben Ketten, Bürgermeister auch. Warum sonst haben von den 14 Gemeinden des Landkreises die allermeisten Rathauschefs Amtsketten, die sie hüten wie ihre Augäpfel. Bergs Bürgermeister Rupert Monn hat in dieser Hinsicht Pech. Er hat nichts zu hüten. Wenn die Kollegen bei offiziellen Anlässen protokollgerecht behangen sind, hat Monn nur seine Trachtenjoppe zu bieten.

Seit 2000 ist er Bürgermeister von Berg und seit etlichen Jahren auch Bürgermeistersprecher im Landkreis. Richtig abgegangen scheint ihm in den vergangenen 17 Jahren diese Insigne der Macht nicht, zumindest hat er nie etwas in dieser Richtung verlauten lassen. "Ich brauche die Kette nicht mehr", sagte er am Dienstagabend im Berger Gemeinderat. Allerdings würde Monn 2020, wenn er nicht mehr antreten will, gerne seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger im Amt eine Kette übergeben.

Bürgermeister Rupert Monn regiert die Gemeinde Berg seit vielen Jahren ohne Amtskette. (Foto: Arlet Ulfers)

Und die stellt er sich ungefähr so vor: ein großer Taler in der Mitte, und drum herum kleinere mit Wahrzeichen der einzelnen Ortsteile - wie zum Beispiel die Votiv-Kapelle, die Wallfahrtskirche Aufkirchen oder das Schloss Kempfenhausen. Kosten dürfte das gute Stücke wohl so zwischen 10 000 und 15 000 Euro. Da hat sich Monn schon mal erkundigt und darum für 2019 schon mal 10 000 Euro im Haushalt vorgesehen. Und weil er als sparsamer Verwalter öffentlicher Gelder gilt, würde er die Amtskette auch am liebsten über Spenden finanzieren.

Doch wann trägt man so eine Kette überhaupt? Für den täglichen Gebrauch ist sie sicher nicht gedacht. "Nein", natürlich nicht", meint Monn. Die Amtskette ist besonderen Festakten vorbehalten, auch Trauungen oder Beerdigungen von Amtskollegen. So mancher Bürgermeister legt sie sich auch um, wenn sich ein Gemeindebürger oder hoher Gast ins Goldene Buch der Kommune einträgt.

Wenn Monn 2020 nicht mehr antreten will, würde er seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger im Amt gerne eine Kette übergeben. (Foto: Robert Haas)

"Kriegt man so eine Kette nicht auch gebraucht?", will in der Sitzung gar CSU-Gemeinderat Franz Gastl-Pischetsrieder wissen. Davon hat noch niemand am Ratstisch etwas gehört. Vielleicht, weil Amtsketten doch individuell auf Besonderheiten der Gemeinden zugeschnitten sind.

Amtsketten stammen wohl aus dem auslaufenden 18. Jahrhundert mit seiner Begeisterung für das Mittelalter, als in Theaterstücken ehrwürdige Personen mit Ritterketten ausgestattet wurden. Offensichtlich haben die Bürgermeister dies wohlwollend übernommen und sich nur allzu gerne auch die Insignien der Macht zugelegt. Amtsketten sind übrigens nur ganz selten aus reinem Gold. Oft sind sie aus vergoldetem Silber, aus Silber oder gar nur aus Stahl. Und letztere würde sich wahrscheinlich niemand freiwillig umhängen.

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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