Süddeutsche Zeitung

Berg:Persönliche Bankberatung per Monitor

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Die VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg setzt auf eine innovative Dienstleistung: In der Filiale in Berg sind die Kundenberater seit rund zwei Wochen nur noch per Video-Service erreichbar. Das Erlebnis soll genauso persönlich sein wie an einem normalen Schalter

Von Martina Grießbacher, Berg

Seit etwas mehr als zwei Wochen sind in der Filiale der VR Bank in Berg keine Berater mehr anzutreffen. Auch Schalter gibt es keine mehr. Stattdessen hat die VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg dort als erste Bank der Region einen Video-Service-Schalter installiert, der den Kunden von nun an neben Geldautomat und Kontoauszugsdrucker für ihre Bankgeschäfte zur Verfügung steht.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis auf dem großen Bildschirm das freundliche Gesicht von Kundenberaterin Sonja Kaindl erscheint. Durch eine Lichtschranke erkennt das System, dass sich jemand dem Schalter nähert und stellt automatisch eine Verbindung ins Büro nach Weßling her, wo die derzeit fünf Mitarbeiter des Video-Service sitzen. Dass der Kunde nichts tun muss, um das System zu starten, war den Entwicklern besonders wichtig. "Das Erlebnis soll genauso sein wie bei einem normalen Schalter", sagt Michael Meinicke, der bei der VR Bank für Unternehmensentwicklung zuständig ist. Genauso wie an herkömmlichen Schaltern stehen Kaindl und ihre Kollegen bei Fragen zur Verfügung, geben Kontoauskünfte oder führen Überweisungen aus. "Es gibt praktisch keinen Unterschied zum Berater vor Ort", sagt Josef Pölt, Vorstand der VR Bank.

Insgesamt sind es rund 300 Leistungen, die via Bildschirm durchgeführt werden können. Eine Überweisung beispielsweise ist in wenigen Augenblicken erledigt: Der Kunde legt den jeweiligen Beleg auf den Monitor vor dem Bildschirm, über eine Kamera wird dieser gescannt und vom Berater bearbeitet. Danach muss der Kunde nur noch auf dem Unterschriftenpad links vom Monitor unterschreiben und die Transaktion durch einen Tipp auf den Touchscreen bestätigen. Die Identität des Kunden wird mit Hilfe von Sicherheitsfragen überprüft.

Den größten Vorteil dieser Neuerung sieht Pölt in der Erweiterung der Öffnungszeiten: Die Berater in Weßling sind Montag bis Freitag von acht bis 18 Uhr für Kunden erreichbar. "Das ist eine deutliche Verbesserung", so der Vorstand. Denn insgesamt sind es täglich nun über vier Stunden mehr, in denen ein Mitarbeiter zur Verfügung steht. "Wir möchten, dass auch die Video-Berater eine Beziehung mit den Kunden aufbauen", sagt Stefan Dietrich, Teamleiter des Kundenservice. Daher sei es wichtig, eigene Mitarbeiter einzusetzen und kein Call Center oder ähnliches zu beauftragen, erklärt er. Durch den Video-Service-Schalter können auch Ausgaben reduziert werden, da zum Beispiel die Geschäftsfläche der Filiale verkleinert werden konnte.

Es werde dadurch aber kein Personal abgebaut, betont Melanie Reinbold, die zwölf Jahre in der Filiale in Berg tätig war und jetzt in ihr neues Büro im rund 1,5 Kilometer entfernten Aufkirchen übersiedelt ist. Auch ihre beiden Kollegen arbeiten jetzt dort. Und wie finden Kunden den Service? "Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Aber ich finde es nicht schlecht", sagt der 80-jährige Josef Kirmayr nach einem Test. Noch bis Freitag ist Reinbold vor Ort, um den Kunden den neuen Schalter näher zu bringen. Im Laufe des Jahres sollen vier weitere Standorte mit Video-Service ausgestattet werden.

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Quelle:
SZ vom 03.07.2019
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