Süddeutsche Zeitung

Berg:Moderne Zeiten im Bio-Dorf

Im kleinen Ortsteil Farchach wirtschaften gleich vier Öko-Betriebe. Zwei von ihnen setzen auf neue Ställe - mit mehr Auslauf für die Tiere.

Von Sabine Bader

Wenn es um biologische Produkte in der Landwirtschaft geht, macht den Farchacher Bauern so leicht keiner etwas vor. Es gibt vier Biobetriebe in dem kleinen Berger Ortsteil, und deren Produktpalette reicht vom Fleisch über Milch, Getreide und Käse bis hin zu Eiern, Nudeln, Brot, Obst, Marmeladen und Beeren. Etliche der Anwesen werden bereits seit Jahrzehnten nach ökologischen Maßstäben bewirtschaftet, wofür die Farchacher früher gern auch mal belächelt wurden.

Damit die Betriebe aber nachhaltig und wirtschaftlich zugleich arbeiten können, müssen die Eigentümer auch investieren und ihre Höfe neuen Anforderungen und Arbeitsmethoden anpassen. Die rechtliche Grundlage dafür muss der Gemeinderat schaffen. Und so war das Berger Gremium in seiner jüngsten Sitzung mit einer Bebauungsplanänderung befasst, die gleich zwei nachbarschaftliche Anwesen in Farchach betrifft.

So hat die Familie Galloth derzeit große Pläne mit ihrem "Demeter"-Hof in der Ortsmitte. Dort wird seit 30 Jahren biologisch gearbeitet. Geplant ist jetzt ein moderner Biostall für die rund 15 Milchkühe - ein sogenannten Kompostierungsstall. Sein Vorteil ist, dass die Tiere hier immer sauber und trocken liegen und der Mist gleichzeitig kompostiert wird. Außerdem lässt sich der Stall auch mit Ladewagen und Schlepper befahren. "Das Ganze ist buchstäblich auf meinem Mist gewachsen", erzählt Julia Galloth.

Die 30-Jährige ist Landwirtschaftsmeisterin und hat den elterlichen Betrieb vor zwei Jahren übernommen. Im bisherigen alten Stall muss die Fütterung der Tiere noch von Hand vorgenommen werden. Die Rinder werden teilweise noch angebunden, auch wenn sie ganzjährig auf die Hausweiden getrieben werden. Im Gegensatz zur Anbinde- und Boxenhaltung ist der Kompostierungsstall ein Laufstall, in dem sich jedes Tier frei bewegen kann. Rein rechnerisch stehen jedem Tier zehn Quadratmeter Platz zur Verfügung. Eine große Verbesserung. Insgesamt sollen in dem neuen Stall etwa 30 Kühe und Jungtiere unterkommen.

Auch der nachbarschaftliche "Assenhauser", so der Hofname, setzt auf ein weiteres Stallgebäude. Bereits seit 1970 wird hier biologisch angebaut und geerntet nach den Richtlinien des renommierten Anbauverbands Bioland. Seit vielen Jahren gibt es auch einen weithin bekannten Hofladen. Wegen seiner großen Beliebtheit bei den Kunden muss der Parkplatz auf dem Gelände erweitert werden.

Beide Anwesen sind sogenannte Einfirsthöfe und stehen großteils unter Denkmalschutz. "Beide Höfe prägen das Ortsbild von Farchach sehr stark, da sie in der Ortsmitte situiert sind und den Charakter von Farchach widerspiegeln", schreibt die Gemeinde in ihrer Vormerkung. Beim Galloth-Anwesen kommt noch ein Bodendenkmal hinzu, weil hier einst das Farchacher Schloss stand. Darüber hinaus liegen beide Anwesen im Überschwemmungsgebiet des Lüßbachs. Alles also nicht ganz einfache Voraussetzungen für die Hofeigentümer. Der Bebauungsplan wird jetzt mit Zustimmung der Gemeinderäte geändert, um den beiden Landwirten eine Erweiterung ihrer Betriebe zu ermöglichen.

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Quelle:
SZ vom 24.04.2020
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