Süddeutsche Zeitung

Berg:Mehr Selbstvertrauen

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Bei der Karriereplanung stehen sich Frauen oft selbst im Weg. Dieser Ansicht ist Antonella Mei-Pochtler, Geschäftsführerin der Boston Consulting Group. Ursula Münch rät, Frauen dürften nicht Mäuschen spielen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Berg

Frauen sind die besseren Studenten, sind lebensklüger und oft kooperativer als Männer. Dennoch sind sie in den Führungsetagen der Unternehmen eine Seltenheit. Warum das so ist, diese Frage stieß in der Veranstaltungsreihe "Bergspektiven" am Donnerstag im Schlosshotel Berg auf reges Interesse. Zum Thema hatte Initiator Christian Kalinke die Direktorin der Politischen Akademie in Tutzing, Ursula Münch, und die Geschäftsführerin der Boston Consulting Group (BCG), Antonella Mei-Pochtler, eingeladen.

Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen beträgt nur sechs Prozent, bei den Führungskräften liegt er bei 14 Prozent. Münch und Mei-Pochtler gehören dazu, sie haben Kind und Karriere unter einen Hut gebracht. Und dennoch wollen sie sich nicht als Quotenfrauen verstanden wissen. Zudem stimmt es ihrer Ansicht nach nicht, dass Männer es zu verhindern wüssten, dass Frauen in Führungspositionen aufsteigen. Wie Mei-Pochtler einräumte, gibt es allerdings "eine gewisse Selektion Richtung Mann". Das liegt ihrer Erfahrung daran, dass sich Mann wohlfühlt unter seinesgleichen. "Frauen sind einfach anders." Deshalb fielen den Männern 100 Gründe ein, warum sie keine Frauen in ihr Team aufnehmen wollen.

Auch die Theorie, dass Frauen Kinder kriegen und die Babypause eine Karriere verhindert, stimmt nach Ansicht von Münch nicht. Es liege vielmehr an den gesellschaftlichen Verhältnissen, wonach immer noch die Frauen für Haushalt und Kindererziehung zuständig seien.

"Wenn man einen Chauvi heiratet, hat das Konsequenzen", so die Akademiedirektorin. Sowohl Münch, als auch Mei-Pochtler betonten, dass sie von ihren Ehemännern unterstützt werden. Zudem "nimmt ein gewisses Einkommen ganz viele Sorgen", etwa bei der Suche nach einer guten Kinderbetreuung, sagte Münch. Ganztagsschulen können ebenfalls helfen, den Berufsalltag zu bewältigen. Wie Münch erklärte, dürfen sie aber nicht zur Zwangseinrichtung für die Kinder werden. Nach den Erfahrungen der beiden Gäste müssen Frauen, die Karriere machen wollen, über ein starkes Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen verfügen.

Denn der Kampf um die Posten ist hart und die Männer nehmen dabei keine Rücksicht. "Ich erlebe durchaus, dass Männer sehr aggressiv sein können, auch zu den Frauen", so Mei-Pochtler. Man müsse sich als Frau zwar nicht "entweiblichen", aber "Mäuschen spielen, leise sprechen und hoffen, dass man gehört wird, ist nicht hilfreich", sagte Münch. Frauen stehen sich nach den Erfahrungen von Mei-Pochtler oft selbst im Weg bei der Karriereplanung. Sie trauen sich häufig weniger zu als die Männer. Sie wollen beliebt sein und versuchen zu gefallen. Und sie lassen sich laut Mei-Pochtler zu sehr von einem in den Medien propagierten Frauenbild beeinflussen, dass sie superschön sein müssten, eine ganz tolle Mutter und zugleich ganz toll im Beruf. Der Rat der Italienerin, die mit einem Österreicher verheiratet ist, und in Wien lebt: Frauen sollten sich zu ihren Stärken bekennen und viel mehr trauen, nicht so schnell aufgeben.

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Quelle:
SZ vom 28.05.2016
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