Süddeutsche Zeitung

Starnberger See:Corona-Ausbruch in Klinik für MS-Patienten

Ein medizinischer Mitarbeiter soll gleich nach einer Italienreise die Arbeit wieder aufgenommen haben. Tests ergeben zehn weitere Infektionen bei Kollegen und Patienten.

Von Astrid Becker

In der Marianne-Strauß-Klinik in Berg haben sich elf Menschen mit dem Coronavirus infiziert, darunter drei Patienten. Wie Landratsamtssprecherin Barbara Beck mitteilte, soll einer der medizinischen Mitarbeiter am 26. Oktober mit einem Reisebus aus Italien zurückgekehrt sein und anschließend sofort seine Arbeit wieder aufgenommen haben. Seinen Arbeitgeber habe er über seinen Aufenthalt in einem Risikogebiet zunächst nicht informiert, ist von der Klinik zu erfahren. Drei Tage später jedoch meldete der Mann seine Reise nach Italien und ließ sich testen. Ergebnis: positiv.

Die Klinik habe sofort alle Kontaktpersonen ersten Grades ermittelt und getestet. Sie dürfen laut Barbara Beck weiter in der Klinik arbeiten, müssen sich aber privat isolieren. Wie sich bei den Tests herausstellte, haben sich noch sieben weitere Mitarbeiter sowie drei Patienten angesteckt. Zwei von ihnen hat die Marianne-Strauß-Klinik "zu deren Sicherheit in ein spezialisiertes Zentrum" verlegt. Es dürfte sich um die Asklepios-Klinik in Gauting handeln, in der mittlerweile mehr als 20 Covid-19-Patienten behandelt werden. In Starnberg liegen drei Patienten.

Der dritte in Berg positiv getestete Patient wurde laut Kliniksprecherin Annette Bebersdorf auf eine Isolierstation in Berg gebracht. Ihm soll es "ganz gut" gehen. Über den Zustand der beiden anderen Patienten wollte sie sich nicht äußern. Es würden aber seit Bekanntwerden der Infektionen alle Patienten und Mitarbeiter reihenweise getestet, um das Geschehen unter Kontrolle zu halten. Alle Patienten seien in Einzelzimmern untergebracht, seit Tagen gelte ein Aufnahmestopp. In der MS-Klinik arbeiten etwa 200 Menschen.

"Uns bereitet dieser Ausbruch einiges Kopfzerbrechen", sagt Behördensprecherin Beck: "Wie wir damit umgehen werden, wissen wir noch nicht, da laufen noch Gespräche." Es kann aber sein, dass der reisefreudige Mitarbeiter nicht nur mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen muss, sondern auch mit einer saftigen Geldstrafe, weil er womöglich gegen die bayerische Einreise-Quarantäne-Verordnung verstoßen hat: "Es ist bei medizinischem Personal komplizierter, deshalb muss man das sehr genau prüfen", so Beck.

Auch die Gemeinschaftsunterkunft in Inning steht unter Quarantäne. Die insgesamt 98 Bewohnerinnen und Bewohner sollen Reihentestungen unterzogen werden, nachdem sich dort ein Mann mit dem Virus infiziert hatte. Seine Familie und er sind bereits in die Münchner Funkkaserne gebracht worden. Dort werden ausschließlich positiv getestete Bewohnerinnen und Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften untergebracht.

Insgesamt meldet das Landratsamt am Mittwoch 40 neue Fälle: elf aus Gauting, sieben aus Krailling, fünf aus Starnberg, vier aus Herrsching, jeweils drei aus Gilching und Inning, jeweils zwei aus Berg und Wörthsee sowie je einen aus Feldafing, Seefeld und Tutzing. Seit Ausbruch der Pandemie sind damit 1279 positiv auf das Virus getestet worden, 1060 gelten als genesen. 883 Menschen befinden sich in Quarantäne. Beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wird der Landkreis mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 106,83 geführt.

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SZ vom 05.11.2020
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