Süddeutsche Zeitung

Berg:Lernen direkt am See

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Landschulheim Kempfenhausen besteht 50 Jahre. Ehemalige schwärmen vom Geist des Gymnasiums

Von Tabea Braun, Berg

"Mein Freundeskreis kommt aus der Schulzeit", resümiert Petra Schmidt-Burr. Daher traf sich die Werbefachfrau am Samstag mit ihren ehemaligen Klasskameraden schon, bevor am Abend das offizielle Fest im Landschulheim Kempfenhausen begann. Und auch Matthias Biemer freute sich, seinen früheren Direktor, viele Lehrer und Mitschüler wiederzusehen. Zusammen mit Ehemaligen blickte das Gymnasium auf seine 50-jährige Geschichte zurück. Viel hat sich gewandelt - nicht nur die Schülerzahl. Besuchten im Schuljahr 1967/68 nur neun Schülerinnen der neunten Klasse das Gymnasium mit integriertem Internat, sind es heute 639 Jungen und Mädchen.

Noch um einiges älter als die Schule selbst sind Gebäude, in denen die Schüler untergebracht sind. Zwar kamen im Laufe der Zeit immer wieder Neu- und Anbauten hinzu. Doch steht noch die 1855 vom Starnberger Posthalter Andreas Pellet erbaute Pellet-Villa. Heute kennen die Schüler das Gebäude als Wagnerhaus, da Richard Wagner hier im Sommer 1864 auf Einladung von König Ludwig II. verweilte. Die Direktoren-Villa, in der die Gymnasialklassen bis zur Fertigstellung des Schulhauptgebäudes 1972 unterrichtet wurden, ließ Fürst Alexander Bariatinsky, Besitzer des Anwesens von 1866 an, erbauen. Sie diente ihm als Gästehaus.

Eine erste Bildungseinrichtung entwickelte sich 1938 auf dem Gelände, als Pädagogin Elisabeth Hunaeus ein "Seminar für Frauenbildung" eröffnete. In den Kriegsjahren diente das Haus als Kinderheim. Anschließend zog eine Bildungsstätte für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen sowie eine Realschule und Haushaltsschule für Mädchen ein. Mit des Übergabe des Grundstücks an den Zweckverband Bayrische Landschulheime vor fünfzig Jahren kam ein Mädchengymnasium hinzu.

In Erinnerung bleibt den Schülern wohl insbesondere die Lage direkt am See. "Es ist echt 'ne tolle Schule", sagt Schmidt-Burr, die 1989 Abitur machte und heute eine Werbeagentur in Berg betreibt. Besonders das Freizeitangebot hatte es ihr angetan: Sie segelte und nahm in der Pause zwischen Mittagessen und Studierzeit Klavierunterricht. In den eineinhalb Stunden seien sie zudem baden, shoppen oder in verschiedene Kurse gegangen, die die Schule angeboten hat, erzählt sie.

Biemer, der 1983 in die fünfte Klasse kam und somit einem der ersten gemischten Jahrgänge angehörte, war externer Schüler und aß zu Hause. Doch verbrachte auch er nicht nur den Unterricht, sondern auch große Teile seiner Freizeit im Landschulheim. Nach der kurzen Mittagspause ging es zurück nach Kempfenhausen, da viele Freunde Internats- oder Tagesheimschüler waren. "Bei schönem Wetter verbrachten wir die meiste Zeit am See", erinnert sich der damalige Leiter der Schülerzeitung. Schön sei zudem der Zusammenhalt der Schüler auch über Klassenstufen hinweg und der Kontakt mit den Lehrern gewesen. Mit ihnen saß man auch mal privat im Stüberl am See oder ging gemeinsam ins Theater.

Dass man nach Kempfenhausen geht, hat in manchen Familien Tradition. Im nächsten Schuljahr wird Biemers Sohn das Landschulheim Kempfenhauser besuchen. Das ist größer geworden und vielleicht auch ein "wenig mehr klassische Schule", wie Biemer sagt. Denn der Anteil der Internatsschüler schrumpft. Die größeren und moderneren Gebäude sind der erste große Unterschied, der Schmidt-Burr in puncto Veränderung in den Sinn kommt. Ihr Sohn machte 2013 in Kempfenhausen sein Abitur. Mit dem "wahnsinnigen Freizeitangebot" könne noch immer keine andere Schule mithalten, ist sie überzeugt.

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SZ vom 20.07.2017
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