Ausstellung:Wasser und Wellen in Perfektion

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"Der Sommer" von Sabine Deicke. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Malerin Sabine Deicke und der Fotograf Werner Resch haben sich von der Landschaft am Starnberger See inspirieren lassen und zeigen ihre Arbeiten im Haus Buchenried.

Von Katja Sebald, Berg

Das Haus Buchenried, Seminarhaus der Münchner Volkshochschule MVHS) in Berger Ortsteil Leoni, empfängt seine Gäste mit einer sommerlichen Doppelausstellung: Die Malerin Sabine Deicke und der Fotograf Werner Resch, die beide auch MVHS-Dozenten sind, haben sich von der Landschaft am Starnberger See und insbesondere der Umgebung von Haus Buchenried inspirieren lassen. Jetzt zeigen sie dort ihre Bilder unter dem Titel „See and see“. 

Wenn die freischaffende Malerin Sabine Deicke nach Buchenried kommt, dann leitet sie dort einen Ruderkurs. In ihren Bildern aber geht es nicht um Bewegung und Rhythmus, auch kann man die Wasserfläche des Sees darin nicht erkennen. Ihr zentrales Thema ist die Farbe, die ihr auch und vor allem Ausdruck von Emotionen ist. Kräftige, manchmal auch laute Töne und nicht selten Komplementärkontraste bestimmen ihre Bildwelten. Ein gestischer Pinselduktus wechselt sich mit einem eher flächigen Farbauftrag ab, Tupfen stehen neben Flecken, Rot neben Blau und Grün.

Gegenständliche Bezüge gibt es so gut wie nicht, auch wenn die Bilder durch ihre Titel mit der Welt der Dinge verbunden bleiben wollen: Wenn also eine Komposition „Der Sommer“ heißt, dann könnte man die bunten Farbflächen als florale Motive deuten, auch Titel wie „Blüten-See“ oder „Kleines Biotop“ verweisen auf Pflanzliches und Blühendes. „Alpenglühen“, „Sternenhimmel“ oder „Murnauer Moos“ geben noch konkretere Hinweise, während Bezeichnungen wie „Farbwelten“ oder „Wunschtraum“ alles offen lassen. Dennoch beziehe sich die Malerin in den meisten Bildern auf die Landschaft am Starnberger See, schreibt die Kunsthistorikerin Anne Menke-Schwinghammer in ihrem Text zur Ausstellung: „Wasser, Licht und Landschaft prägen die Arbeiten, werden aber nicht gegenständlich abgebildet, sondern in farbliche Krafträume übersetzt, die – verstärkt durch die deutlich ablesbare schwingende Pinselschrift und die übereinander geschichteten Farbräume – Assoziationen und Emotionen auslösen.“ 

Ganz anders jedoch die Fotografien von Werner Resch: Die stillen Seebilder des Münchner Fotografen, der normalerweise im Bereich Porträt, Dokumentation und Reisefotografie und als Fotolehrer arbeitet, sind im wahrsten Sinne des Wortes im See „verankert“: Man könnte meinen, es ist immer dieselbe Boje, die er vom Ufer in Leoni aus wieder und wieder fotografiert hat. Es sind dabei vor allem die stimmungsvoll verhangenen Momente, die den Fotografen interessieren: Der sommerliche Dunst über der Wasserfläche, aus dem die Boje in einer fast hyperrealen Schärfe auftaucht, oder der herbstliche Nebel, in dem sie gleichsam verschwindet. Mal schwimmt eine einzelne Ente neben dieser Boje, die Schwimmwelle erscheint im Bild wie eine Zeichnung auf der Wasserfläche. Mal schaukeln zwei Segelboote, an der Boje festgemacht, in den ersten Sonnenstrahlen am Morgen. Mal klart der Himmel im allerletzten Abendlicht auf, die gleichsam farbigen Wolken sehen aus, als würden sie im See versinken.

Werner Reschs "Bojen im Nebel". (Foto: Arlet Ulfers)
"Wellen 1-2" von Werner Resch. (Foto: Arlet Ulfers)
"Schwimmwellen" heißt diese Serie von Werner Resch. (Foto: Arlet Ulfers)

Und auch wenn See- und Himmelsfläche ganz und gar ungetrübt blau sind und das Wasser so durchsichtig und spiegelglatt ist, dass man jeden einzeln Kieselstein am Grund sieht, dann wartet Resch doch auf den Moment, in dem aus dem hellen Strahlen ein sanftes Licht wird und sich ein hauchzarter Schleier über die Szenerie legt. Hochästhetisch und sehr grafisch wirken die vier quadratischen Bilder, die nur die Spuren der Wellen auf der Wasseroberfläche zeigen – spätestens hier beweist der Fotograf, dass er sein Handwerk gelernt hat. 

Als Experiment wollen diese beiden so unterschiedlichen Künstler die insgesamt 18 Arbeiten verstanden wissen, die sie eigens für diese Ausstellung gemeinsam angefertigt haben: Ausgangspunkt waren immer Fotografien von Resch, einige auf Papier und manche auf Aludibond. Deicke ergänzte etwa eine Aufnahme vom Schilf im Wasser durch aufgemalte Wellen, ein Seeufer durch grüne Bäume oder ein Bild von der unbewegten Wasserfläche durch bunte Farbkleckse. Oder sie malte eine gelbe Hängematte zwischen zwei Bäume, einen Steg ins Wasser und schließlich doch noch eine Frau im Ruderboot ans Ufer. 

„See and see“ im Haus Buchenried ist bis zum 15. September 2024 zu sehen.

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