Berg:"Mein Auto war bis obenhin voll mit Prospekten"

Lesezeit: 3 Min.

Mit den mobilen Schreibtischen von Jens Bruins kann man überall arbeiten - bei gutem Wetter auch im Garten. Stolze 32 Kilo wiegt die Erfindung. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Papierberge und Unterlagenchaos im Außendienst haben Jens Bruins lange genervt. Jetzt hat er mit seinem Start-Up "Moresy" einen Rucksack und einen Schreibtisch entwickelt, die man immer dabeihaben kann.

Interview von Ella Adam, Berg

Eine Person, die mit einem Rucksack die Rolltreppe zur U-Bahn hinabfährt. Ein Camper am See, der sich vor seinem Wohnmobil sonnt und dabei am Laptop arbeitet. Eine Frau, die vor einer gestellartigen Bildschirmsammlung am Schreibtisch arbeitet. Ein Porsche-Fahrer, der eine Tasche im Kofferraum verstaut, um dann Serpentinen hochzudüsen. "Moresy free - Fühl dich frei. Arbeite von wo du willst", prangt in dicken Lettern über den Szenen auf der Website.

Mit Marketing kennt sich Jens Bruins aus. Viele Jahre hat er als Vertriebler für die Bausparkasse und einen Schwimmbadhersteller gearbeitet. Da der 39-Jährige aus Berg im Außendienst öfter im Auto als am Schreibtisch arbeitete, machten sich bald Papierkram und Laptopchaos breit. Mit seinem Startup "Moresy" ("mobile Registratursysteme") hat Bruins nun flexible Schreibtischmodelle für mobiles Arbeiten entwickelt. Aber reicht dafür nicht auch einfach ein Laptop?

SZ: Sie beschreiben Ihre Produkte mit den Worten "revolutionär, einzigartig und grenzenlos". Das sind ja ziemlich große Worte. Erklären Sie doch mal.

Jens Bruins: Das eine ist ein mobiler Arbeitsplatz im Rucksack, der alles hat, was man braucht. Also zwei Bildschirme mit Maus, Tastatur und Powerbank. Das heißt, ich kann damit von überall aus arbeiten. Das einzige was ich noch benötige ist ein Laptop. Den Rucksack gibt es mit und ohne Rollen. Das Revolutionäre und Einzigartige ist, dass es kein vergleichsweises Produkt gibt, das sich per Knopfdruck zu einem vollfunktionsfähigen Arbeitsplatz erweitern lässt.

Und das zweite Produkt?

Es besteht aus drei Modulen, die einen voll funktionsfähigen Schreibtisch ergeben. Wir haben dafür ein patentiertes Dockingsystem. Unten kann man einen Drucker reintun oder Bürozubehör, was ich halt brauche. Oben hat man einen Getränkehalter, eine Laptopauflagefläche, sowie einen ausklappbaren Schreibtisch.

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Fehlt nur noch Wlan.

Ja, und ein Stuhl. Aber Handys sind ja teilweise so gut ausgestattet, dass man die als Hotspot nehmen kann. Somit sind dem Arbeitsplatz von morgen keine Grenzen gesetzt.

Wie sind Sie denn auf Ihre Idee gekommen?

Ich war zwölf Jahre lang bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall und bin dann zu einem Schwimmbadhersteller gewechselt. Dort war mein Geschäftsgebiet der Osten von Deutschland, aber ich habe eben hier gewohnt. Das heißt, wenn ich hochgefahren bin, war das ganze Auto bis obenhin voll mit Verkaufsprospekten und anderen Unterlagen. Da hab ich mir gedacht, es muss doch irgendwas geben, wo Ordnung im Kofferraum ist - gerade speziell für Außendienstler. Da gab es überhaupt nix. Dann habe ich selber ein System entwickelt, was eigentlich ursprünglich nur für den Kofferraum gedacht war und habe es auch patentieren lassen.

Im Rucksackmodel von Moresy sind Tastatur, Maus und zwei Bildschirme verstaut, man braucht nur noch einen Laptop. Der Rucksack macht mobiles Arbeiten einfacher, ist aber mit 2400 Euro auch ziemlich teuer - und mit zehn Kilo auch nicht gerade leicht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe?

Eigentlich alle Personen mit wechselnden Arbeitsplätzen. Sprich, wer viel unterwegs ist und nicht auf Komfort verzichten möchte, für den ist unser Produkt ideal. Außerdem gibt es viele Unternehmen, die durch das mobile Arbeiten ihre Büroflächen verkleinern wollen, um Betriebskosten zu sparen. Viele Arbeitnehmer könnten aber sagen: Schöne Idee, ich habe aber zu Hause keinen Platz dafür. Und da bietet halt "Moresy Office" die Lösung: Man hat auf minimalem Raum einen Schreibtisch mit voller Ausstattung, der zugeklappt aussieht wie ein Sideboard, wenn man noch eine Vase draufstellt.

Der Vorteil eines Laptops ist ja, dass er leicht und handlich ist. Ihre Produkte mögen zwar gut ausgestattet sein, aber sind mit zehn bzw. 32 Kilo alles andere als leicht. Tut es ein Laptop zum mobilen Arbeiten nicht auch?

Doch, durchaus. Also auf jeden Fall kann ich meine Aufgaben damit erledigen. Aber zwei Bildschirme können die Arbeit schon sehr erleichtern. Je nachdem, welche Tätigkeiten man ausführt, ob es Buchhaltung, Grafikdesign oder Finanzdienstleistungen sind. Im Urlaub habe ich lange auch nur mit einem Laptop gearbeitet. Aber es dauert doppelt so lange, weil ich auf einem kleinen Bildschirm die einzelnen Fenster viel hin- und herschieben muss. Kann man machen, macht aber wenig Spaß.

Das klingt praktisch, aber auch teuer. Was kostet dieser Spaß denn?

Der Rucksack "Moresy Free" wird ungefähr 2400 Euro brutto kosten. Der "Moresy Office", die Schreibtischlösung, 1600 Euro. Beides bieten wir in einer Crowdfunding Kampagne im Herbst mit 25 Prozent Rabatt an, um die Produktion zu starten.

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