„Die von der KI erzeugten Bilder stehlen allen anderen die Schau“, sagt der Künstler Dazze Kammerl, der am kommenden Wochenende noch einmal seine Türen für Besucher öffnen wird. Und dieses Fazit gilt nicht nur für sein eigenes Atelier in Farchach, es gilt darüber hinaus auch für die anderen fünf Stationen, an denen man Berger Künstlern bei der Arbeit über die Schulter schauen kann: Die merkwürdigen, ebenso hyperrealistischen wie surrealen Bilderzählungen, die Kammerl seit einiger Zeit mithilfe von künstlicher Intelligenz erzeugt, sind ein Highlight der 38. Ateliertage, die unter dem Motto „Restlicht“ stattfinden.
Auch die „Dream Machine“ im Atelier von Cornelia Hesse in Aufhausen arbeitet freilich „mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“, um für die gestressten Besucher ganz individuell „den maximalen Entspannungseffekt zu erzeugen“, so kann man es zumindest auf der handgeschriebenen Gebrauchsanleitung lesen. Handgemacht ist hier auch die Installation aus wundersamen Objekten, die durch Kabel verbunden sind und verschiedene farbige Leuchtpunkte durch den Raum schicken. Bequem in einem Sessel sitzend, kann man sich von diesem Lichtspiel berieseln lassen, sollte aber vorher unbedingt die Warnhinweise gelesen haben, denn das Ganze kann „zum unerwarteten Drang führen, die eigenen Träume in die Tat umzusetzen“.


Ganz konkret mit dem „Restlicht“, also relativ wenig natürlichem Licht, arbeitet der Fotograf Andreas Huber bei der Porträtserie in Schwarz-Weiß, die er bei den diesjährigen Ateliertagen in seinem Studio in Aufhausen erstmals präsentiert. Huber fotografierte ältere Menschen aus Berg, die seiner Meinung nach das Leben der Gemeinde geprägt haben, so etwa der ehemalige Bürgermeister Rupert Monn. Auch die Künstlerin Lucie Plaschka, die ihr Atelier in Aufkirchen hat, ist unter den Porträtierten. Das Motto „Restlicht“ sei ihr zu negativ gewesen, erzählt sie, denn „wenn der Rest weg ist, dann ist es vorbei“. Sie beschäftigte sich stattdessen lieber mit der Dämmerung, die ja auch eine Morgendämmerung sein könnte. Und in dieser Dämmerung lässt sie nun Falter und andere Insekten fliegen, die sie mithilfe einer ausrangierten Sammlung von Theaterbärten angefertigt oder aber auf vielfältige Weise gemalt und gezeichnet hat.
Im ehemaligen Pferdestall des Heimrathhofs in Aufhausen präsentieren Elisabeth und Fritz Güllich als Gastaussteller der diesjährigen Ateliertage ihre Arbeiten. Sie nutzen die emaillierten Pferdetränken für zwei geheimnisvoll von unten beleuchtete Installationen, außerdem zeigt Elisabeth Güllich Landschaftsbilder und sehr reduzierte, weitgehend abstrakte Arbeiten, die entweder mit extrem wenig Farbe oder in einer eigenwilligen Art mit Ölkreiden entstehen. Fritz Güllich ist mit kleinformatigen Tierfiguren aus Keramik und einem Holzobjekt, für das er die Reste einer alten Werkbank verarbeitet hat, vertreten.



Das Atelier von Juschi Bannaski in der Martinsholzer Straße in Aufkirchen bleibt in diesem Jahr geschlossen, weil die Künstlerin krank ist. In den Wochen vor Weihnachten könne man jedoch mit ihr einen Termin vereinbaren, um die aktuellen Bilder anzusehen, teilt sie mit. Nur ein paar Häuser weiter aber, ebenfalls in der Martinsholzer Straße, weist das große rote „A“ für „Ateliertage“ den Weg direkt ins Wohnzimmer des Malers Jozef Melichercik, der ebenfalls als Gast ausstellt, eigentlich jedoch sein Atelier in der Wiede-Fabrik in München hat. Seine großformatigen und starkfarbigen Arbeiten entstehen, ausgehend von Fotografien, in einer Mischtechnik auf Leinwand. Sie stellen, wie etwa die Strandszene „Italy Sun Down“, stimmungsvolle Licht- und Farbmomente dar, behalten jedoch immer auch ein Geheimnis für sich.
In Farchach lohnt sich wie immer ein Besuch in dem kleinen „Museum“ für den verstorbenen Bildhauer Gerd Jäger. Dessen Sohn Franz Jäger, auch er Holzbildhauer, baut bei schönem Wetter und gerne unter Mithilfe des Publikums seine riesenhaften Tiere aus Abfallholz. Ebenfalls wie immer gibt es Dazze Kammerl in seinem „Atelier auf der Lüften“ mit farbigen grafischen Arbeiten und „Geheimschriften“ zu sehen, für die er seit Langem bekannt ist. Dazwischen aber stehen ganz unprätentiös auf dem Boden einige quadratische Leinwände, auf denen er die KI-Bilder ausgedruckt hat. Sie werden zwar mithilfe eines von künstlerischer Intelligenz unterstützen Programms erstellt und zeigen seltsame Begegnungen zwischen einem alten Mann mit gepflegtem Rauschebart und einer schwarzen Katze im Abendlicht – es würde sie jedoch nicht geben, hätte nicht der Künstler als eigentlicher Schöpfer des Bildes das Programm mit den passenden Schlagwörtern gefüttert, die ausschließlich seiner Fantasie entsprungen sind.
Die Ateliers in Berg und Icking, Münsing und Wolfratshausen sind im Rahmen der 38. Ateliertage noch einmal am kommenden Wochenende, 19. und 20. Oktober, am Samstag von 14 bis 19 Uhr und am Sonntag von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Alle Teilnehmer finden sich unter www.atelier-tage.de im Internet.