CO₂-Reduktion:Fett im Tank

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Neuer Treibstoff: HVO100 ist ein biobasierter, synthetischer Dieselkraftstoff aus biologischen Rest- und Abfallstoffen. (Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/IMAGO)

Nach Krailling plant auch die Gemeinde Berg, ihren kommunalen Fuhrpark mit dem neuen Dieseltreibstoff HVO100 zu betanken. Der ist zwar teurer, aber klimafreundlicher.

Von Sabine Bader, Berg

Ab in den Tank mit dem alten Fett! So könnte man etwas flapsig umschreiben, was die Gemeinde Berg vorhat. Seit April dieses Jahres ist der Dieseltreibstoff HVO100, der aus pflanzlichen oder tierischen Altfetten gewonnen wird und eine äußerst positive CO₂-Bilanz aufweisen soll, an Tankstellen für den öffentlichen Verkehr zugelassen. Laut den offiziellen Angaben kann HVO100 ohne Umrüstung in modernen Dieselverbrennern verwendet werden – unter anderem in Fahrzeugen der Hersteller Renault, MAN, Mercedes oder Volkswagen. Für sie gibt es explizit Freigaben.

Was den neuen Kraftstoff angeht, ist die Gemeinde Krailling Vorreiter im Landkreis Starnberg. Sie nutzt HVO100 in ihrem kommunalen Fuhrpark bereits seit Mitte 2023, auch die Stadt Geretsried im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen betankt 24 ihrer Fahrzeuge seit September vergangenen Jahres mit dem Kraftstoff. Beide Kommunen hätten laut der Berger Klimabeauftragten, Sebastiana Henkelmann, gute Erfahrungen mit der Umstellung auf den neuen Dieseltreibstoff gemacht.

Für Henkelman ist dies „ein guter Weg für die Gemeinde, die Treibhausgase weiter zu reduzieren“. Denn im Vergleich zum fossilen Diesel soll sich mit HVO100 eine CO₂-Reduzierung um rund 90 Prozent erzielen lassen, erklärte Henkelmann jüngst den Mitgliedern des Ausschusses für nachhaltige Entwicklung. Weiterer Vorteil des neuen Kraftstoffs soll seine Sauerstofffreiheit sein. So weise der neuartige Diesel eine bessere Lagerstabilität und eine langsamere Motorölalterung auf als Biodiesel sowie einen geringeren Ausstoß von Ruß- und Partikelemissionen.

Die Zapfsäule auf dem Berger Bauhof in Aufhausen: Hier könnte demnächst HVO100 getankt werden. (Foto: Foto: Gemeinde Berg)

Infrage kommt der neue Treibstoff für die 13 Feuerwehrfahrzeuge der Gemeinde und die zwölf Fahrzeuge des kommunalen Bauhofs – darunter Kehrmaschine, Schneeräumer, ein Multifunktionsfahrzeug und etliche Pkw. Bevor die Gemeinde ihre Fahrzeuge allerdings mit dem neuen Dieselkraftstoff befüllt, will sie für jedes von ihnen beim Hersteller noch einmal nachfragen, ob sich dessen Motor wirklich für den Kraftstoff eignet. „Sicher ist sicher“, sagte Henkelmann zur SZ.

Der neue Treibstoff ist teurer als herkömmlicher Dieselkraftstoff

Als Lösung für den Individualverkehr der Bürger hält Henkelmann den Dieseltreibstoff HVO100 indes nicht für geeignet. Ihrer Ansicht nach gilt es weiterhin, die Elektrifizierung von Privatfahrzeugen voranzutreiben. Daher hat die Gemeinde Berg 2023 auch fünf öffentliche Ladesäulen in Betrieb genommen.

Die biobasierte synthetische Kraftstoffsorte HVO100 ist etwas teurer als herkömmlicher Diesel. (Foto: Frank Hoermann/Sven SImon/IMAGO)

Doch Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Und so liegt der Preis von HVO100 im Durchschnitt laut Henkelmann 15 bis 20 Cent pro Liter über dem herkömmlichen Dieselkraftstoff. Allerdings erwartet die Klimabeauftragte angesichts der Preissteigerung von CO₂ mit der Zeit eine Annäherung der Kosten.

Betankt die Gemeinde also ihre Zapfsäule auf dem Bauhofareal in Aufhausen, die ein Fassungsvermögen von 10 000 Litern aufweist, voll, rechnet sie nach dem derzeitigen Stand mit Mehrkosten in Höhe von rund 2000 Euro. Bei einem jährlichen Verbrauch von durchschnittlich 20 000 bis 30 000 Litern Kraftstoff wären dies pro Jahr momentan Mehrkosten von 4000 bis 6000 Euro.

Die Ausschussmitglieder votierten dennoch einstimmig für die Einführung des neuen Dieselkraftstoffs. „So kommen wir der CO₂-Neutralität ein Stück näher“, sagte Bürgermeister Rupert Steigenberger in der Sitzung. Das letzte Wort in dieser Sache hat allerdings der Gemeinderat, welcher der Ausschuss-Empfehlung noch zustimmen muss.

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