Berg:Feiner Gaumen, gute Nase

Berg, Weinsommelier Steffi Liebfrau

Muss Essen und Wein verbinden können: Sommelière Stefanie Liebtrau in ihrem Lokal "Kramerfeicht".

(Foto: Georgine Treybal)

Stefanie Liebtrau kritisiert Verwendung des Sommelier-Begriffs

Von Sabine Bader, Berg

Stefanie Liebtrau nimmt kein Blatt vor den Mund: "Das Wort Sommelier wird missbraucht", findet sie. Der Satz kommt wie aus der Pistole geschossen, schließlich gab es früher nur einen Sommelier, der sich mit allen Getränken auskennen musste. "Heute gibt es doch praktisch für alles Sommeliers - sogar fürs Wasser." Für Bier-Sommeliers hätte die 51-Jährige ja noch Verständnis. "Schließlich gibt es viele verschiedene Hopfensorten." Aber welche Funktion ein Fleisch-Sommelier hat, ist ihr ein Rätsel.

Liebtrau hat ihre Ausbildung zur diplomierten Sommelière 2001 gemeinsam mit sieben Kolleginnen und Kollegen als erster Jahrgang in Bayern an der Unabhängigen Internationalen Weinakademie in München abgeschlossen. Fast zwei Jahre hat die Ausbildung gedauert. Am Anfang stand ein fünftägiger Weinliebhaberkurs an der Landesanstalt für Wein und Gartenbau in Veitshöchheim, dann folgten der Kurs für Weinkenner und jede Menge Theorie. Dass die Ausbildung im Blockunterricht stattfand, kam ihrer damaligen Lebenssituation zugute. Schließlich hatte sie einen kleinen Sohn. Heute ist Sohn Lukas 20 Jahre alt und studiert. Vor dem Studium hat er eine Ausbildung zum Koch im "Hotel Vier Jahreszeiten" in Starnberg gemacht. Auch Stefanie Liebtraus Ehemann, Manuel Liebtrau, ist Koch und arbeitet im Restaurant der Firma Linde in Pullach.

Seit 2001 betreiben die Eheleute in Berg, in der ehemaligen Wohnstube von Stefanie Liebtraus Großeltern, ein Lokal. "Kramerfeicht" hat sie die kleine Gaststätte getauft und nimmt damit den alten Hofnamen ihres Geburtshauses wieder auf. In dem kleinen, aber feinen Lokal können die Gäste jeweils am ersten Mittwoch und Donnerstag im Monat à la carte speisen. Da in der mit alten Möbeln ausgestatteten Wohnstube nur sechs Tische stehen, ist die Personenzahl begrenzt. Es muss also vorab reserviert werden.

Vor allem aber haben sich die Liebtraus auf Veranstaltungen ab zwölf Personen spezialisiert. Gemeinsam mit dem Gastgeber wird das Menü vereinbart. Zu den Speisen empfiehlt die 51-Jährige den passenden Wein. "Essen und Wein zu verbinden, ist einfach eine tolle Mischung", sagt Liebtrau. Darum wollte sie auch Sommelière werden. Denn der Sommelier muss vom Essen genauso viel Ahnung haben wie vom Wein. So könne er entscheiden, zu welchem Gericht welcher Wein passe.

Um einzelne Rebsorten, Anbaugebiete und Jahrgänge auseinander halten zu können, braucht man viel Erfahrung, einen feinen Gaumen und natürlich eine gute Nase. Wenn Experten Weine verkosten, geht es gänzlich anders zu, als wenn man sich abends nach getaner Arbeit gemütlich ein Glas Wein eingießt. Denn der Experte trinkt überhaupt nicht beim Verkosten. Der edle Tropfen wird gleich wieder ausgespuckt, sonst wäre es auch unmöglich, rund 60 Weine nacheinander zu probieren.

In der Gastronomie gearbeitet hat Stefanie Liebtrau, wie sie sagt, "eigentlich schon immer". Sie tut es einfach gerne. Dabei hatte sie erst eine Ausbildung als Industriekauffrau gemacht und danach Wirtschaftsgeografie studiert. Doch all das tauschte sie nur allzu gerne gegen die Gaststube im großelterlichen Wohnzimmer ein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: